Handspiel-Regel:Indirekter Freistoß wäre die bessere Strafe

Handspiel-Regel: Das Handspiel von Presnel Kimpembe führte zum entscheidenden Elfmeter im Duell zwischen Paris und Manchester.

Das Handspiel von Presnel Kimpembe führte zum entscheidenden Elfmeter im Duell zwischen Paris und Manchester.

(Foto: AFP)

Paris Saint-Germain scheidet durch einen Handelfmeter in letzter Sekunde aus. Der Fall zeigt, dass das Strafmaß sinken muss.

Kommentar von Markus Sutera

Es ist schon wieder passiert. Jetzt also Paris. Elfmeter! Nach Handspiel! Und der Schiedsrichter hat nach Video-Ansicht entschieden. Seit dieser Saison reiben nicht nur Medien und Fans den Referees strittige Spielszenen in Super-Zeitlupe unter die Nase. Die Unparteiischen machen es inzwischen selbst. Beim dramatischen Aus von Paris Saint-Germain gegen Manchester United am gestrigen Abend war der Ort der Entscheidungsgewalt ein Ü-Wagen vor dem Pariser Prinzenpark. Von dort aus wurden dem Schiedsrichter die Wiederholungen auf einem Bildschirm am Spielfeldrand serviert.

Es ging um das Handspiel des PSG-Verteidigers Presnel Kimpembe, der einen Schuss an den Unterarm bekommen hatte. Schiedsrichter Damir Skomina entschied zunächst auf Eckstoß, schaute sich nach Eingreifen des Videoschiedsrichters die Szene aus mehreren Zeitlupen und unterschiedlichen Perspektiven nochmals an und zeigte dann auf den Punkt. Marcus Rashford verwandelte den Strafstoß zum 3:1 für die Gäste und schenkte den Engländern das überraschende Weiterkommen.

Eine Zeitlupen-Entscheidung, ein "Fifty-fifty-Fall", trotz technischer Hilfe. Aus einem harmlosen Vergehen, wie es das Handspiel zweifelsfrei ist, resultiert die Höchststrafe Elfmeter. Darin liegt das Problem. Der Fußball muss von der strengen Bestrafung von Handspielen wegkommen. Viel einfacher wäre es, regelwidrige Handspiele grundsätzlich mit einem indirekten Freistoß zu bestrafen. Egal wo sie stattfinden, auch im Strafraum. Im Torraum dann entsprechend auf der Torraumlinie (also auf der "Fünfmeterlinie"). Und wie immer müsste es auch hier Ausnahmen geben: Bei einem Handspiel zur Verhinderung einer klaren Torchance oder eines klaren Tores, beispielsweise auf der Torlinie, könnte man über ein technisches Tor wie beim Eishockey nachdenken. Oder nach wie vor einen Strafstoß plus Platzverweis verhängen.

Reduziert man die Spielstrafe, gibt es auch weniger Diskussionen

Vom neuen Strafmaß bei Handspielen würden alle profitieren: Für die Unparteiischen sinkt die Gefahr, dass aus einer zweifelhaften Entscheidung ein so gut wie sicheres Tor fällt. Die Verteidiger können aufhören, wie beim Völkerball auszuweichen (auch der Pariser Kimpembe drehte sich ja fast schon vorauseilend seitlich weg). Und die Trainer freut es, wenn die wöchentliche Arbeit nicht durch ein unglückliches Handspiel zunichtegemacht wird.

Die Hand-Diskussionen werden weitergehen, gerade bei der Frage "Elfmeter oder nicht"? Beim Jahrestreffen der Regelhüter des Weltfußballs im schottischen Aberdeen (des sogenannten Ifab) am vergangenen Samstag gab es diesbezüglich keine großen Neuerungen. Bekannt wurde, dass per Hand erzielte Tore grundsätzlich nicht mehr gelten. Gleiches gilt für Tore, denen in der Entstehung ein Handspiel der angreifenden Mannschaft vorausging. Eine große Regel-Revolution blieb aus. Vielmehr überlegte das Gremium, die Auslegung, wann ein Handspiel ein Handspiel ist, klarer zu fassen.

Die Regelhüter zielen mit ihren Ideen an der Lösung des eigentlichen Problems vorbei. Nicht die Auslegung des Handspiels, sondern die unverhältnismäßige Spielstrafe ist der Streitpunkt. Reduziert man die Spielstrafe, schwinden auch die Diskussionen ums Handspiel. Will man den Fußball fairer machen und eine Verhältnismäßigkeit zwischen Strafe und Vergehen erreichen, führt kein Weg am indirekten Freistoß vorbei.

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