Paris Saint-Germain:Julian Draxler - befreit vom bösen Zauber

Paris Saint-Germain: Stark in Form bei PSG: Julian Draxler.

Stark in Form bei PSG: Julian Draxler.

(Foto: AFP)
  • Julian Draxler erholt sich in Paris von seinem gescheiterten Engagement beim VfL Wolfsburg.
  • Der Nationalspieler ist bei Saint-Germain eine wichtige Kraft - endlich kann er sein Potenzial zeigen.
  • Wenn sein alter Klub nun im Pokal gegen Bayern antritt, verdeutlicht sich, warum Draxler Wolfsburg verließ.

Von Carsten Scheele

Das Allerschönste an Paris sind für Julian Draxler vermutlich weder Notre-Dame noch die Seine, sondern das, was in den französischen Zeitungen über ihn geschrieben steht. "Glänzend", "bemerkenswert" - das sind die Attribute, die Draxler, in den Gazetten über sich lesen darf. Ein Lob hier, eine Adelung für seine Leistungen dort. Für die Journalisten des Parisien ist der deutsche Nationalspieler "jetzt schon der Liebling der Fans".

Draxlers Leben hat sich grundlegend gewandelt. Der 23-Jährige lebt nun in einer echten Großstadt, es ist "aufregend", wie er sagt. Auch das Fußballspielen macht wieder Spaß. Anders als zuvor beim VfL Wolfsburg oder Schalke 04, wo er unter der fußballerischen Mittelmäßigkeit so sehr litt. Bei Paris Saint-Germain spielt er um die Meisterschaft mit, steht in der Champions League im Achtelfinale - und schießt wieder Tore, ziemlich schöne sogar.

Zweimal traf er kürzlich beim Achtelfinaleinzug von PSG im französischen Pokal bei Stade Rennes. Allein das erste Tor war bemerkenswert: Mit der Hacke nahm Draxler einen langen Pass von Thiago Motta an, umringt von Gegenspielern lief er auf das Tor zu; als er den Torwart erreichte, überlupfte er diesen. "Mit ihm zu spielen, ist ein Genuss", so das Urteil seines Teamkollegen Hatem Ben Arfa. Am vergangenen Wochenende gewann Draxler mit Saint-Germain dann 3:1 in Dijon - der Deutsche spielte durch.

"Ganz sicher die richtige Entscheidung"

In Wolfsburg war dagegen alles anders. 2015 wurde Draxler als Ersatz für den zuvor überragenden Kevin De Bruyne geholt, konnte diese Erwartungen aber nie erfüllen. Dass er im Wolfsburger Spiel als Zehner eine Rolle zugedacht bekam, die er zwar selbst forderte, die ihm aber nicht lag, ist die eine Sache. Die andere ist, dass Draxlers Motivation nach seinem geplatzten Wechsel im Sommer arg litt und er sich in einer ohnehin verunsicherten Mannschaft nach Meinung der Fans nicht mehr vollends reinhängte.

In seinen letzten Wochen beim VfL bekam er den Frust der Anhänger richtig ab. Als Draxler den Klub für 40 Millionen Euro in Richtung Paris verließ, riefen sie ihm "Lustlos-Profi" oder "Söldner" hinterher. "Liebling der Fans" war er nie.

Draxler bemalt sich in PSG-Farben

All dies ist bei PSG vergessen. Als wäre er beim Verlassen der Wolfsburger Stadtgrenzen von einem bösen Zauber befreit worden und kurz vor der französischen Grenze noch schnell in einen Motivationsbrunnen gehüpft. Sein Wechsel sei "ganz sicher die richtige Entscheidung gewesen", sagt Draxler. Wo er nur kann, lobt er das Pariser Fußballprojekt, hinter dem eine vermögende Investorengruppe aus Katar steckt.

"Viel Fachkenntnis" liege dahinter, er merke, dass hier "nicht blind zusammengekauft wird", sagte Draxler kürzlich dem Haussender beIN Sports. Er tut viel dafür, nicht so anzuecken wie zuletzt beim VfL Wolfsburg, als er über eine große Boulevardzeitung verkündete, dass er einfach nur noch weg möchte. Über seine Social-Media-Kanäle veröffentlichte Draxler ein Bild seines Gesichts, bemalt mit dem Logo und in den Farben von PSG. Eine ähnliche Aktion während seiner Zeit in Wolfsburg? Undenkbar.

In einer Woche gegen Barcelona

Zwei Spiele dieser Tage verdeutlichen die Diskrepanz zwischen Draxlers altem und neuem Fußballerleben. Das erste an diesem Dienstagabend, wenn sein alter Klub Wolfsburg im DFB-Pokal beim FC Bayern antreten muss. Draxler wurde vom VfL einst verpflichtet, um die Vorherrschaft der Bayern im deutschen Fußball anzugreifen. Von derlei Ambitionen ist Wolfsburg - ohne Draxler - aktuell kilometerweit weg. In München wird es darum gehen, gegen zornige Bayern nicht völlig unterzugehen, die nach dem 1:1 gegen Schalke viel gutzumachen haben.

Draxler und Paris (und übrigens auch Kevin Trapp, der deutsche Torhüter) fiebern einem ganz anderen Spiel entgegen. In der Champions League spielt PSG in einer Woche gegen den FC Barcelona. Barça sei zwar der Favorit, erklärt Draxler, aber: "Ich glaube an uns, ich glaube an unsere Chancen." Es sind diese Spiele, die er in Wolfsburg so vermisste.

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