Paralympics in London:Gold im Tischtennis, Silber im Kugelstoßen

Fünfte Goldmedaille für Deutschland: Jochen Wollmert gewinnt das Finale im Tischtennis, für Kollege Thomas Schmidberger klappt es mit Bronze. Marianne Buggenhagen holt im Kugelstoßen Silber, Reiterin Hannelore Brenner sichert sich Gold in der Dressur und der deutsche Ruder-Mixed-Vierer fährt zu Silber.

Tischtennisspieler Jochen Wollmert hat bei den Paralympics in London seine insgesamt dritte Goldmedaille bei Sommerspielen für Behindertensportler gewonnen. Der 47-jährige Solinger, der bereits in Sydney 2000 und Peking 2008 triumphiert hatte, setzte sich im Finale gegen William Bayley aus Großbritannien nach 23 Minuten mit 3:1 (11:8, 4:11, 11:5, 11:4) durch.

London 2012 Paralympic Games

Freude nach dem Triumph im Finale: Tischtennis-Spieler Jochen Wollmert gewinnt Gold bei den Paralympics.

(Foto: dpa)

"Das war ein großartiges Match und ein fantastisches Publikum. Es war mein Traum, im Finale gegen Will zu spielen", sagte Wollmert. Nach seinem Erfolg nahm er den Briten in den Arm und spendetet ihm unter dem anerkennenden Jubel der Zuschauer Trost.

Sein Kollege Thomas Schmidberger konnte zuvor die Bronzemedaille gewinnen. Der querschnittsgelähmte Plattlinger, der seit seinem vierten Lebensjahr nach einem Autounfall im Rollstuhl sitzt, setzte sich im kleinen Finale nach 32 Minuten gegen den Franzosen Florian Merrien mit 3:1 (7:11, 11:7, 12:10, 15:13) durch. Damit hat der erst 20-jährige Schmidberger nach WM-Silber im Einzel 2010 und dem Mannschaftstitel sowie Einzelbronze bei der EM 2011 nun auch eine paralympische Medaille auf dem Konto.

Zwei Pirouetten im Rollstuhl

"Die Bronze-Medaille fühlt sich wie Gold an", sagte Schmidberger: "Nach dem entscheidenden Punkt sind mehrere Steine von mir abgefallen. Die Arbeit hat gefruchtet und die Strapazen haben sich gelohnt." Das Halbfinal-Aus hatte der Gold-Kandidat nach eigener Auskunft "gut weggesteckt", dem Sieg trauert er nicht hinterher: "Ich bin super zufrieden. Die Spiele vor dieser Kulisse sind tolle Erlebnisse."

Auch Marianne Buggenhagen hatte Grund zur Freude: Erst drehte sie mit ihrem Rollstuhl zwei Pirouetten, dann nahm sie im Londoner Olympiastadion freudestrahlend ihre Silbermedaille in Empfang. Auf dem Weg zum zehnten Gold stand der 59-Jährigen aus Berlin am Samstag Abend nur die Chinesin Liwan Yang im Weg. Buggenhagen hat damit bei jeder Teilnahme an Spielen der Behindertensportler mindestens eine Medaille gewonnen.

"Ich habe immer gesagt, wenn das Diskuswerfen dabei ist, hole ich euch Gold. Aber im Kugelstoßen werde ich um Bronze kämpfen, und ich habe gekämpft. Dass es jetzt Silber geworden ist, darüber freue ich mich sehr", sagte Buggenhagen nach ihrer bereits 13. Medaille bei den Paralympics überglücklich. Dagegen verpasste Martina Willing Bronze um ganze zwei Zentimeter. Für die 55-Jährige wäre es immerhin auch schon die insgesamt achte Medaille gewesen.

Brenner reitet zu Gold

Reiterin Hannelore Brenner hat für eine weitere Goldmedaille gesorgt. Trotz kurzer Orientierungsschwierigkeiten siegte sie in der Dressur. Die inkomplett querschnittsgelähmte Petersauerin triumphierte im Greenwich Park auf ihrer Stute "Woman of the World" mit 73,467 Punkten vor Deborah Criddle (Großbritannien/71,267 Punkten) und Annika Dalskov (Dänemark/71,233), obwohl sie kurzzeitig über die Reihenfolge der Choreographie ins Grübeln geraten war. "Ich hatte wegen des Drucks einen kurzen Blackout. Aber zum Glück machte mein Pferd einfach weiter, bis ich wieder zu mir gefunden hatte", sagte Brenner. Für die 49-Jährige war es nach Doppel-Gold in Peking 2008 bereits der dritte paralympische Erfolg. Steffen Zeibig (Dresden) beendete den Wettbewerb mit 66,233 Punkten auf dem achten Platz.

London 2012 Paralympic Games -  Leichtathletik

Auf Platz zwei gestoßen: Marianne Buggenhagen.

(Foto: dpa)

Eine Medaille für Deutschland gab es auch im Rudern: Der deutsche Ruder-Mixed-Vierer mit Steuerfrau hat bei den Paralympics am Sonntag die Silbermedaille gewonnen. Das Quintett Katrin Splitt, Astrid Hengsbach, Tino Kolitscher, Kai-Kristian Kruse und Anke Molkenthin kam in 3:21,44 Minuten 2,06 Sekunden hinter Gastgeber Großbritannien ins Ziel. Der von Trainer Thomas Böhme trainierte Vierer hatte schon im Vorlauf einen Weltrekord aufgestellt.

Im schon morgens mit 80 000 Zuschauern voll besetzten Olympiastadion blieben dagegen die Weitspringerinnen Vanessa Low und Katrin Green aus Leverkusen deutlich unter ihren Bestleistungen. Die 22 Jahre alte beidseitig oberschenkelamputierte Low wurde bei ihrem Debüt Sechste, die fünf Jahre ältere Vereinskollegin Fünfte.

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