Olympia:Tränen nach Penalty-Drama

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Traurig: Charlotte Stapenhorst. (Foto: REUTERS)
  • Gegen den hohen Favoriten Niederlande erreichen die Hockey-Frauen den Shootout, liegen dort mehrmals im Vorteil - und verlieren dramatisch.
  • Die Niederlande gewinnt 4:3, nach regulärer Spielzeit stand es 1:1.
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Die überragende Kristina Reynolds stapfte enttäuscht aus ihrem Tor und riss sich die Maske vom Gesicht. Franzisca Hauke, deren missglückter Versuch die deutschen Hockey-Frauen um das Spiel um Gold gebracht hatte, saß da wie ein Häufchen Elend. "Das war nur das Glück, das den Unterschied ausgemacht hat", sagte sie - und wischte die Tränen weg. Die "Danas" waren dem "Wunder von Rio" ganz nah, in einem dramatischen Penalty-Schießen schrammten sie aber knapp an einer Sensation vorbei.

Erst im Shootout unterlag die Mannschaft von Bundestrainer Jamilon Mülders dem haushohen Favoriten Niederlande denkbar knapp mit 3:4 und verpasste damit den Einzug ins Endspiel. Nach 60 packenden Minuten hatte es 1:1 (1:1) gestanden. Am Freitag spielt Deutschland aber wie die Männer immerhin um Bronze. Der Gegner wird Großbritannien oder Neuseeland sein. Am Donnerstag stehen bereits die deutschen Männer im "kleinen Finale" - gegen die Niederlande.

Erstmals seit den Spielen 2000 in Sydney kommen die deutschen Hockey-Mannschaften ohne olympisches Gold nach Hause. 2004 in Athen hatten es sensationell die Frauen gewonnen, 2008 in Peking und 2012 in London die Männer. DHB-Präsident Wolfgang Hillmann betonte aber umgehend, dass beide Mannschaften in Rio "hervorragende Leistungen" gezeigt hätten, "wir werden jetzt gemeinsam alles daran setzen, dass sie sich mit Bronze belohnen".

Die deutschen Frauen standen nach einer Glanzleistung in der regulären Spielzeit ganz dicht am Endspiel - und einem ähnlichen Coup wie 2004. Dann aber vergab Hauke die große Chance, mit dem fünften Penalty den Shootout zu beenden. Den siebten Versuch vergab im "sudden death" schließlich Marie Mävers. "Wir haben uns überragend präsentiert. Das ist Sport, am Ende ist es ein Fehlschuss, eine Parade. Das erkennen wir an", sagte Mülders.

"Ihr seid so gut und so wertvoll"

Nach den ersten Minuten der Niedergeschlagenheit riss Mülders seine Mannschaft aber sofort wieder hoch. "Wir ziehen das hier weiter durch! Ich lasse nicht zu, dass ihr nachlasst! Ihr seid so gut und so wertvoll", rief er seinen Spielerinnen zu - diese antworteten mit einem zustimmenden Kreischen. "Natürlich trauern wir, es ist alles doof gerade. Aber in ein paar Stunden müssen wir den Kopf wieder hochnehmen. Ich war schon in Peking dabei und mache Platz vier nicht wieder mit", sagte Kapitänin Janne Müller-Wieland.

Lisa Schütze hatte Deutschland im ersten Viertel nach einer Strafecke von Julia Müller per Abstauber in Führung gebracht (10.). Die Antwort der Niederlande ließ aber nicht lange auf sich warten: Maartje Paumen traf per kurzer Ecke zum Ausgleich (16.). Bis zur Schlusssirene hielt die deutsche Mannschaft allen Angriffen der Niederländerinnen mit überragendem Einsatz stand, rettete sich ins Penalty-Schießen: Am Ende halfen dort auch die vier von Reynolds gehaltenen Penaltys nicht.

"Manchmal ist der Sport brutal. Los, Danas, jetzt holen wir uns gemeinsam Bronze", twitterte Männer-Kapitän Moritz Fürste umgehend. Er hatte nach der 2:5-Klatsche gegen Argentinien im Halbfinale betont: "Wir können noch immer eine Medaille gewinnen. Es ist jetzt Bronze, aber das immer noch unser großes Ziel."

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