Olympische Spiele:Deutsche Gesichter

Neuner, Neureuther und ein schillerndes Eislaufpaar: Der DOSB will in Vancouver wieder Wintersport-Nation Nummer eins werden. sueddeutsche.de stellt die größten Hoffnungen vor.

Michael Neudecker, Whistler

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Neuner, Neureuther, Rodler und Eislaufpaar: Der DOSB will in Vancouver wieder Wintersport-Nation Nummer eins werden. Hier sind einige der großen Hoffnungen.i>

Maria Riesch, 25, Ski alpin

Die Partenkirchnerin Maria Riesch ist eine der besten Skirennfahrerinnen der Welt, weshalb sie ein gewisses Selbstbewusstsein hat. Nach ihrem Abfahrtssieg in St. Moritz, dem letzten Rennen vor Olympia, sagte sie: "Ich kann in jeder Disziplin eine Medaille holen", aber das war nicht einmal übertrieben.

Maria Riesch ist eine der größten Medaillenhoffnungen im deutschen Olympia-Team, obwohl die Spiele von Vancouver ihre ersten sind: Vor vier Jahren, in Turin, fehlte sie verletzt. In dieser Saison aber ist Riesch erneut die Hauptkonkurrentin der Amerikanerin Lindsey Vonn, im Gesamtweltcup ist sie die einzige, die mit Vonn mithalten kann. Noch vor St. Moritz war Vonn gerade in der Abfahrt als unschlagbar erschienen, sie hatte jedes Abfahrtsrennen gewonnen - doch dann siegte Riesch.

Und weil sie auch im Riesenslalom, ihrer bisher schwächsten Disziplin, diese Saison schon aufs Podium gefahren ist, hat sie Vonn - deren bestes Riesenslalom-Ergebnis ein neunter Platz war - sogar eines voraus: Maria Riesch ist bei jeder der fünf Disziplinen eine der Favoritinnen.

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Felix Neureuther, 25, Ski alpin

Der 24. Januar 2010 wird auf ewig ein besonderes Datum im Lebenslauf von Felix Neureuther sein: Sein erster Weltcup-Sieg war ja nicht irgendwo, sondern in Kitzbühel. Neureuther gewann den Slalom, wie 31 Jahre vor ihm schon sein Vater Christian, und wer im Olympiajahr in Kitzbühel gewinnt, der ist natürlich automatisch bei den Spielen einer derjenigen, die es zu beachten gilt.

Felix Neureuther ist zwar nicht gleich zum Favoriten auf Gold aufgestiegen, dafür fehlt ihm noch immer die Konstanz - aber es hat sich dennoch etwas geändert. "Es wär schon richtig gut, wenn ich in Vancouver dastehe und sage: Hey, Jungs, ich fahr hier um eine Medaille mit", hatte Neureuther noch vor der Saison gesagt. Da hatte das ein bisschen zu optimistisch geklungen. Jetzt klingt es nur noch logisch.

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Die deutschen Biathlon-Frauen

Es ist einfach unmöglich, aus der Mannschaft der deutschen Biathlon-Frauen eine hervorzuheben. Allein der Blick auf den aktuellen Gesamtweltcup-Stand unterstreicht ihre geschlossene Stärke: Andrea Henkel ist Zweite, Simone Hauswald ist Dritte, Kati Wilhelm ist Vierte, Magdalena Neuner ist Sechste. Alle Medaillen und Titel der vier aufzulisten würde den Rahmen sprengen, deshalb hier nur so viel: Die erfahrenste, was Olympia betrifft, ist Kati Wilhelm, für sie ist es bereits ihre vierte Teilnahme, sie hat bislang drei Goldmedaillen gewonnen.

Wilhelm hat 2006 bei der Eröffnungsfeier die deutsche Fahne getragen, sie war der erste weibliche Biathlet, dem diese Ehre zuteil wurde. Magdalena Neuner dagegen ist erstmals bei Olympia dabei, dafür ist sie allerdings mehrfache Weltmeisterin - was allerdings Wilhelm ebenso ist wie auch Andrea Henkel, die wiederum als zweifache Olympiasiegerin nach Vancouver reist. Man muss kein Prophet sein, um den deutschen Biathlon-Frauen die ein oder andere Medaille vorherzusagen.

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Michael Uhrmann, 31, Skispringen

Wenn man an Skispringen denkt, dann denkt man in Deutschland derzeit zuerst an Martin Schmitt, und dann vielleicht schon an Pascal Bodmer. Schmitt ist der prominenteste deutsche Skispringer in Vancouver, der 19-jährige Bodmer gilt als Nachwuchshoffnung. Der Skispringer, von dem in Vancouver am meisten zu erwarten ist, das ist allerdings Michael Uhrmann.

