Michael Phelps
"Das ist die Kirsche auf dem Kuchen, die ich gewollt habe", sagte Michael Phelps nach seinem letzten Rennen mit der Lagen-Staffel, "ich habe alles erreicht, was ich mir vorgenommen habe." Phelps tritt mit 31 Jahren zurück - mal wieder, er war schon nach den Spielen in London abgetreten, um es sich dann doch nochmal anders zu überlegen. Dieses Mal ist wirklich Schluss. Wer zu viele Kirschen isst, dem wird ja auch schlecht: Phelps ist mit 28 Olympiamedaillen der erfolgreichste Teilnehmer überhaupt. In Rio entthronte er noch eben Leonidas von Rhodos - nach mehr als 2200 Jahren.
Manu Ginobili
Am Ende, als 19 Jahre Basketball-Irrsinn auf internationalem Parkett Geschichte waren, kullerten bei Manu Ginobili die Tränen. Argentiniens berühmtester Bällestopfer wurde kurz vor Ende des Viertelfinals gegen die USA ausgewechselt, die Fans sangen da schon seit 30 Minuten seinen Namen. Dass die "Gauchos" haushoch verloren, war ihnen egal. Sie huldigtem ihrem Manu. Dem besten Basketballer des Landes, der mit diesem Moment seine Karriere im Nationalteam beendete. "Ich verabschiede mich mit einem Sack voller Emotionen", sagte der 39-Jährige. Und so blieb nur die Frage: Ist Ginobili daheim tatsächlich so beliebt wie Messi und Maradona?
Moritz Fürste
Moritz Fürste kniete ganz alleine auf dem blauen Feld im Stadion von Deodoro, legte die Hände aneinander und schickte ein kleines Dankeschön gen Himmel. Der Kapitän der deutschen Hockey-Nationalmannschaft hatte vor dem Spiel um Bronze seinen Abschied verkündet. "Ich habe viele Rückschläge in meiner Karriere und im Leben erleben dürfen, und jeder einzelne davon ist etwas wert gewesen und hat mir geholfen zu lernen...", schrieb der 31-Jährige auf Facebook. 292 Länderspiele, zwei goldene und jetzt eine bronzene Olympia-Medaille reichen Fürste. "Ich verneige mich und sage: Tschüß, macht's gut."
Ludger Beerbaum
An internationalen Turnieren will er noch teilnehmen, aber keine Championate mehr bestreiten: Springreiter Ludger Beerbaum, der Grandseigneur des deutschen Reitsports, gewann insgesamt vier olympische Goldmedaillen und in Rio noch einmal Bronze mit der Mannschaft. "Ich bin dankbar dafür, dass ich mein Heimatland als Reiter vertreten durfte. Jetzt sollen jüngere Kollegen diesen Part übernehmen", sagte der 52-Jährige.
Tony Parker
Tony Parker ist kein Typ für Tränen, dazu ist er viel zu lässig drauf. Aber auch bei ihm schlugen die Emotionen durch, als seine Franzosen im Basketball-Viertelfinale gegen Spanien untergingen: Er schluckte. Der kleine Dribbelwusler vom NBA-Dominator San Antonio Spurs war jahrelang das Gehirn einer überbordend talentierten Equipe, doch mit 34 Jahren gab es in Rio auch bei ihm Verschleißerscheinungen zu sehen. Nicht mehr ganz so flink, nicht mehr so furchtlos, nicht mehr so abgezockt. "Das war mein letztes Spiel", sagte der Point Guard hinterher leise: "Meine Meinung wird sich nicht mehr ändern." Au revoir, Tony.
Paul Biedermann
Nach 18 Jahren Profisport erlebte Schwimmer Paul Biedermann ein undankbares Ende. Nur an sechster Stelle liegend sprang er für die Staffel ins olympische Wasser, konnte auch nichts mehr reißen. Genau wie in den Einzel-Wettbewerben. "Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn einer geht. Dann ist da Platz für die anderen", sagte der 30-Jährige. Er hinterlässt eine große Lücke im deutschen Schwimmen. Als Alumni will er helfen, diese zu schließen. "Es muss Veränderungen geben und das von oben herab. Das wäre der erste Schritt in eine neue Richtung", sagte Biedermann. Er fordert einen Neuanfang an der Spitze des Deutschen Schwimm-Verbandes.
Fabian Hambüchen
Seinen letzten internationalen Wettkampf beendete Fabian Hambüchen als Olympiasieger am Reck. Das Gerät wollte er danach kaufen, doch es wurde ihm zum Abschied geschenkt. Alles andere hat sich der 28-Jährige hart erarbeitet. Er war der "Turn-Floh", holte sechs EM-Titel, 40 nationale Meisterschaften und drei olympische Medaillen. Hambüchen ist der erfolgreichste deutsche Turner der Geschichte. "So kann man definitiv abtreten", sagte er. Ab Herbst will er Sportlehrer am Koblenzer Asterstein-Gymnasium werden. "Vor und nach den Herbstferien werde ich dort als Vertretungslehrer eingesetzt. Den Job hat mir ein Kumpel vermittelt, und ich werde das als Praktikum nutzen", berichtete Hambüchen.
Christina Obergföll
Christina Obergföll war nach ihrem letzten Olympia-Auftritt mit sich im Reinen. "Ich habe meinen Seelenfrieden, weil ich beste Deutsche bin", sagte die ehemalige Speerwurf-Weltmeisterin: "Ich muss mich nicht rechtfertigen." Da klang auch noch ein wenig der Ärger nach, den ihr das Nominierungs-Hickhack des Verbandes beschert hatte. Aber nun war sie dabei und sie war besänftigt. Obergföll, die nach der Saison zurücktritt, wurde bei ihrer letzten großen internationalen Meisterschaft Achte. Mit 62,92 Metern. Für die 34-Jährige aus dem Schwarzwald endet damit die Karriere. Dasselbe gilt für ihre Speerwurf-Kollegin Linda Stahl.
