Olympia:Timo Boll kann das frühe Aus nur mit Netzrollern verhindern

Olympia: Maßarbeit, die für die nächste Runde reichte: Timo Boll.

Maßarbeit, die für die nächste Runde reichte: Timo Boll.

(Foto: Juan Mabromata/AFP)

Gegen den starken Russen Alexander Schibajew hadert der deutsche Fahnenträger mit Schläger, Ball und Platte - und gewinnt am Ende doch noch den Krimi.

Von Jürgen Schmieder

Timo Boll deutete zunächst auf den Tisch. Dann auf seinen Schläger. Dann auf den kleinen Ball, der da vor seinen Füßen kullerte. Irgendwas stimmte nicht mit Schläger und Tisch und Ball, das war klar. Zumindest erreichte diese weiße Kugel von Bolls Schläger aus nur selten diese Platte auf der anderen Seite des Netzes.

Boll, bei der Eröffnungsfeier der Träger der deutschen Flagge, war ja durchaus mit der Hoffnung nach Rio gereist, bei Olympischen Spielen endlich diese ersehnte Einzelmedialle zu gewinnen. Vor vier Jahren in London war er überraschend früh gescheitert und danach mit Tränen in den Augen in der Halle gestanden - nun sah es lange Zeit wieder nach einen frühen Niederlage aus. Am Ende gewann Boll in sieben Sätzen (12:14, 11:4, 7:11, 11:7, 10:12, 12:10, 11:6) gegen den Russen Alexander Schibajew.

"Es war ein offener Kampf, beide haben gut gespielt", sagte Boll nach der Partie: "Im ersten Spiel gleich auf so einen schweren Gegner zu treffen ist hart. Ich habe aber gewusst, dass ich gut drauf bin und dass meine Chance kommen wird." Boll begann nervös, agierte meist ungewöhnlich weit hinter der Platte und leistete sich zahlreiche leichte Fehler. Das lag allerdings auch an Schibajew, der fehlerarm spielte und die Angriffe von Boll geschickt und bisweilen auch glücklich mit einigen Netzrollern konterte.

Boll spielt im vierten Satz deutlich aggressiver

Im sechsten Satz fing sich Boll nach Rückstand, er agierte in den entscheidenden Punkten, bei 8:9 etwa oder bei 10:10, aggressiver und hatte mit zwei Netzrollern am Ende auch jenes Glück, das zuvor der Russe gehabt hatte. Den entscheidenden Durchgang gewann Boll dann souverän. Bolls Kollege Dimitrij Ovtcharov, der in London Bronze gewonnen hatte, wird am Montag seine erste Partie absolvieren. Han Ying hatte bereits zuvor ihre Partie bei den Frauen locker gewonnen und trifft nun auf Li Xue aus Frankreich.

Nach der Partie stand Boll, 35, bei Trainer Jörg Roßkopf, er deutete auf Tisch und Schläger und Ball und zeigte an, dass da viele Dinge noch nicht funktioniert hatten bei dieser ersten Partie. Er trifft im Achtelfinale am Montag auf den Nigerianer Aruna Quadri, der überraschend den Taiwanesen Chuang Chih-Yuan in vier Sätzen besiegte - im Viertelfinale könnte es dann zum Duell mit dem mit dem chinesischen Weltmeister und an Platz eins gesetzten Ma Long kommen. Nach all der Deuterei auf Schläger und Ball und Tisch lächelte Boll. Er hatte ja auch gewonnen.

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