Im Korruptionsskandal um den ehemaligen Präsidenten des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, Lamine Diack, sind nun offenbar auch die Vergaben der Olympischen Spiele 2016 und 2020 ins Visier der französischen Ermittlungsbehörden geraten. Das berichten die englische Zeitung The Guardian und die Nachrichtenagentur AFP.
Untersucht werden soll dabei die Rolle von Diack, der von 1999 bis 2013 Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) war. Bereits in den vergangenen Wochen und Monate hatte es Hinweise darauf gegeben, dass sich ein mögliches Fehlverhalten Diacks nicht nur auf die Leichtathletik beschränkt haben könnte. "Das IOC steht seit Beginn der Untersuchung in engem Kontakt mit den Ermittlungsbehörden. Der Vorsitzende der Ethikkommission hat bereits um vollständige Informationen, die olympischen Belange betreffen, gebeten und beantragt, eine Partei bei den Ermittlungen zu werden", sagte ein IOC-Sprecher. "Sobald wir Hinweise bekommen, werden wir reagieren. Es wird viel gesprochen, doch bislang gibt es keine Hinweise", sagte IOC-Sprecher Mark Adams am Dienstagabend.
Unter anderem hatte es in einer Fußnote des zweiten Teils des Berichts der unabhängigen WADA-Untersuchungskommission geheißen, dass Istanbul, Bewerberstadt für Olympia 2020, die Unterstützung Diacks verlor, weil die Türkei keinen Sponsorendeal in Millionenhöhe abschloss. Grundlage ist ein Transkript eines Gesprächs zwischen türkischen Vertretern und einem Sohn von Diack. Letztendlich bekam Tokio den Zuschlag.
Bereits im Januar hatte der Guardian aus einer E-Mail von Diacks Sohn Papa Massata zitiert, die im Verlauf des Bewerbungsprozess für 2016 insgesamt sechs damalige IOC-Mitglieder mit "speziellen Geschenkpaketen" in Verbindung bringen könnte.
Lamine Diack soll zusammen mit weiteren Beschuldigten innerhalb der IAAF ein Korruptionssystem installiert haben, um unter anderem positive Dopingproben gegen Zahlungen von Schmiergeldern zu vertuschen. Diack soll dabei mehr als eine Million Euro kassiert haben.