Süddeutsche Zeitung

Olympische Spiele 2021:Japans Regierung dementiert Olympia-Absage

Auch IOC-Präsident Thomas Bach widerspricht den aufkommenden Spekulationen - im Fußball gibt es Zweifel an der geplanten Austragung der EM in zwölf Ländern.

Die japanische Regierung hat einen Medienbericht dementiert, wonach sie intern zum Schluss gekommen sei, dass die Olympischen Spiele in Tokio wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden müssen. "Wir weisen den Bericht vollständig zurück", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Manabu Sakai am Freitag in Tokio. Natürlich müsse die Situation im Ausland berücksichtigt werden, und irgendwann müsse entschieden werden, ob die Veranstaltung stattfinde. "Aber bis dahin wird die japanische Regierung das tun, was getan werden muss", bekräftigte er.

Die Londoner Times hatte unter Berufung auf ein nicht näher genanntes Mitglied der japanischen Regierungskoalition berichtet, es bestehe Einigkeit darüber, dass die bereits um ein Jahr verschobenen Spiele zum Scheitern verurteilt seien und abgesagt werden müssten. Ziel sei es nun, eine gesichtswahrende Form zu finden, die Absage anzukündigen und sich die Option offen zu halten, zu einem späteren Zeitpunkt Olympia-Gastgeber zu sein. Die nächste Möglichkeit dafür wäre im Jahr 2032.

Bach: Es gibt "keinen Plan B"

IOC-Chef Thomas Bach hatte in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview betont, er sehe keinen Anlass für eine Absage der Spiele. "Wir haben zurzeit überhaupt keinen Grund zu glauben, dass die Olympischen Spiele in Tokio nicht am 23. Juli im Olympiastadion von Tokio eröffnet werden", sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo. Es gebe "keinen Plan B" für die Austragung der Spiele.

Wegen deutlich gestiegener Coronavirus-Fälle hatte Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga in der Vorwoche den Notstand über den Großraum Tokio hinaus auf sieben weitere Präfekturen ausgeweitet. Es gilt ein weitreichendes Einreiseverbot bis 7. Februar. In jüngsten Umfragen hatte sich eine deutliche Mehrheit der Japaner für eine Absage oder erneute Verlegung der Olympischen Spiele ausgesprochen.

Auch Diskussionen über Fußball-EM

Neben den Spielen gibt es auch Zweifel an der Austragung der Fußball-Europameisterschaft. Ein paneuropäisches Turnier in zwölf Ländern, wie sie die Uefa im Sommer mit einem Jahr Verspätung veranstalten will, soll nach Recherchen von RTL/ntv eher unwahrscheinlich sein.

Demnach würden Quellen aus dem Umfeld von Uefa und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) besagen, "dass keines der Planungsszenarien für die EM mehr von einer Austragung in zwölf Ländern" ausginge. Es würden intensiv Ersatzmodelle diskutiert: von einer EM in zehn Städten und Ländern bis hin zu nur einer Stadt oder Region mit mehreren Stadien. Letztere Variante könne auch Nordrhein-Westfalen einbeziehen, wo 2020 das Europa-League-Finalturnier stattfand.

Am Donnerstag hatte diese Debatte in Deutschland starke Irritation am Uefa-Sitz im schweizerischen Nyon ausgelöst. Dort hieß es gestern, zwar seien bei einer früheren Sitzung auch einmal Überlegungen in Hinblick auf eine Reduzierung des Turnieres angeregt worden. Tatsächlich aber sei das gar kein Thema. Vielmehr werde am Ursprungsplan festgehalten und derzeit an dessen Umsetzung gearbeitet.

Massive Veränderungen mit den entsprechenden infrastrukturellen Konsequenzen würden Kosten von bis zu 200 Millionen Euro verursachen. Des Weiteren rechnen die Offiziellen auch mit dem Erfahrungswert, dass sich, wie im Vorjahr, das Infektionsgeschehen in den warmen Turnier-Monaten vom 11. Juni bis 11. Juli in Grenzen halten werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5182579
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/T.K./johü/tbr
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.