Süddeutsche Zeitung

Paris-Roubaix:Drama um Degenkolb - Van der Poel gewinnt

Lesezeit: 2 min

Der Niederländer profitiert beim weltberühmtem Kopfsteinpflasterklassiker von einem Defekt des Belgiers Wout van Aert. John Degenkolb fährt ein starkes Rennen - doch ein Sturz verhindert eine bessere Platzierung.

John Degenkolb rollte mit gesenktem Kopf durch das legendäre Velodrom von Roubaix. Der Applaus des Publikums und die Anerkennung von Sieger Mathieu van der Poel konnten den deutschen Radprofi nicht trösten. Ein Sturz in der Schlussphase hatte Degenkolb beim Klassiker Paris-Roubaix um alle Chancen auf den zweiten Sieg nach 2015 gebracht und die "Hölle des Nordens" zu einem Drama für ihn werden lassen.

Jubeln durfte stattdessen van der Poel, mit dem Degenkolb auf der letzten schweren Kopfsteinpflaster-Passage kollidiert war. Der Niederländer hielt sich auf dem Rad und raste anschließend als Solist zu seiner ersten Pflasterstein-Trophäe. "Ich hatte einen der besten Tage auf dem Rad. Es ist unglaublich und schwer zu beschreiben", sagte van der Poel. Im Ziel hatte der 28-Jährige vom Team Alpecin-Deceuninck 46 Sekunden Vorsprung auf seinen belgischen Teamkollegen Jasper Philipsen. Dritter wurde Mitfavorit Wout van Aert (Belgien/Jumbo-Visma).

Degenkolb bezeichnet Paris-Roubaix als sein "Lieblingsrennen"

Für van der Poel war es nach dem Gewinn von Mailand-Sanremo im März der zweite große Triumph des Jahres. Degenkolb konnte nicht mehr in den Platzierungssprint eingreifen. Mit 2:35 Minuten Rückstand wurde der DSM-Profi als bester Deutscher Siebter. Max Walscheid (Neuwied/Cofidis) belegte mit einer knappen Minute Rückstand Rang acht.

"Es ist mein Lieblingsrennen. Alles daran fasziniert mich", hatte Degenkolb, dem der 3,7 km lange Pave-Sektor 17 zwischen Hornaing und Wandignies gewidmet ist, vor dem Start gesagt. Am Ende lag er entkräftet und enttäuscht auf dem Boden.

In einer äußerst schnellen Anfangsphase wurden zunächst alle Fluchtversuche unterbunden. Erst wenige Kilometer vor dem ersten von 29 Pavé-Sektoren setzte sich eine kleine Gruppe ab, zu der auch die deutschen Fahrer Jonas Koch (Bora-hansgrohe) und Juri Hollmann (Movistar) zählten. Am Abschnitt zwischen Troisvilles und Inchy - den ersten 2,2 von insgesamt 54,5 Kilometern Kopfsteinpflaster - entwickelte das Rennen eine neue Dynamik. Nils Politt (Bora-hansgrohe) wurde, wie viele Fahrer, von einem mechanischen Problem aufgehalten. Der Kölner kehrte zwar ins Hauptfeld zurück, verpasste im entscheidenden Moment aber den Anschluss.

Van der Poel und Degenkolb berühren sich - der Deutsche kommt zu Fall

Degenkolb dagegen spielte schon vor dem berüchtigten Wald von Arenberg seine Erfahrung aus. Er setzte sich mit den Topfavoriten van Aert und van der Poel ab und überstand auch die brutale Arenberg-Schneise schadlos. Für Vorjahressieger Dylan van Baarle (Jumbo-Visma) endeten dort alle Sieghoffnungen nach einem Sturz. Die nun hochkarätig besetzte 13-köpfige Spitzengruppe, der zunächst vier Deutsche angehörten, schrumpfte im Ausscheidungsfahren in Richtung Ziel. Degenkolb überzeugte dabei mit Einsatz und Cleverness. Attacken des Duos van der Poel und van Aert fing der 34-Jährige teils im Alleingang ab.

Der Lohn für seine herausragende Leistung blieb Degenkolb aber verwehrt. Auf dem letzten schweren Pflastersektor Carrefour de l'Arbre berührten sich van der Poels und Degenkolb. Auf einer Wiese neben dem Kopfsteinpflaster verlor der Deutsche die Kontrolle über sein Rad und stürzte bei hoher Geschwindigkeit. Zwar konnte er das Rennen fortsetzen, alle Chancen auf den Sieg waren aber dahin. Diesen ließ sich van der Poel nicht mehr nehmen, auch, weil van Aert von einem Hinterradschaden ausgebremst wurde.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5789294
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/sid
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.