Paris-Roubaix:Degenkolb siegt in der "Hölle des Nordens"

John Degenkolb

Sieg über Kopfsteinpflaster: John Degenkolb (Archivbild).

(Foto: dpa)

Nach 119 Jahren gewinnt ein Deutscher bei Paris-Roubaix. Ingolstadt gleicht im DEL-Finale gegen Mannheim aus. Oldenburg holt den Basketball-Pokal gegen Bamberg. Paul Biedermann schwimmt Weltjahresbestzeit.

Radsport: Radprofi John Degenkolb hat als erster Deutscher seit 119 Jahren den Frühjahrs-Klassiker Paris-Roubaix gewonnen. Der 26-Jährige aus dem Team Giant-Alpecin triumphierte bei der 113. Ausgabe der sogenannten "Hölle des Nordens" nach 253,5 Kilometern, davon 52,7 über das berüchtigte Kopfsteinpflaster, im Velodrom von Roubaix vor Zdenek Stybar (Tschchien/Etixx-QuickStep) und Greg van Avermaet (Belgien/BMC). Den bislang einzigen deutschen Sieg hatte Josef Fischer 1896 bei der Premiere errungen. "Davon habe ich immer geträumt. Ich musste so hart arbeiten, ich kann es kaum glauben", sagte Degenkolb mit Freudentränen in den Augen und dreckverschmiertem Gesicht. Es war bereits Degenkolbs zweiter Coup in dieser Saison. Vor drei Wochen hatte der gebürtige Thüringer bereits bei Mailand-Sanremo gesiegt. "Es ist lange her, dass diese Kombination jemand geschafft hat", sagte Degenkolb. Er ist erste der dritte Fahrer, der diese beiden Radsport-Monumente innerhalb eines Jahres für sich entschieden hat. Dies war zuvor nur dem Belgier Cyrille Van Hauwaert (1908) und dem Iren Sean Kelly (1986) gelungen.

Basketball, Pokal: Völlig unerwartet haben die EWE Baskets Oldenburg ihren Heimvorteil genutzt und zum ersten Mal den Pokal der Basketball Bundesliga (BBL) gewonnen. Im packenden Finale des Top Four feierte der frühere deutsche Meister einen überraschenden 72:70 (34:34)-Sieg über den klaren Favoriten Brose Baskets Bamberg. Oldenburg holte seinen zweiten Titel nach dem Gewinn der Meisterschaft 2009. Oldenburg hat mit dem Erfolg für das Highlight einer bislang enttäuschenden Saison gesorgt. Erst Ende März hatte beim Tabellensiebten Mladen Drijencic den wegen der sportlichen Misere entlassenen Trainer Sebastian Machowski ersetzt.

"Das ist unbeschreiblich", sagte Oldenburgs Forward Philip Zwiener: "Das ist unglaublich schön für uns, für die Fans, für Oldenburg." Teamkollege Philipp Neumann meinte: "Wir haben gekämpft, wir haben alles gegeben. Wir sind zurück." Angetrieben von den eigenen Fans gelang den Oldenburgern im Finale ein Traumstart. Im ersten Viertel trafen die Gastgeber fünf von sieben Dreierwürfen und zogen leicht davon. Die Brose Baskets steigerten sich, Mitte des zweiten Spielabschnitts gelang die erstmalige Führung (28:26/17. Minute). Mitte des Schlussviertels erspielte sich Bamberg, das vor allem von Brad Wanamaker (19 Punkte) und Janis Strelnieks (16) geführt wurde, einen Vorsprung (64:56/34.). Er hielt nicht, Oldenburg glich wieder aus (64:64/38.). Die Entscheidung fiel Sekunden vor Schluss, als der Bamberger Dawan Robinson einen Dreierversuch daneben setzte und die Chance auf den Sieg vergab. Bester Werfer der EWE Baskets war Casper Ware (13).

Eishockey, DEL: Die beeindruckende Siegesserie der Adler Mannheim ist gerissen, Titelverteidiger ERC Ingolstadt hat sich im Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zurückgemeldet. 42 Stunden nach der unglücklichen 1:2-Niederlage nach Verlängerung gewannen die Oberbayern das zweite Play-off-Endspiel mit 5:2 (0:0, 1:0, 4:2) gegen den Vorrundenersten, der zuvor achtmal in Folge in der Meisterrunde triumphiert hatte. Vor dem dritten Finale am Dienstag (19.30 Uhr/ServusTV) in Mannheim ist der Kampf um die 95. deutschen Eishockey-Meisterschaft wieder völlig offen. Nach den Toren von Brandon Buck (21./46.), Jared Ross (49.), Derek Hahn (51.) und Petr Taticek (60.) für Ingolstadt sowie Ronny Arendt (47.) und Robert Raymond (55.) für die Adler steht es in der Best-of-seven-Serie 1:1, vier Siege sind zum Titelgewinn notwendig.

