Paderborner Remis gegen Mainz:Die Heide brennt

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Uwe Hünemeier: Kapitän, Torschütze und Elfmeterverursacher. (Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Uwe Hünemeier, Kapitän von Aufsteiger SC Paderborn, trifft gegen den FSV Mainz 05 zum 2:1 und verursacht dann in der Nachspielzeit einen Elfmeter. Am Ende ist der Bundesliga-Neuling jedoch froh über den ersten Punkt der Vereinsgeschichte.

Von Ulrich Hartmann, Paderborn

Die Provokation ist schon entlarvt. Der SC Paderborn, Bundesliga-Neuling und nach eigenem Ermessen "krassester Außenseiter aller Zeiten", hat bereits im ersten Spiel gegen den FSV Mainz 05 gezeigt, dass er in der höchsten deutschen Klasse ganz gut mithalten kann. Nachdem Paderborns Kapitän Uwe Hünemeier drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit per Kopfball die 2:1-Führung erzielt hatte, war er in der dritten Minute der Nachspielzeit auch verantwortlich für den Ausgleich. Nach einem Hünemeier-Foul am Mainzer Shinji Okazaki verwandelte Ja-Cheol Koo in der vierten nachgespielten Minute den Elfmeter zum 2:2 (1:1)-Endstand. "Ärgerlich", fand Hünemeier den "Kann-Elfmeter". Man sei selbst schuld. "Es ging alles so schnell, und solche Fehler werden in der Bundesliga natürlich gnadenlos bestraft." Der Trainer André Breitenreiter sagte hinterher allerdings stolz: "Jeder hat heute gesehen, dass der SC Paderborn zurecht in der Bundesliga spielt."

Vor dem Paderborner Hauptbahnhof steht ein zartes Apfelbäumchen. Der Künstler Christian Hasucha hat rund um das Bäumchen eine große stählerne Silhouette geschmiedet, in die es hineinwachsen soll. "Später sein wird", heißt das Werk und ist Teil eines Kunstprojekts, das sich über die ganze Stadt erstreckt.

Die Arena am Westrand gehört nicht dazu. Dabei sind die Fußballer vom SC Paderborn der Stolz der Stadt und bundesweit Gesprächsthema. Ihre Leistung bei der Premiere gegen Mainz war aller Ehren wert. Und doch muss das zarte Pflänzchen SC Paderborn in die große Bundesliga noch hineinwachsen. Zur Begrüßung gab es immerhin dieses angemessene 2:2. "Eine gefühlte Niederlage" nannte Abwehrspieler Jens Wemmer das Remis angesichts des späten Ausgleichs. Am Paderborner Hauptbahnhof gibt es in diesen Tagen noch mehr zu sehen. "Willkommen in der Bundesligastadt" steht dort auf einem gewaltigen Transparent. Die Stadt steht Kopf. Viel mehr Menschen als nur 15 000 hätten zur Premiere kommen wollen, aber mehr passen halt nicht ins kleine Stadion. Nur im Gästeblock waren vereinzelt Plätze leer geblieben.

Alle, die ein Ticket ergattert hatten, sahen, dass beim SC die stark eingeschätzten Zugänge Marvin Duksch und Lukas Rupp zunächst auf der Bank saßen. Neun der elf Startspieler waren in der vergangenen Saison am Aufstieg beteiligt, fünf von ihnen absolvierten am Sonntag ihr erstes Bundesligaspiel, alle elf Startspieler haben einen deutschen Pass. Als Zugänge standen bloß Linksaußen Moritz Stoppelkamp (1860 München) und Stürmer Stefan Kutschke (Wolfsburg) in der Startformation.

Auch der Mainzer Trainer Kasper Hjulmand hatte seine Mannschaft nach dem Scheitern in der Europa-League-Qualifikation und im DFB-Pokal verändert: Nikolce Noveski und Niko Bungert bildeten nun die routiniertere Innenverteidigung. Auch die Mainzer hatten in Filip Djuricic und Daniel Brosinski nur zwei Zugänge in ihrer Startelf.

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Paderborns Trainer Breitenreiter verzichtete auf die in der Vorbereitung oft präferierte Defensivtaktik. Zwei Mal hatte er im Laufe des Sommers sogar eine Fünferabwehrkette aufgeboten. Gegen Mainz aber präsentierte sich der 53. Erstligist in 52 Jahren Bundesliga mit einem klassischen 4-4-2 und versteckte sich nicht. Allerdings nutzten die Mainzer eine Standardsituation, um in Führung zu gehen: Johannes Geis schoss in der 33. Minute einen 20-Meter-Freistoß an den linken Pfosten des Paderborner Tors, den zurückprallenden Ball drückte Okazaki über die Linie. Vier Minuten später folgte schon der Ausgleich: Stürmer Elias Kachunga wurde mittig vor dem gegnerischen Strafraum des Balls habhaft und schoss ihn ohne langes Zögern um 16.07 Uhr zum historischen ersten Bundesliga-Tor des SC Paderborn ins Mainzer Gehäuse. Erstmals ertönte in erstklassiger Fassung der skurrile Paderborner Torgesang "Hermann Löns, die Heide Heide brennt". Man muss diese Begeisterung verstehen: Die Mutter des früheren Heimatdichters stammte aus Paderborn. Erst am Ende einer zweiten Halbzeit, die Paderborn leicht dominiert hatte, wurde das Spiel spektakulär. Hünemeiers späte Führung wurde von den Zuschauern bereits wie der gefühlte Sieg bejubelt. Dann fiel der schmerzliche Ausgleich. "Ich bin sehr zufrieden mit der Reaktion nach dem 1:2", sagte der Mainzer Trainer Hjulmand. Er lobte Mut und Moral seiner Spieler. Auch Breitenreiter war "sehr zufrieden". "Dass wir nach dem ersten Bundesligaspiel, das nicht verloren wurde, enttäuscht sind, sagt alles über unsere Leistung."

© SZ vom 25.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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