Als der amerikanische Regisseur Martin Scorsese 2007 endlich seinen ersehnten Regie-Oscar bekam – 26 Jahre nach seiner allerersten Nominierung –, begann er seine Dankesrede mit einer Erkundigung bei denjenigen, die den Brief geöffnet hatten, in dem sein Name stand. „Könntet ihr den Umschlag bitte noch mal überprüfen?“ In dieser leicht koketten Frage mischten sich Erleichterung, Genugtuung und auch ein letzter verbliebener Restzweifel daran, tatsächlich das geschafft und erreicht zu haben, was der Karriere noch fehlt, was sie rundet. Weil jeder Meister seines Fachs, auch wenn er seine Könnerschaft über Jahre unter Beweis gestellt hat, eines insgeheim fürchtet: als Unvollendeter in die Geschichte eingehen zu müssen. Die Karriere strahlt so hell, aber wenn etwas Entscheidendes fehlt, wird die Bilanz immer ein Sternchen tragen als Symbol für den einen, kleinen Makel.
Tennis bei Olympia:Novak Djokovic, der Vollendete
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Nach 24 Grand-Slam-Titeln gewinnt der Serbe mit 37 zum ersten Mal Olympiagold. Im Finale gegen Carlos Alcaraz entscheidet er einen Abnutzungskampf auf faszinierend hohem Niveau für sich – samt Wunderschlägen, wenn sie gefordert sind.
Von Holger Gertz, Paris
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