Der Niederbayer galt von Anfang an als großes Talent, hat jedoch eine Karriere hinter sich, die geprägt war von Rückschlägen und viel Pech. 2007, als er gerade dabei war, ganz vorne mitzuspringen, stürzte er bei der WM in Sapporo beim Training im schlecht präparierten Neuschnee nach der Landung - und brach sich den Mittelfußknochen. In den Jahren davor hatte er diverse Bänderrisse erlitten, weshalb es ihm hoch anzurechnen ist, dass er trotzdem immer wieder zurückkam und regelmäßig in die Top Zehn sprang. Kaum einer ist so konstant wie Michael Uhrmann - bei Olympia will er endlich den Ausreißer nach oben.

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Aljona Savchenko, 26, & Robin Szolkowy, 30, Eiskunstlauf

Der Auftakt zu diesen Olympischen Spielen war für Robin Szolkowy und Aljona Savchenko nicht gerade vielversprechend. Erst kamen sie mit eineinhalbstündiger Verspätung an, und dann mussten sie auch noch die Trainingseinheit am Montag abbrechen: Szolkowy zog sich eine leichte Schnittverletzung an der Hand zu, als er die Kufen seiner Partnerin berührte. Dem Ziel der beiden, bei Olympia Gold zu holen, tut dies allerdings keinen Abbruch.

Der Greifswalder Szolkowy und die gebürtige Ukrainerin Savchenko gelten als Mitfavoriten auf den Olympiasieg. Dabei hat sie einst ein Zufall zusammengeführt: 2003 klagte Savchenko gegenüber einem Journalisten, keinen Partner mehr zu haben, was der Journalist prompt an die deutschen Trainer weitergab, wo man ja auf der Suche war nach einer Partnerin für Szolkowy. Die Lösung lag auf der Hand, Savchenko zog nach Deutschland, seitdem gewannen die beiden zwei Weltmeistertitel, drei Europameistertitel und fünf Deutsche Meisterschaften. Bei Olympia in Turin wurden sie noch Sechste - in Vancouver wäre alles andere als eine Medaille eine Enttäuschung.

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Christian Ehrhoff, 27, Eishockey

Zugegeben, deutsche Eishockeyspieler sind nicht zwangsläufig auffällig bei Olympischen Spielen, zu weit ist die Nationalmannschaft von der internationalen Spitze entfernt - zumal, wenn wie nun in Vancouver die National Hockey League (NHL) eigens pausiert und damit den besten Spielern der Welt ihre Teilnahme ermöglicht.

Aber Deutschland hat trotzdem ein paar sehr gute und sehr interessante Vertreter in dieser Sportart, neben zum Beispiel Marco Sturm und Jochen Hecht ist das diesmal vor allem Christian Ehrhoff. Alle drei sind Leistungsträger in der NHL, aber Ehrhoff, der Verteidiger, läuft für die Vancouver Canucks auf: Er hat Heimspiel bei Olympia. Und weil er eine bislang herausragende Saison absolviert hat und in Vancouver zu den besten Spielern des Teams zählt, ist er auch einer der Publikumslieblinge dort. Die kanadischen Fans in Vancouver werden also nicht nur ihre Mannschaft anfeuern, sondern auch: Christian Ehrhoff, 27, aus Moers.

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Christophe Schmidt, 26, Halfpipe

Halfpipe ist eine junge olympische Sportart, aber sie ist vielleicht sie spektakulärste. Die Fahrer kombinieren Ästhetik und Athletik auf beeindruckende Art und Weise, sie springen und fliegen und verrenken sich, und trotzdem sieht die Landung dann oft mühelos aus. Christophe Schmidt aus Schliersee ist der einzige deutsche Vertreter in dieser Disziplin in Vancouver. Er ist gut, 2006 in Turin wurde er Achter - aber er hat das Pech, in einer Epoche mit Shaun White zu fahren.

Shaun White, 23, ist der Star der Szene, er ist der Beste, ein so genanntes Jahrhundert-Talent, und weil er sich für Olympia einen ganz besonders ausgefallenen und schweren Sprung antrainiert hat, wäre alles andere als Gold für ihn eine Sensation. In Deutschland gibt es keine einzige Halfpipe, auf der Christophe Schmidt trainieren kann - Shaun White dagegen hat in der Nähe von Colorado eine eigene Halfpipe für sich allein. Es wäre für Christophe Schmidt wahrlich keine Schande, gegen Shaun White zu verlieren.

