Paderborn - Wolfsburg 15.30 Uhr:Verlängerung im Möbelhaus

Paderborn

Mäzen und Trainer: Möbelhaus-Besitzer Wilfried Finke (links) und Paderborns Trainer André Breitenreiter.

(Foto: imago)

Die Ostwestfalen sind gegen den VfL Wolfsburg klarer Außenseiter, schöpfen aber wieder Hoffnung im Abstiegskampf. Mäzen Wilfried Finke will noch ein bisschen weiter machen.

Von Ulrich Hartmann, Paderborn

Wenn man die aktuelle Bilanz heranzieht, dann ist der Abstiegskandidat SC Paderborn zurzeit besser als der Champions-League-Anwärter VfL Wolfsburg. Aus den jüngsten vier Bundesliga-Spielen haben die Paderborner sieben Punkte geholt - die Wolfsburger fünf. Wenn es um die aktuelle Bilanz geht, dann ist der SC Paderborn sogar die beste Mannschaft im unteren Tabellendrittel, auf sieben Punkte aus vier Spielen kam vor diesem 32. Spieltag keines der abstiegsbedrohten Teams. Wenn an diesem Sonntag um 15.30 Uhr in Paderborn die Partie gegen Wolfsburg angepfiffen wird, dann geht es aber kaum mehr um jüngste Errungenschaften. Dann geht es darum, wie sich die Paderborner in der Defensive ihrer Haut gegen die vorzüglich besetzte Offensive des Gastes erwehren. Der zweitbeste Angriff der Bundesliga (65 Treffer) trifft auf die zweitschlechteste Abwehr (59 Gegentore). Wer hier auf einen Paderborner Sieg wettet, kann viel Geld gewinnen.

Der Marktwert eines Fußballers lässt sich oft am verlässlichsten aus einem konkreten Transferangebot ableiten, ein aktuell nicht auf dem Markt gehandelter Spieler ist diesbezüglich also kaum seriös einzuschätzen. Die Internetseite "transfermarkt.de" tut dies trotzdem und erfreut sich gerade deshalb einer gewissen Beliebtheit. Wenn man den Schätzwerten dieses Anbieters auch nur ein ganz kleines bisschen glaubt, dann ist Wolfsburgs Offensivspieler Kevin De Bruyne mit seinem vermuteten Marktwert von etwa 35 Millionen Euro allein mehr wert als der gesamte Paderborner Kader mit seinen geschätzten 30 Millionen Euro. Würde De Bruyne als historisch bester Torvorlagengeber binnen einer einzigen Bundesligasaison (bislang 19 Assists) in diesem Sommer aus Wolfsburg weggekauft werden, dann würde er vermutlich sogar mehr als 35 Millionen Euro einbringen. Arbeitgeber mit aus orientalischen oder russischen Quellen gespeisten Kadern kennen da ja kaum Limitierungen. Solche Vereine interessieren sich jedoch kaum für Fußballer aus dem Kader des SC Paderborn.

Investitionen ohne Rendite

Trotzdem gibt es einen Unternehmer, der dem SC Paderborn Geld gibt. Er heißt Wilfried Finke, ist ein Möbelmogul aus Ostwestfalen und hat in den vergangenen 17 Jahren nach eigener Aussage "eine zweistellige Millionensumme" in den SC Paderborn gesteckt. Investition darf man das kaum nennen, weil es im Grunde keine Rendite gibt. Deshalb wollte Finke, der sein zentrales Möbelhaus in Paderborn direkt neben dem Fußballstadion unterhält, als Vereinspräsident im kommenden Herbst eigentlich abtreten. Die derzeit so aufregende Saison in der Bundesliga hat ihn umgestimmt. Finke will nun drei weitere Jahre Präsident bleiben. Erstmals überhaupt, sagte er dem WDR, habe er zuletzt keine finanziellen Löcher stopfen müssen.

Dabei leben die Paderborner ja normalerweise nicht über ihre finanziellen Verhältnisse. In einer ligainternen Wertung mit einem Quotienten aus Personalausgaben und Punktausbeute lägen sie mit ihrem 15-Millionen-Euro-Etat und ihren bislang 31 Punkten recht weit vorn. "Das Leuchten in den Augen ist zurück", hat Trainer André Breitenreiter denn auch festgestellt nach dem letztwöchigen 2:1-Auswärtssieg in Freiburg, und diese Feststellung hat scheinbar auch Gültigkeit für den Mäzen Finke. Dessen Begeisterung könnte freilich schnell wieder einen Dämpfer erhalten, wenn Paderborn absteigt oder wenn Breitenreiter im Sommer fortgeht. Beides kann leicht passieren, schlimmer wäre aber der Fortgang des Trainers, an seinen Matchplänen hängt Paderborns Erfolg. Als Beispiel diene diese Statistik: 22 seiner 29 Tore hat der SC Paderborn in der zweiten Hälfte erzielt, weil Breitenreiter im ersten Durchgang oft Stabilität, Verschieben und Pressing in den Vordergrund stellt. Wurde dann in der zweiten Hälfte mehr Eigeninitiative notwendig, schalteten die Paderborner recht effektiv auf mehr Aktivität um.

Ob das gegen die individuell besser besetzten Wolfsburger auch gelingt oder ob es überhaupt nötig wird, interessiert die Paderborner nur vorübergehend. Ein 2:1 gegen Augsburg, ein 2:2 gegen Bremen und das 2:1 in Freiburg in den vergangenen Wochen haben neue Hoffnung geschaffen. Wenn bis zum letzten Saisonspiel, einer Heimpartie gegen den VfB Stuttgart, rechnerisch alles möglich bleibt, sind sie in Paderborn sowieso schon glücklich.

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