Silvia Neid
Erst mal durchpusten. Nach elf Jahren als Bundestrainerin der Fußball-Frauen ist für Silvia Neid Schluss. Sie braucht Abstand, will sich Zeit nehmen und sich "mehr um mich kümmern". Ihren Abschied vergoldete sie mit dem Sieg im Finale über Schweden. Es war das erste Gold überhaupt für deutsche Fußballerinnen - und Neid etablierte den Frauenfußball in Deutschland damit noch ein bisschen mehr, als sie das sowieso schon gemacht hatte mit dem WM-Titel 2007 und den EM-Erfolgen 2009 und 2013. Auch bei Olympia hatte sie schon eine Medaille geholt: 2008, Bronze in Peking.
Betty Heidler
Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands, hatte Mitleid mit Hammerwerferin Betty Heidler. Der Grund: Die ehemalige Weltmeisterin belegte bei ihrem letzten olympischen Auftritt den undankbaren vierten Platz. Prokop verspürte besondere Schmerzen: "Bettys verpasste Medaille tut mir in der Seele weh", sagte der DLV-Chef. Heidler nahm den vierten Platz nicht so schwer. "Ich bin nicht unglücklich, aber ich könnte glücklicher sein", sagte Heidler und stellte fest: Olympia ist eben "kein Wald- und Wiesensportfest". Noch zwei Wettkämpfe folgen, dann ist Schluss, der Hammer wird endgültig abgelegt: "Ich freue mich, dass es vorbei ist und auf das, was kommt."
Yannick Agnel
"Es endet nicht so wie gedacht", sagte der französische Schwimmer Yannick Agnel nach seinem letzten Auftritt auf der olympischen Bühne. Der Doppel-Olympiasieger von London schwamm der Elite in Rio nur noch hinterher, bekundete, dass er nicht mehr alle Waffen habe, um mit den anderen mitzuhalten. Dabei ist Agnel gerade erst 24 Jahre alt. Über 200 Meter Freistil enttäuschte er als 19., obwohl er "alles gegeben" hatte. Für die 4x100-Meter-Freistilstaffel wurde er nicht einmal mehr nominiert. So hatte Agnel sich das tatsächlich nicht vorgestellt.
Barbara Engleder
Der Freudenschrei von Gewehrschützin Barbara Engleder hallt wahrscheinlich jetzt noch durch die Schießanlage in Rio. Ihre Goldmedaille hatte die 33-Jährige kniend auf dem Boden gefeiert, die Arme in die Luft gestreckt und eben laut schreiend. Ob ihr da schon bewusst war, dass sie ihre Karriere mit einem Olympiasieg beendet? Für die Zuschauer ist der Rücktritt schade. Der Auftritt der Bayerin hat Lust auf mehr gemacht, nicht nur wegen ihres olympischen Rekords und der Goldmedaille, sondern auch wegen Aussagen wie dieser: "I brauch heut Abend noch a Weißbier." Na dann, Prost und schönen Feierabend.
Ronald Rauhe
Das letzte Mal Olympia kann schon sehr emotional sein, für Kanute Ronald Rauhe gingen seine Gefühle aber auf eine besonders wilde Fahrt. Erst war er glücklich, dass er das Finale im Kajak-Einer über 200 Meter erreichte; dann im Ziel enttäuscht, weil die Anzeige den vierten Platz verkündete; am Ende schließlich außer sich vor Freude, weil die Anzeige korrigiert wurde. Rauhe erreichte das Ziel auf das Tausendstel genau gleichzeitig mit dem Spanier Saul Craviotto. Rauhe feierte seine Bronzemedaille mit Tränen. So emotional und stilvoll kann ein Karriereende sein.
Horst Hrubesch
Mit Horst Hrubesch verliert der deutsche Fußball sein Exemplar einer seltenen Spezies. Der 65-Jährige ist für den schnelllebigen Fußball ungewöhnlich geduldig, verzeiht seinen jungen Spieler so manchen Fehler. In Rio klebte er eine Truppe aus zusammengewürfelten Spielern zu einer Einheit zusammen und zog mit ihnen bis ins Finale. Das ging gegen Gastgeber Brasilien denkbar dramatisch im Elfmeterschießen verloren. "Sehen Sie mich weinen? Ich lache die ganze Zeit schon. Weil wir ein tolles Turnier gespielt haben. Wir gehen hier als Sieger raus, auch wenn wir die Goldmedaille nicht gewonnen haben", sagte Hrubesch nach dem Spiel.
Sabine Spitz
Viel Risiko ging Sabine Spitz mit ihrem Start in Rio ein. Eine Entzündung im linken Knie machte der Mountainbikerin zu schaffen, die Ärzte empfahlen ihr, das Rennen nicht zu fahren. Doch Spitz ignorierte den Rat, wollte noch einmal die besondere Atmosphäre genießen und nicht unauffällig durch die Hintertür verschwinden. Eine Medaille wie in Athen (Bronze), Peking (Gold) oder London (Silber) gab es diesmal nicht für die 44-Jährige. War dann aber auch egal. "Mir hat es sehr viel bedeutet, dieses Rennen zu fahren", sagte Spitz, "dass nach vorne nichts geht, war ja klar."