Para-Leichtathletik:Kuddelmuddel zum Abschluss

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Die deutsche Staffel: Alhassane Baldé (v. re.), Neele Moos, Johannes Floors, Katrin Mueller-Rottgardt und Begleiter Noel Siener. (Foto: Oliver Kremer/imago)

Das Internationale Paralyampische Komitee führt bei der WM ein neues Staffelrennen ein, die deutsche Mannschaft wird disqualifiziert - und kritisiert fehlende Professionalität.

Von Sebastian Fischer, Dubai/München

Der Rennrollstuhlfahrer Alhassane Baldé hätte Weltmeister sein können, da ist er ziemlich sicher. Doch die deutsche Staffel, für die er am Donnerstag im Finale ins Ziel fahren sollte, war im Vorlauf disqualifiziert worden. Und deshalb fragte er am Freitag stattdessen Grundsätzliches: "Wo will die paralympische Bewegung hin?"

Das Fazit zur Para-Leichtathletik-WM fällt aus deutscher Sicht "ordentlich" aus, wie es Friedhelm Julius Beucher formulierte, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands (DBS). Sieben Goldmedaillen haben deutsche Athleten gewonnen, Prothesensprinter Johannes Floors gewann zum Abschluss am Freitag nach seinem Titel über 100 auch über 400 Meter. Aber das Ende der Veranstaltung prägte auch eine Disziplin, bei deren WM-Premiere etwas schiefging.

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hat die Staffel aus Prothesenläufern, die Deutschland 2017 gewann, durch eine Universalstaffel ersetzt, in der zwei Männer und zwei Frauen mit unterschiedlicher Behinderung gemeinsam antreten. Als "Rückschritt in Richtung Rehasport" und "Kuddelmuddel" war der Wettbewerb aus dem deutschen Team bereits vorher kritisiert worden. Die sehbehinderte Katrin Müller-Rottgardt, Floors, Nele Moos (Zerebralparese) und Baldé waren dann trotzdem schnell und zunächst auch zufrieden, bis ein Wechselfehler zwischen Müller-Rottgardt und Floors moniert wurde. "Unser Team wurde disqualifiziert, obwohl uns kein eindeutiger Beweis für einen Wechselfehler gezeigt wurde", teilte der DBS mit. Es gebe keine Bilder, die den Fehler belegen.

Baldé sagt, er finde die neue Staffel trotz anfänglicher Vorbehalte durchaus attraktiv. Aber der Streit zeige, dass das IPC die Probleme unterschätzt habe: "Wie klatscht man ab? Wie ist das mit den unterschiedlichen Geschwindigkeiten?" Und das zeige eben ein grundsätzliches Problem im paralympischen Sport: Einerseits die hohe Professionalisierung einzelner Disziplinen, andererseits der Wille, auch Gemeinsamkeit untereinander und damit so etwas wie breitensportlichen Charakter zu betonen. Das sei ein Widerspruch, "das kann man nicht hinkriegen", sagt er.

Baldé, 33, wird aufgrund der verpassten Medaille vorerst aus dem A-Kader fliegen und einen Teil seiner Sportförderung verlieren. Aber er habe sich das Finale am Abend, das die USA gewann, dennoch versöhnlich angesehen, wie er sagt. Er hoffe, das IPC werde aus den Fehlern lernen. Und sein eigenes Ziel, ein Erfolg bei den Paralympics in Tokio 2020, ändert sich ohnehin nicht.

© SZ vom 16.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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