Olympia:"Wäre es noch fünf Meter weiter gegangen, hätte es vielleicht gereicht"

Biathlon - Winter Olympics Day 9

Simon Schempp (l.) und Martin Fourcade im Zielsprint - am Ende gewinnt der Franzose.

(Foto: AFP)
  • Biathlet Simon Schempp holt Silber im Massenstart - hauchdünn liegt er im Zielsprint hinter dem Sieger Martin Fourcade.
  • Erik Lesser verliert den Sprint um Platz drei gegen Emil-Hegle Svendsen. Dennoch gehen die deutschen Biathleten als Gewinner aus diesem Wochenende hervor.
  • Hier geht es zum Medaillenspiegel.

Von Saskia Aleythe, Pyeongchang

Martin Fourcade hämmerte die Faust in den Schnee von Pyeongchang. Es war eng geworden beim Massenstart, er musste in den Zielsprint gehen mit Simon Schempp, und als die beiden dann im Spagat über die Ziellinie rutschten, schien sich der Franzose schon über das verlorene Gold zu ärgern. Allein: Am Ende entschied das Fotofinish dann doch für ihn.

Ja gut, Fourcade ist nun der zweifache Goldgewinner dieser Olympischen Spiele, aber nicht nur das konnte als Spektakel durchgehen - sondern das ganze Rennen. Vorne das Ringen um den Sieg, dahinter kämpften Erik Lesser, Benedikt Doll und Emil Hegle Svendsen noch um Bronze. Es war das aufregendste Rennen der bisherigen Spiele, nach dem das Treppchen so bestiegen wurde: Fourcade ganz oben, Simon Schempp daneben, Svendsen auf Rang drei.

Für Schempp erfüllte sich trotz verlorenem Fotofinish ein Traum. Vor zwei Wochen hatt er noch noch gezweifelt, überhaupt etwas bei Olympia erreichen zu können, weil ihn muskuläre Probleme im Rücken plagten, die sich auch auf die Beine auswirkten. "Wäre es noch fünf Meter weiter gegangen, hätte es vielleicht gereicht", sagte Schempp, "aber ich bin super happy". In Sprint und Verfolgung waren ihm Rang sieben und fünf geglückt, im Einzel wurde er abgeschlagener 36.

Vor den Wettbewerben in Pyeongchang hatte man vermutet, dass vor allem Fourcade und der Norweger Johannes Thingnes Bö die Medaillen unter sich ausmachen. Ging es in dieser Saison um den Platz ganz oben, war das in der Regel ein Zweikampf zwischen Fourcade und Bö. Doch dann ging es für beide mal auf und mal ab bei den Spielen, die neun Medaillen in den ersten Rennen wurden an neun verschiedene Biathleten vergeben. Fourcade gewann die Verfolgung, Bö das Einzel - und so stellte sich vor dem Massenstart die Frage: Würde sich einer von beiden doch noch zum zweifachen Olympiasieger krönen?

"Endlich hat es auch hier gereicht", sagt Simon Schempp

Bis zur Hälfte des Rennens konnte schon mal attestiert werden, dass sich dieser Massenstart in einem Spannungsbogen bewegte, der nicht allzu oft vorkommt: Nach dem zweiten Durchgang am Schießstand war das Feld noch so dicht beisammen, dass zwischen dem ersten und zehnten Rang nur zehn Sekunden lagen. Benedikt Doll, Erik Lesser und Simon Schempp liefen vorne mit, sie waren bis dahin ohne Fehler geblieben, Johannes Thingnes Bö genauso. Fourcade musste schon zum Auftakt in die Strafrunde, lag nach dem dritten Schießen aber schon wieder ganz vorne - während Bö drei Fehler schoss und mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun hatte.

In einer Dreiergruppe ging es dann vorne wieder auf die Strecke, Schempp und Lesser ließen den Franzosen nicht entkommen, nahmen ihn sogar als Sandwich zwischen sich. Zusammen standen sie schließlich beim vierten Schießen. Alle drei mussten dann auch in die Strafrunde, Lesser eine Runde mehr kreiseln als seine Konkurrenten, und es war klar: Der Sieg würde sich zwischen Schempp und Fourcade entscheiden.

Sowohl Schempp als auch Lesser verloren ihre Sprints um Rang eins und drei, doch die Männersparte des DSV konnte aus diesem Wochenende als Sieger hervorgehen: Mit Schempp hat nun schon der dritte Deutsche eine Medaille in Pyeongchang gewonnen, nach dem Sprint-Gold von Arnd Peiffer und dem Verfolgungs-Bronze von Benedikt Doll. Doll wurde am Ende Fünfter mit einem Fehler, Peiffer 13. mit vier Fehlern. Und Schempp, der schon bei der vergangenen WM in Hochfilzen am letzten Tag der Wettbewerbe Gold im Massenstart gewonnen hatte, sagte noch ganz richtig: "Endlich hat es auch hier gereicht, irgendwie muss ich immer bis zum letzten Tag warten."

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