Basketball:Meistertrainer Pablo Laso verlässt den FC Bayern

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Da war die Welt noch in Ordnung: Trainer Pablo Laso (li.) mit Spielmacher Sylvain Francisco und Meisterpokal bei der Meisterfeier. Jetzt ist Laso Trainer von Vitoria-Gasteiz und Francisco wird mit Kaunas in Verbindung gebracht. (Foto: Felix Hörhager/dpa)

Der Spanier kehrt überraschend in seine baskische Heimat zurück und hat bereits für drei Jahre bei Baskonia Vitoria-Gasteiz unterschrieben. Die Münchner müssen nun zeitnah einen geeigneten Nachfolger präsentieren.

Von Ralf Tögel

Es war alles bereitet, nicht weniger als eine neue Ära wollten die Basketballer des FC Bayern München begründen. Nun stehen sie unverhofft vor der kommenden Saison ohne Trainer da: Pablo Laso, der die Mannschaft in diese rosige Zukunft in der brandneuen Arena im Olympiapark führen sollte, hat überraschenderweise um die Auflösung seines Vertrages gebeten, der noch bis Sommer 2025 Gültigkeit besaß. Und die Münchner sind dem Wunsch des 56-jährigen Spaniers nachgekommen. Familiäre Gründe seien ursächlich für die vorzeitige Vertragsauflösung gewesen, teilt der FC Bayern mit, am vergangenen Wochenende sei der spanische Erfolgscoach mit seinem Anliegen an den Verein herangetreten. „Pablos persönliche Entscheidung traf uns unerwartet“, ließ Geschäftsführer Marko Pesic in einer Vereinsmitteilung wissen: „Wir respektieren ihn sehr als Trainer und Persönlichkeit und haben ihm nun herzlich für seine Arbeit und sein großes Engagement in der zurückliegenden, erfolgreichen Saison zu danken.“

Bundestrainer Gordon Herbert, der mit den Deutschen Weltmeister wurde, wäre nach den Olympischen Spielen frei

In der hat Laso das Double aus Pokalsieg und Meisterschaft gewonnen und damit die Vorgaben für den Umzug in den 11 500 Zuschauer fassenden SAP-Garden erreicht. Dort möchten die Münchner auf den Spuren der Fußballer in neue Sphären vorstoßen: Der nationale Betrieb soll nachhaltig dominiert und international zur europäischen Spitze aufgeschlossen werden. Letzteres gelang dem neuen Trainer nicht auf Anhieb, trotz eines stark besetzten Kaders verpassten die Münchner in der Euroleague mit Platz 15 und dem Aus nach der Hauptrunde die Playoffs in der höchsten europäischen Liga.

Laso war vor einem Jahr mit großen Erwartungen nach München gewechselt, nicht zuletzt, weil er mit Real Madrid zahlreiche Titel, unter anderem sechs Meisterschaften, gewonnen hatte. In der Euroleague hatten die Madrilenen unter seiner Regie zweimal triumphiert, folglich schien der Spanier für die Ambitionen der aufstrebenden Bayern genau der richtige Trainer, um eine neue Ära einzuläuten. Allerdings war das Traineramt in München auch das erste Engagement des Spaniers fern der Heimat, in die er nun heimkehrt. Dort wurde er schon am Freitagmittag als neuer Trainer des spanischen Erstligisten Baskonia Vitoria-Gasteiz vorgestellt, wo er einen Dreijahresvertrag unterschrieb – was die Entscheidung wiederum nicht ganz so spontan erscheinen lässt. Bei den Basken hatte er als Spieler seine Karriere begonnen, seine Frau kommt aus Vitoria-Gasteiz und seine Familie lebt dort, sein künftiger Klub begrüßte ihn mit den Worten: „Willkommen zu Hause Pablo.“

Eine Trainerstelle beim FC Bayern ist nicht nur bei den Fußballern begehrt

Während sich für Laso ein Kreis zu schließen scheint, öffnet sich für die Verantwortlichen der Bayern unverhofft eine neue Baustelle. Der Klub muss schnell einen Trainer finden, der nicht nur an die Stelle Lasos tritt, sondern auch die hohen Ambitionen der Bayern zu erfüllen weiß. Und so plötzlich sich die Personalie ergab, so schnell kamen Namen in den Umlauf: Der prominenteste Kandidat aus deutscher Sicht ist zweifellos der Weltmeistertrainer, Gordon Herbert hat bekanntermaßen seinen Vertrag mit dem Deutschen Basketball Bund (DBB) einvernehmlich gelöst und will nach den Olympischen Spielen wieder als Vereinstrainer arbeiten. Dieser zeitlichen Auffälligkeit indes widerspricht eine neue Regel der Basketball-Bundesliga (BBL), die es dem Bundestrainer verbietet, drei Monate nach Beendigung seines Arbeitsverhältnisses beim Verband einen Verein in der Bundesliga zu übernehmen. Zudem hat der 65-Jährige nach SZ-Informationen bereits einen Vertrag bei einem japanischen Verein unterzeichnet, allerdings würde beides kein unlösbares Hindernis darstellen – zumal die dreimonatige Arbeitssperre nicht für die Euroleague gilt.

Neben Herbert werden weitere bekannte Namen gehandelt, eine Trainerstelle beim FC Bayern ist nicht nur bei den Fußballern begehrt: Dimitrios Itoudis wäre frei, der Grieche hat wie Laso die Euroleague zweimal gewonnen und ist nach dem vorzeitigen Ende bei Fenerbahce Istanbul im vergangenen Dezember derzeit ohne Engagement. Auch Vassilis Spanoulis, derzeit Trainer der griechischen Nationalmannschaft, würde den Bayern gut zu Gesicht stehen, die angekündigt haben, „zeitnah über weitere Personalplanungen“ zu informieren.

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