Paco Alcácer beim BVB:Kaltschnäuziger als Mbappé und Suárez

Paco Alcácer beim BVB: Von einem unverwechselbaren Trikot ins nächste: Paco Alcácer, zuletzt bei Barca, trägt vielleicht schon am Freitag das BVB-Dress.

Von einem unverwechselbaren Trikot ins nächste: Paco Alcácer, zuletzt bei Barca, trägt vielleicht schon am Freitag das BVB-Dress.

(Foto: Lluis Gene/AFP)

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

"Happy Birthday", haben die Fußballer von Borussia Dortmund am Donnerstag fröhlich gesungen. Ihr neuer Kollege Francisco "Paco" Alcácer wurde 25 Jahre alt. Die freundlichen Glückwünsche gingen bei den meisten Spielern aber mit dem Wissen einher, dass es jetzt noch schwieriger wird, beim ohnehin überbesetzten BVB in die Startelf zu gelangen. Angreifer wie Maximilian Philipp, Marius Wolf, Jadon Sancho und Mario Götze müssen stets darauf gefasst sein, die Spiele auf der Bank zu beginnen. Bei anderen Klubs wären sie wohl Stammspieler. Favoriten hingegen sind Alcácer als Mittelstürmer, Christian Pulisic rechts und Marco Reus links - obwohl Reus am liebsten im Zentrum spielt. Das aber wird etwas anders als früher formiert, wenn Axel Witsel, Mahmoud Dahoud und Thomas Delaney eine Mittelfeld-Triangel bilden wie beim 4:1-Startsieg in der Bundesliga gegen Leipzig.

Der BVB beschäftigt nach Transferschluss der Liga an diesem Freitag einen 29er-Kader; Alcácer ist mit dabei, ausgeliehen vom FC Barcelona für ein Jahr mit einer Kaufoption, die im kommenden Sommer um die 28 Millionen Euro - inklusive Boni - erfordern könnte. Vorausgesetzt, der Spanier drängt sich für einen Vier-Jahres-Vertrag auf, dessen Eckdaten offenbar bereits ausgehandelt sind. Das wäre ein vergleichsweise günstiges Geschäft, wenn man bedenkt, was Topleute auf dieser Position im europäischen Vergleich kosten. Die Westfalen profitieren in dieser Personalie wohl davon, dass Barcelona seine Gehaltsausgaben zwingend senken musste und sich die kolportierten vier Millionen Euro für Alcácer sparen wollte. Die Mittelstürmer Luis Suárez und Munir El Haddadi gelten bei Barça als die Nummern eins und zwei auf dieser Position. Alcácers Gehalt plus zwei Millionen Euro Leihgebühr übernehmen darum die Dortmunder, und wenn der Spanier nur halbwegs erfüllt, was seine Statistiken versprechen, müsste das Geld gut angelegt sein.

43 Tore in seinen 151 Spielen in der spanischen Liga, sieben Tore in 13 Duellen der Europa League für den FC Valencia und sechs Tore in 13 Länderspielen - Alcácer galt als kommender Star, als er 2016 zum FC Barcelona wechselte. Doch dort kam er nicht vorbei am Uruguayer Suárez, dem besten Freund von Barças Dominator Lionel Messi. Da half es Alcácer zuletzt nicht einmal, dass er trotz seiner selektiven Einsätze eine gute Torquote hatte - auf einen Treffer alle 141 Minuten wie er brachten es nicht mal Suárez (alle 143 Minuten), Gabriel Jesus (Manchester City, 152), Kylian Mbappé (Paris, 165) oder Gonzalo Higuaín (Juventus Turin, 168).

Favre ist fußballverrückt, aber vernunfgesteuert

Es wird den neuen Dortmunder Trainer Lucien Favre in den Fingern gejuckt haben, Alcácer an diesem Freitagabend zum zweiten Saisonspiel bei Hannover 96 (ab 20.30 Uhr im SZ-Liveticker) direkt in die Startelf zu notieren. Aber der fußballverrückte Favre ist auch ein vernunftgesteuerter Mensch, er weiß, dass er den Spanier nach bloß zwei Trainingseinheiten und angesichts des Wissens, dass die Mannschaft gegen Leipzig auch ohne Alcácer gut getroffen hat, nicht sofort zur Premiere bittet. Er steht zunächst nicht im Kader. Witsel und Reus haben je zwei der bislang sechs Pflichtspieltreffer erzielt, und der mit Treffern sonst eher sparsame Dahoud hat gegen Leipzig gar ein spektakuläres Kopfballtor hingezaubert. Favre hat keine akute Not, will Alcácer aber möglichst bald fest ins BVB-Spiel integrieren, weil Praxis auch für einen nur 1,75 Meter großen Mittelstürmer wichtig ist. "Wir haben ihn verpflichtet, weil er eine klare Nummer neun ist und dort mit den Mitspielern kombinieren sowie in die Tiefe laufen kann", sagt Favre.

Auf sieben neue Spieler mit Ablösen und Leihgebühren in Höhe von 75 Millionen Euro bringen es die Dortmunder damit in diesem Sommer, und während die Kaufliste abgearbeitet wäre, würde man gern noch ein paar Angestellte forttransferieren. Für Profis wie Sebastian Rode, Shinji Kagawa oder Jeremy Toljan dürfte es schwierig werden, in dieser Saison das gelb-schwarze Trikot nass schwitzen zu dürfen.

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