Süddeutsche Zeitung

Paralympics:Zweites Gold für Schaffelhuber, Debatte um Lysowa

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Die Anna-Schaffelhuber-Festspiele in Pyeongchang gehen weiter: Die 25 Jahre alte Monoskifahrerin gewann nach Gold in der Abfahrt am Sonntag auch den Super-G in der sitzenden Klasse. 2014 in Sotschi hatte sie schon fünfmal triumphiert.

Andrea Rothfuss holte bei den Alpinen in der stehenden Klasse wie in der Abfahrt auch im Super-G Silber. Zudem gewann Fahnenträgerin Andrea Eskau nach der "Nullrunde" im Biathlon am Sonntag die erste Medaille für die nordischen Athleten des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS): Die 46-Jährige vom ZSC Magdeburg wurde Zweite im Langlauf über 12 Kilometer.

Schaffelhuber kann jetzt "voll riskieren"

Doch im Mittelpunkt stand erneut Anna Schaffelhuber. "Ich kann es noch gar nicht glauben. Ich musste im Ziel gleich zweimal hinschauen. Das ist unfassbar", sagte sie nach ihrem zweiten Coup auf der Piste im Jeongseon Alpine Centre. Sie sei nach ihren Erfolgen vor den weiteren drei Rennen "extrem tiefenentspannt. Ich kann jetzt voll riskieren".

Nach ihrem Abfahrts-Gold war die querschnittsgelähmte Rennläuferin vom TSV Bayerbach schon im Super-G "wesentlich lockerer", wie sie selbst einräumte. Entsprechend souverän siegte Schaffelhuber in 1:34,76 Minuten souverän vor der Österreicherin Claudia Lösch (0,95 Sekunden zurück) und der Japanerin Mumoka Muraoka (1,34). Anna-Lena Forster (Radolfszell) wurde Vierte. Die 22-Jährige war in der Abfahrt mit Zwischenbestzeit kurz vor dem Ziel gestürzt.

Rothfuss musste sich erneut Marie Bochet aus Frankreich geschlagen geben. Sie lag nur 0,27 Sekunden hinter Bochet (1:32,83). "Ich bin superhappy und habe nicht damit gerechnet. Das macht Lust auf mehr", sagte sie nach dem Super-G. Bei den Alpinen geht es nach einem Ruhetag (Schaffelhuber: "Den brauche ich dringend") am Dienstag mit der Superkombination weiter. Auch da zählen Schaffelhuber und Rothfuss zu den Favoritinnen.

Im Langlauf brach Eskau den Bann bei den Nordischen. Als Zweite lag sie 32,4 Sekunden hinter der Amerikanerin Kendall Gretsch. "Ich bin super glücklich. Ich hatte nach Samstag schon gezweifelt. Jetzt habe ich meine Medaille und kann die nächsten Rennen lockerer angehen", sagte Eskau." Für die sechsmalige Paralympicssiegerin Eskau war es in ihrer langen und erfolgreichen Karriere die zehnte Medaille. Zudem ist die querschnittsgelähmte Athletin, die auch im Sommer mit dem Handbike startet, 20-malige Weltmeisterin.

Diskussionen um Biathlon-Gold

Nach dem Sieg der umstrittenen Russin Michalina Lysowa über sechs Kilometer in der Klasse der Sehbehinderten hat Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), das Internationale Paralympische Komitee (IPC) kritisiert. "Mit diesem Sieg und diesem Start sind die Zweifel nicht weg - im Gegenteil. Diese Diskussionen haben die Spiele zu Beginn belastet", sagte Beucher in aller Deutlichkeit.

"Das war zu befürchten, dass sie gewinnt", fügte DBS-Vize Karl Quade an. Das sei "das I-Tüpfelchen auf die ganze Geschichte". Das IPC hatte Lysowa, die als Neutrale Paralympische Athletin startet, erst kurzfristig zugelassen. Nach Angaben des DBS taucht der Name der dreimaligen Paralympics-Siegerin von Sotschi jedoch im McLaren-Report auf. Sie steht damit unter Manipulationsverdacht. Vier Dopingproben von Lysowa sollen Kratzer aufgewiesen haben.

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