Die Spiele streben dem Ende entgegen, Zeit, einmal zu überlegen, was hier eigentlich alles passiert ist. Bei diesen Überlegungen kann die Hilfe einiger alter und sehr philosophischer Chinesen und die eines nicht ganz so alten und nicht ganz so philosophischen Chinesen sicherlich nicht schaden.
"Das Wasser nimmt nicht mehr Platz ein, als es wirklich bedarf. So gleicht es der Mäßigung." Konfuzius, Philosoph, 551 v.Chr. - 479v.Chr.
Konfuzius hat sich zu jedem Thema des Universums endgültig geäußert, auch zum schönsten aller Elemente, dem Wasser. Offensichtlich wird die unterschwellige Zuneigung, die Konfuzius dem Wasser entgegenbringt, weil es nicht so ein Angeber und Sich-Breitmacher wie das Feuer ist.
Offiziell findet Konfuzius natürlich das Feuer genauso gut wie das Wasser oder die Luft oder die Erde, aber im kleinen Kreis lässt er durchblicken, dass ihm das Wasser doch diesen kleinen Tick besser gefällt. Somit lässt sich eine Brücke schlagen von Konfuzius, dem Weisen, zu den deutschen Sportfunktionären, denen das Wasser ebenfalls lieb ist, wenn auch nicht wegen der ihm innewohnenden Mäßigung, sondern weil es ohne Wasser keine Kanu-Wettbewerbe bei Olympia gäbe und also, grob geschätzt, nur die Hälfte an Medaillen.
Und ist es nicht herrlich, wie subtil Konfuzius andeutet, dass zwar das Wasser der Mäßigung gleicht, nicht aber zur Mäßigung anhält? Könnte Konfuzius durch die Zeit sehen (vermutlich kann er), dann hätte er mit einem Lächeln den maßlosen Michael Phelps betrachtet, der achtmal Gold gewann und einige Weltrekorde aufstellte. Überhaupt hätte Konfuzius über all die Schwimm-Weltrekordler gelächelt.
"Aber Konfuzius", fragt der einfache Schüler seinen Meister, "wie kann es sein, dass die Schwimmer immer schneller schwimmen, jetzt, da es immer mehr Dopingtests und immer weniger Dopingfälle gibt?"
"Sieh, mein Freund", sagt Konfuzius, "sie haben das Becken mit zehn Bahnen ausgestattet und lassen die äußeren beiden frei, so dass es weniger zurücklaufende Wellen gibt. Zudem ist das Becken tiefer, auch das ist besser. Und die Schwimmer tragen Anzüge, in denen sie nicht mehr Platz einnehmen, als sie wirklich bedürfen." -
"Aber Konfuzius", fragt der Schüler, "warum sind dann nicht alle schneller. Die Deutschen sind so langsam wie eine alte Frau, die tauchen geht." "Mäßige dich, mein Guter", sagt Konfuzius, "es ist wie mit der Medizin, auf jeden wirkt sie anders. Für die Deutschen braucht man ein sehr kleines Schwimmbecken, das nicht so tief ist, und diese Anzüge sollten sie auch nicht tragen."
"Aber Konfuzius, Meister", ruft der Schüler, "das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!" "Eben", sagt Konfuzius, "nun denke und finde die Lösung."
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