Coming-out eines Fußballers:Im Fußball gilt Homosexualität oft noch als Schwäche

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Im Fußball gilt vielen Homosexualität als Schwäche, Fans gebrauchen das Wort "schwul" immer noch als Beleidigung. Deswegen hat Testo wohl auch darüber nachgedacht, mit dem Fußballspielen aufzuhören. Er hat ein abgeschlossenes Wirtschaftsstudium und hätte durchaus andere Möglichkeiten gehabt, Karriere zu machen - in einem Bereich, wo Homosexualität alltäglich und akzeptiert ist.

Allein war er in der schwierigen Zeit vor seinem Outing trotzdem nicht: Neben seiner Familie und Freunden waren auch viele Menschen in seinem sportlichen Umfeld über seine sexuelle Orientierung im Bilde: "Meine Mitspieler und meine Trainer wussten es", sagt Testo. Er bedauere, dass er es nicht schon früher öffentlich gemacht habe.

Vor seiner Zeit in Montreal war Testo drei Jahre bei der Columbus Crew unter Vertrag - einem Team der höchsten nordamerikanischen Liga, der Major League Soccer (MLS). Dort hatte er immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und wechselte 2006 zu den Vancouver Whitecaps, ehe er schließlich bei Impact landete. In Vancouver und Montreal gewann er jeweils einmal den Titel in der zweitklassigen United Soccer League First Division, wurde einmal zum wertvollsten Spieler gewählt. Er ist somit zwar kein ganz renommierter Profi des nordamerikanischen Soccer, wie zum Beispiel Europa-Import David Beckham, aber ein gestandener Profi mit einer gewissen Prominenz.

Den Zeitpunkt für sein Bekenntnis wählte er, weil er jetzt das Bedürfnis gehabt habe, es zu machen, sagte er. Er sei mit sich im Reinen. "Ich bin älter. Wenn man hinter meinem Rücken über meine Homosexualität spricht und darüber lacht, stört mich das nicht mehr. Früher hätte mich das wütend gemacht." Testo wünscht sich, dass mehr Profis den Mut haben, zu ihrer Homosexualität zu stehen, dann werde das irgendwann ganz normal.

Wie es mit der sportlichen Karriere des 30-Jährigen weitergeht, ist derzeit unklar. Die Playoffs der NASL hat sein Klub nicht erreicht, die Saison ist für ihn deshalb zu Ende und etwaige Schmähungen muss er kurzfristig nicht befürchten. Montreal Impact spielt dennoch von kommender Saison an in der erstklassigen Major League Soccer, der Klub hat sich eine Lizenz gekauft. David Testo wird nicht dabei sein, sein Vertrag wurde nicht verlängert. Es heißt, dies habe mit seiner Homosexualität nichts zu tun.

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