Der Vatikan und Maradona:Papst kritisiert „Hand Gottes“

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Die Hand Gottes: Diego Armando Maradona (Argentinien, links) schreibt mit seinem eigentlich irregulären Treffer gegen Torwart Peter Shilton (England, rechts) Weltmeisterschaftsgeschichte. (Foto: Sven Simon/Imago)

Der argentinische Papst Franziskus äußert sich zum legendären, vor 38 Jahren erzielten Treffer von Diego Maradona – nicht gerade positiv.

Von Javier Cáceres

Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, als Papst Franziskus auch Oberhaupt der katholischen Kirche, gilt als frommer Jünger des heiligen Josef. Und als hingebungsvoller Freund des Fußballs und Fan eines Traditionsvereins aus Buenos Aires, der den Namen eines Heiligen trägt: CA San Lorenzo de Almagro, deren Mitglieder „cuervos“ genannt werden, Raben.

Man weiß dies spätestens, seit der frühere argentinische Nationaltrainer Alfio „Coco“ Basile vor ein paar Jahren im argentinischen TV interviewt wurde. Er erzählte, wie er bei seinem Debüt als „Feuerwehrmann“ bei San Lorenzo davon überrascht wurde, dass „ein Pfaffe durch die Tür trat“ und „die Spieler segnen wollte“, so wie bei all den Spielen, in denen San Lorenzo zuvor verloren hatte. „Schmeiß den Seuchenvogel raus!“, habe Basile dem damaligen Vizepräsidenten Fernando Miele gesagt, ein Priester habe in einer Kabine nichts verloren. Jahre später habe Miele ihn aufgeklärt, wer der Mann im Priestergewand war: „Du weißt nicht, wer Papst geworden ist: der Pfaffe, den du aus der Kabine geworfen hast!“

Am Samstag begab es sich, dass Franziskus sich dem Nationalheiligen seines Heimatlandes widmete: Diego Armando Maradona, der im Jahre 2020 nach Christus (oder, wie die Iglesia Maradoniana sagen würde: im Jahre 60 n. D. A. M.) verstarb. Übrigens nachdem er sich zu Lebzeiten mit Johannes Paul II. wegen Fragen der Armutsbekämpfung angelegt hatte. Damals sagte er: „Ich hab’ mich mit dem Papst gestritten, weil ich im Vatikan war und die goldenen Dächer gesehen habe. Verkauf doch das Dach, du Bestie, mach was!“ Wobei er von Johannes Paul II. eh keine gute Meinung hatte. Er sprach über Karol Wojtila das vernichtende Urteil: „Der war Torwart.“

„Von wegen: die Hand Gottes! Es war Diegos Hand“, gestand Maradona viele Jahre später

Nun begab es sich, dass ein elfjähriger Junge nach Angaben der katholischen Nachrichtenagentur KNA beim Weltkindertag in Rom Franziskus fragte, wie der Papst sich beim WM-Titel Argentiniens von 2022 gefühlt habe. Er sei „glücklich“ gewesen, und das hieß: Es sei anders gewesen als 1986. Damals führte Maradona Argentinien zum WM-Titel, und er unterwarf England im Viertelfinale (2:1) nahezu im Alleingang, durch zwei Treffer, die in die Geschichte eingingen.

Dem ungeheuerlichen Solo zum zwischenzeitlichen 2:0 war ein Führungstreffer vorangegangen, von dem Maradona selbst im Affekt sagte, es sei „ein bisschen mit dem Kopf von Maradona und ein bisschen mit der Hand Gottes“ erzielt worden. Sehr viele Jahre später war Maradona in vollem Umfang geständig: „Von wegen: die Hand Gottes! Es war Diegos Hand“, sagte er und fühlte sich beseelt, denn im Ambiente schwang damals der Krieg um die Malwinen mit, von den Briten Falklandinseln genannt. „Es war, als hätte ich den Engländern die Brieftasche geraubt“, freute sich Maradona.

Papst Franziskus sagte nun, das sei „nicht gut“ gewesen. Dass Franziskus für seine Kritik an der „Hand Gottes“ jetzt in Argentinien gekreuzigt oder im Stile von Basile nicht aus einer Kabine, aber gewissermaßen aus dem Land geworfen wird, muss jedoch nicht befürchtet werden. Er wird immer darauf verweisen können, dass er schon vor Jahren meinte, eine Diskussion über das seit 1870 geltende Unfehlbarkeitsdogma des Papstes wäre mal angebracht.

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