Olympische Sommerspiele 2016:"Wir werden es besser machen"

Brasilien macht sich bereit für 2016. Es sollen andere Spiele werden - mit Samba, Strand und Meer. Bis dahin ist noch einiges zu tun. Rios Bucht kommt einer Kloake gleich und die Hotels sind trotz geringerem Standard so teuer wie in Großbritannien. Und 2014 kommt schon die Fußball-WM. Minderwertigkeitskomplexe gibt es dennoch nicht.

Peter Burghardt

London 2012 hatte erst begonnen, da war Brasiliens Präsidentin schon vier Jahre weiter. Die Welt staunte noch über die sehr englische Eröffnungsfeier, Dilma Rousseff sagte: "Hat mir sehr gut gefallen, aber wir werden es besser machen."

Olympische Sommerspiele 2016: Die Olympischen Spiele 2016 sollen zur Samba-Party werden. Doch vorher gibt es noch ein paar Baustellen zu meistern.

Die Olympischen Spiele 2016 sollen zur Samba-Party werden. Doch vorher gibt es noch ein paar Baustellen zu meistern.

(Foto: AP)

Auf der Tribüne plauderte die eiserne Lady aus Brasilia ein paar Takte mit der britischen König Elizabeth II. und lobte die Show - nachher berichtete sie, dass Rio 2016 Samba-Schulen auffahren werde. Deren Tänzerinnen kommen aus dem größten aller Feste, dem Karneval, da sollen auch die Engländer staunen. "Wir sind sehr viel kreativer", glaubt Marco Antonio Rupp, Minister für Wissenschaft und Technik. Die Bühne von Rio de Janeiro ist sowieso grandios. Strände, Meer, Corcovado, Zuckerhut. Und unter Minderwertigkeitskomplexen leidet das einst ewige Land der Zukunft schon länger nicht mehr.

Rio, die Riesenschildkröte

Bye-bye London, bom día Brasil. Ab Sonntagnacht beginnen brasilianische Zeiten, im Sport wird bis auf weiteres Portugiesisch gesprochen. 2013 Konföderation-Cup, 2014 Fußball-Weltmeisterschaft, schließlich in 1455 Tagen Olympia. Lateinamerikas Riesenreich will sich dabei als feierfreudige und organisationsbegabte Macht vorstellen, Exportboom und Konsumrausch der vergangenen Jahre haben das fünftgrößte Land zur sechstgrößten Ökonomie gemacht und zu einem Lichtblick in der Finanzkrise.

Zuletzt ließ der Aufschwung zwar nach, doch für die Modernisierung der verstaubten Infrastruktur hatten Volksheld Lula da Silva und seine Nachfolgerin Rousseff milliardenschwere Projekte aufgelegt. WM und Olympia sollen Brasilien voranbringen. Bloß fertig werden müsste man, ehe der Ball rollt und die Samba unter den fünf Ringen loslegt.

Die Fifa wollte die Hausherren in den Hintern treten, weil der Stadionbau so schnell vorankam wie eine Riesenschildkröte. Inzwischen sieht es so aus, als sei bei den Arenen eine termingerechte Einweihung denkbar, auch Rios runderneuerter Tempel Maracanã wird fertig. Selbst dem umkämpften Fifa-Gesetz hat sich die stolze Republik weitgehend gebeugt und lässt das Bier des Sponsors zu. Es gibt jedoch noch mehr zu tun, vor allem in der Cidade Maravilhosa, der Wunderbaren Stadt.

Dreckig, teuer, korrupt

Hafen und Altstadt werden aufwendig renoviert. Die Flughäfen Santos Dumont und Galeão dagegen sind zwar nicht ganz so überlastet wie die von São Paulo, aber ähnlich veraltet. Und wer zu Stoßzeiten ins Auto steigt, der steckt im schönen Rio ebenso fest wie in dem Moloch 500 Kilometer südwestlich. Die grandiose Bucht wiederum stinkt, die Bahia de Guanabara verkam zur Kloake. Derzeit wären das die dreckigsten Segelwettbewerbe aller Spiele, warnt der Ökologe Axel Grael, Bruder des mehrmaligen Olympiasiegers Torben Grael.

Teuer werden dürfte es auch, die Preise haben Londoner Höhen erreicht. Die Qualität der Hotels passt selten zu den Tarifen, aber dafür ist Rio deutlich sicherer als früher. Die sichtbarsten Favelas wurden von Polizisten besetzt und Drogenbanden in andere Viertel vertrieben. Wegen Olympias Neubauten müssen sogar einige friedliche Bewohner umziehen.

Korruption? Brasiliens Funktionäre haben seit Havelange und Teixeira einen einschlägigen Ruf, und seit kurzem stehen Politiker der regierenden Arbeiterpartei PT wegen Stimmenkaufs im Parlament vor Gericht. Aber am Ende werden die Brasilianer wunderbare Partys hinlegen, wer mag das bezweifeln?

Den brasilianischen Sport voranbringen

Brasilien habe schwierigere Aufgaben als WM und Olympia gemeistert, sagt Sportminister Aldo Rebelo. Unter Lula und Dilma entkamen Millionen Landsleute der Armut. Teilnehmer und Publikum dürfen sich freuen auf Fußball im Maracanã und Beachvolleyball im Sand von Copacabana. Die Gastgeber wollen dann ihre Medaillensammlung ausbauen, die Regierung verspricht ein Förderprogramm für den Spitzensport.

In London ging es zögerlich voran, bis Samstagabend waren es wie in Athen und Peking 15 Plaketten, die von Judoka Sarah Menezes, Turner Arthur Zanetti und den Volleyball-Frauen aus Gold. Am Wochenende spielten die Volleyballer und Fußballer. Vermutlich saßen dabei mehr Sportfreunde vor dem Fernseher als bei der Telenovela.

Die Seleção bleibt das brasilianische Heiligtum, da können andere rennen, schwimmen oder turnen, wie sie wollen. Der olympische Titel fehlt ihr bislang - auch nach den Londoner Spielen. Vor dem Finale war Pelé eingeflogen, der WM-Botschafter. Das Endspiel sollte die erste Reifeprüfung für Trainer Mano Menezes, den Wunderstürmer Neymar und den Rest werden. Sie wären gerne als Olympiasieger zu ihrer WM aufgelaufen. Doch Mexiko gewann 2:1.

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