Schwimmen, DM: Weltrekordler Paul Biedermann hat zum Abschluss der DM in Berlin in beeindruckender Manier die Zweifel an seiner Form beseitigt. Einen Tag nach seinem wenig überzeugenden Erfolg über 100 m Freistil (49,24) gewann der 28-Jährige über die doppelte Distanz in Weltjahresbestzeit von 1:45,60 Minuten deutlich. Sein vermeintlicher Widersacher Florian Vogel (München), Sieger über 400 und 800 m, wurde Fünfter. "Das Rennen war voll gut, hat viel Spaß gemacht", sagte Biedermann und gab zu: "Ich war ein bisschen geknickt nach dem Rennen über 100." Mit seiner Siegerzeit blieb der Staffel-Europameister auch anders als bei seinem 100-m-Erfolg deutlich unter der Norm für die WM im Sommer in Kasan. Als Mitglied des Eliteteams ist Biedermann aber genau wie Vizeweltmeister Marco Koch und der erkrankte Olympia-Vierte Steffen Deibler für den Saisonhöhepunkt gesetzt. Schon vor der eher schwachen Vorlaufzeit mit Platz vier hatte Biedermann gelassen gesagt: "Wir haben fast noch vier Monate Zeit bis zur Weltmeisterschaft, ich mache mich noch nicht verrückt."

Golf, US Masters: Der Weltranglistenerste Rory McIlroy und Superstar Tiger Woods haben sich am dritten Tag des 79. US Masters in Augusta/Georgia gesteigert und im Gleichschritt den Druck auf die Spitzengruppe erhöht. McIlroy spielte eine 68 und damit seine beste Runde des Turniers. Woods blieb auf dem Par-72-Kurs ebenfalls vier Schläge unter dem Platzstandard und hat wie McIlroy 210 Schläge auf dem Konto. Beide liegen auf dem geteilten fünften Platz zehn Schläge hinter dem nach wie vor führenden Amerikaner Jordan Spieth. Der Nordire McIlroy, der sich mit einem Sieg den noch fehlenden Major-Titel sichern kann, leitete den erfolgreichen Tag mit einem Eagle am zweiten Loch (Par 5) ein. Auch in der Folge blieb der 25-Jährige konstant und spielte vier Birdies. Lediglich zwei Bogeys auf den beiden Schlusslöchern verhinderten ein noch besseres Ergebnis. Woods, der bis zum Masters-Start in diesem Jahr unter Wettkampfbedingungen nur 47 Löcher absolviert hatte, ließ die fehlende Spielpraxis kaum erkennen. Der 39-Jährige kam auf sechs Birdies, lediglich am 14. und 18. Loch leistete er sich ein Bogey. Deutschlands Golfstars Martin Kaymer (Mettmann) und Bernhard Langer (Anhausen) waren am Cut gescheitert. Kaymer spielte eine 76 und eine 75 und verpasste mit insgesamt 151 Schlägen ebenso die beiden Schlussrunden wie Langer, der nach einer 73 und einer 74 mit 147 Schlägen nur einen einzigen Schlag zu viel auf der Scorecard hatte.

Tennis, WTA-Turnier in Charleston: Angelique Kerber hat das deutsche Halbfinal-Duell beim Tennis-Sandplatz-Turnier von Charleston in South Carolina gegen Andrea Petkovic gewonnen und erstmals in diesem Jahr ein Endspiel erreicht. Die 27-jährige Kielerin besiegte ihre gleichaltrige Fed Cup-Kollegin und Titelverteidigerin am Samstag nach 1:34 Stunde mit 6:4, 6:4. Für Kerber war es im zehnten Aufeinandertreffen mit Petkovic der siebte Erfolg. Deutschlands Nummer eins indes musste nach zuvor elf Siegen erstmals eine Niederlage beim mit 731000 Dollar dotierten Event hinnehmen. Im Finale spielt Kerber gegen die Amerikanerin Madison Keys, die in ihrem Vorschlussrunden-Match die tschechische Qualifikantin Lucie Hradecka mit 6:1, 6:4 besiegte. Von den bisherigen drei Partien gegen die 20-jährige Rechtshänderin aus Illinois hat Kerber zwei gewonnen.

Tennis: Die ehemalige Weltranglisten-Erste Martina Hingis hat mit ihrer neuen Doppelpartnerin Sania Mirza beim dritten Turnierstart den dritten Titel gefeiert. In Charleston bezwang das Duo aus der Schweiz und Indien das australisch-kroatische Doppel Casey Dellacqua/Darija Jurak am Sonntag mit 6:0, 6:4. Nach den Erfolgen in Indian Wells und Miami feierte die 34-jährige Hingis im US-Bundesstaat South Carolina ihren 44. Turniersieg im Doppel. Am kommenden Wochenende zählt sie zum Aufgebot des Schweizer Fed-Cup-Teams für das Aufstiegsspiel in die Weltgruppe I in Polen.

Tischtennis: Tischtennis-Rekordchampion Borussia Düsseldorf droht das Endspiel um die deutsche Meisterschaft zu verpassen. Das Team um Timo Boll verlor das Halbfinale-Hinspiel beim 1. FC Saarbrücken am Samstagabend völlig unerwartet mit 0:3. Im anderen Duell setzte sich der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell knapp mit 3:2 gegen den TTC Zugbrücke Grenzau durch. Die Rückspiele sind für nächsten Sonntag angesetzt. "Wir sind total schockiert. Mit so einem Ergebnis haben wir nicht gerechnet", kommentierte Rekord-Europameister Boll die Pleite des Titelverteidigers. Boll verlor zwei Wochen vor Beginn der WM in China sein Einzel gegen den Slowenen Bojan Tokic mit 1:3. Außerdem punkteten der Portugiese Tiago Apolonia gegen Nationalspieler Patrick Franziska sowie der Franzose Adrien Mattenet gegen Panagiotis Gionis für die Saarländer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: