Süddeutsche Zeitung

Olympische Spiele:Das tragen Deutschlands Olympioniken

Ein Hauch Vorfreude: Der Deutsche Olympische Sportbund präsentiert sein Olympia-Outfit für die Peking-Spiele. Die Schöpferin findet: "Die Kleidung fordert Mut und Selbstvertrauen, auch mal anders auszusehen."

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Am Mittwochabend trug Mariama Jamanka schon mal die olympische Podiumskleidung. Das ist jenes sportlich-formelle Gewand, das man eigentlich erst zur Siegerehrung bei der olympischen Medaillenübergabe anlegen darf. In Jamankas Fall wäre das im kommenden Februar in Peking. Unglück, wie etwa beim vorzeitigen Gratulieren zum Geburtstag, befürchtet die 31 Jahre alte Bobfahrerin darob allerdings keines. "Das ist eher ein Ansporn", sagte sie.

Mit Podiumskleidung kennt sich die Berlinerin aus. 2018 gewann sie Zweierbob-Gold in Pyeongchang. Deshalb kann sie es kaum erwarten, auch im Februar in Peking als Schnellste durch den Eiskanal zu flitzen und hinterher die ersehnte Garderobe zu tragen. Zwei strategische Vorteile besitzt sie dafür nun: Sie ist die Olympia-Bobbahn von Peking bereits abgefahren, und die Podiumskleidung hat sie auch schon mal eingetragen. Ist das Wettbewerbsverzerrung? Aber mitnichten!

Die Weltcup-Nominierungsrennen fanden vor drei Wochen eben in Peking statt. Und am Mittwoch wurde in Düsseldorf feierlich die olympische Winterkleidung präsentiert. Nachdem Jamanka in einem zur Eventhalle umgebauten Kesselhaus im Scheinwerferlicht die Winterklamotten präsentiert und anschließend mehrere TV-gut ausgeleuchtete Interviews geben hatte, sagte sie lächelnd: "Mir ist heiß!"

Die rote Wollmütze mit dem Tiger hat die ehemalige Skilangläuferin Stefanie Böhler entworfen

Aber so ist das halt, wenn man in einem beheizten Kesselhaus Daunenkleidung und eine rote Wintermütze trägt, auf der ein chinesischer Wassertiger abgebildet ist. Die deutschen Olympia-Teilnehmer haben mit Tigern ja eigentlich eher wenig zu tun. Ginge es um die optische Beihilfe heimischer Fauna, dann hätte man auf der Olympiakleidung einen Hirschen, ein Wildschwein oder einen Schäferhund abbilden müssen. Aber die Winterspiele sind ja nun mal in Peking und dort feiert man 2022 das Jahr der schwarzen Wasserraubkatze.

Die rote Wollmütze mit besagtem Tiger hat übrigens die ehemalige Skilangläuferin Stefanie Böhler kreiert. Sie ist Designerin und hat explizit angefragt, ob sie ein Stück aus der Olympiakollektion entwerfen darf. Sie durfte. Das meiste andere hat die Adidas-Designerin Melina Hartmann entworfen. Tigermuster und Nationalfarben ("Mit einem intensiven, frischen, jungen Gelb statt Gold" und einem "frischen, jungen Rot") gehören dazu, ebenso wie ein "asymmetrisches Color-Blocking". Darunter versteht man das blockweise Versetzen von Farbflächen, am ehesten bekannt von der Narrenfigur Harlekin. Melina Hartmann findet: "Die Kleidung fordert Mut und Selbstvertrauen, auch mal anders auszusehen."

Mariama Jamanka hat davor keine Angst. Genauso wenig wie vor der Olympiabahn, die sich mit 16 Kurven 1,9 Kilometer lang wie ein chinesischer Drache die Berge von Yanqing bei Peking hinabschlängelt. "Komplett überdacht, perfekt präpariert, daneben eine Aufwärmhalle mit Tartanbahn", schwärmt Jamanka. "Die Bahn ist gigantisch, so etwas habe ich noch nicht erlebt." Ihre Kollegin Laura Nolte nennt die Anlage gar "ein Kunstwerk".

Und so gedeiht bei den Wintersportlern mit der Präsentation der olympischen und paralympischen Kleidung die Vorfreude auf jene Spiele, die unter Corona-Bedingungen natürlich so ganz anders werden. Am kollektiven Eifer, beim offiziellen olympischen Einkleidungstermin dabei sein zu dürfen, dürfte das wenig ändern. Ihre wohlig warmen Klamotten erhalten alle Olympia- und Paralympics-Teilnehmer diesmal in München, vom 12. bis zum 25. Januar in der Allianz-Arena.

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