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Axel Teichmann, 30, Skilanglauf

Der Hauptfeldwebel Axel Teichmann aus Bad Lobenstein hat für den Deutschen Ski-Verband (DSV) eine gewisse sporthistorische Bedeutung: 2003 wurde er, der erst kurz vor der Wende mit dem Leistungssport Langlaufen begann, Weltmeister in Val die Fiemme über 15 Kilometer. Das war damals eine Sensation, niemand hatte mit Teichmann gerechnet - und es war die erste DSV-Goldmedaille im Langlauf seit 29 Jahren. 2007 in Saporro holte Teichmann seine zweite Goldmedaille, diesmal im Pursuit; hinzu kommt ein Gesamtweltcup-Sieg 2004/05.

Für Vancouver hat sich Teichmann "auf jeden Fall eine olympische Medaille" vorgenommen, "egal in welcher Farbe und in welcher Disziplin, aber wenn es geht im Langlauf".

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Dr. Andrea Schöpp, 44, Curling

Andrea Schöpp ist Doktorin der Statistik, was nicht allzu spannend klingt. Aber sie ist schon deshalb anders als die meisten anderen im deutschen Olympia-Kader, und sie ist außerdem die älteste; am 27. Februar wird sie 45. Dass das in ihrer Sportart, dem Curling, kein Handicap sein muss, bewies sie bei der EM 2009 in Aberdeen: Da gewann Schöpp zusammen mit ihren Kolleginnen die Goldmedaille. Es war die 20. Medaille ihrer Karriere, Welt-, Europameisterschaften und Olympia zusammengerechnet. Und sie ist auch noch eine Pionierin ihrer Sportart: Sie war 1992 in Albertville am Start, als Curling als Demonstrationswettbewerb ausgetragen wurde, und dabei gewann sie, klar, Gold.

Neulich hat sie mit dem Spruch im Fernsehen für Aufsehen gesorgt, Olympia sei "nur noch nervig", und sie hätte "nichts dagegen, wenn der ganze Kram abgesagt würde". Antreten wird sie dennoch, wegen ihres Sports und der Medaillen. "Ich habe eine ganz kleine Hoffnung auf eine Medaille", sagt sie.

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Felix Loch, 20, Rennrodeln

2008 war Felix Loch 18, da wurde er Weltmeister. Er war der jüngste Rodler, dem dies je gelang, weshalb er nun, mit 20, schon zu den Favoriten bei Olympia zählt. Wenngleich er an Whistler keine allzu guten Erinnerungen hat: Im November 2008 riss er sich hier während des Trainings zwei Bänder in der Schulter. Dass die Verletzung aber auf Lochs Resultate keine wirkliche Auswirkung hatte, zeigte der 1,91 Meter große Sonneberger bei der WM 2009 in Lake Placid, wo er - natürlich - wieder Gold gewann.

Bei den vergangenen 48 Olympischen Spielen war es immer Georg Hackl, der die deutschen Rennrodler anführte; als der Hacklschorsch nach Turin 2006 und ungefähr 71 Jahren als Rodler seine Karriere beendete, wurde schon befürchtet, dass das ungeschriebene Gesetz, nach dem die deutschen Rennrodler immer einen Goldfahrer stellen, gebrochen würde. Dann kam die Weltmeisterschaft 2008 in Oberhof, und dann kam Felix Loch.

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Jenny Wolf, 31, Eisschnelllauf

Die Frage bei Jenny Wolf kann nicht sein, ob sie bei Olympia eine Medaille gewinnt - sondern welche. Jenny Wolf ist zurzeit eine der weltweit besten Eisschnellläuferinnen über 100, 500 und 2500 Meter; erstere Distanz ist allerdings nicht olympisch.

Sie hat unter anderem in den vergangenen drei Jahren den Gesamtweltcup über 500 Meter gewonnen, und sie wurde 2008 wie 2009 Weltmeisterin auf der 2500-Meter-Strecke. Im Dezember 2009 stellte sie einen neuen Weltrekord über 500 Meter auf, sie unterbot dabei ihren eigenen von 2007.

Anni Friesinger ist sicherlich berühmter als die Berlinerin Jenny Wolf, aber Friesinger hatte eine schwierige Saison, mit Verletzungen und Krankheiten. In Vancouver wird Jenny Wolf diejenige sein, die es zu schlagen gilt.

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