Olympia: Ski alpin:"Ich mache mir Sorgen"

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Es regnet und schneit in Whistler, beim Training gab es einen schweren Sturz: Es könnte sein, dass der erste Wettbewerb, in dem Medaillen vergeben werden, verschoben werden muss.

Michael Neudecker, Whistler

Viktoria Rebensburg hatte das nicht als Witz gemeint, aber trotzdem haben alle erst einmal gelacht. Sie wolle nur an drei der fünf Speed-Trainings teilnehmen, sagte sie am Donnerstagabend, neben ihr saßen ihre Kolleginnen des deutschen Skirennteams, Maria Riesch, Gina Stechert, Katharina Dürr und auch Kollege Stephan Keppler. Drei Trainings? Das ist derzeit einfach nicht ernst zu nehmen in Whistler. Es regnet und schneit, regnet und schneit.

Das Training der Frauen wurde abgesagt, die Wetterprognose ist nicht besonders gut. (Foto: Foto: ddp)

Und es ist neblig. Oben in Whistler Creekside, wo die Alpin-Wettbewerbe stattfinden, ist es sogar so neblig, dass bereits das erste Männertraining abgesagt worden war. "Mid-mountain fog", so heißt der Nebel, der eben nur in der Mitte des Berges liegen bleibt, während oben und unten die Sicht einigermaßen klar ist.

Weil aber für Samstag die Abfahrt der Männer als erster Medaillen-Wettkampf dieser Olympischen Spiele geplant ist und am Sonntag die Kombination der Frauen (bestehend aus Abfahrt und Slalom), und weil für die Abfahrt mindestens eine Trainingsfahrt zwingende Voraussetzung ist, sahen die Rennleiter keine andere Möglichkeit, als die Trainingsläufe der Männer und Frauen für den Donnerstag parallel laufen zu lassen.

Das indes ist nicht gerade einfach: Beiden Strecken, der "Dave Murray Downhill" (Männer) und der "Franz's Run" (Frauen), haben zwar einen eigenen Start - aber das selbe Ziel. Die Männer wurden dann also etwa 200 Meter vor der Ziellinie abgewunken, dann bremsten sie ab und rutschten an der Seite ins Ziel. Kein Problem, fand Stephan Keppler, "da steht halt einer mit einer gelben Fahne und dann schwingst du eben ab". Hauptsache, es wurde überhaupt trainiert.

Während die Männer immerhin abschwangen und ins Tal rutschten, konnten die Frauen gar nicht fahren. Auf ihrer Strecke war der Nebel zu dicht, und dann stürzte auch noch die Startnummer zwei, die Amerikanerin Stacey Cook, so schwer, dass sie per Helikopter abtransportiert werden musste. Kurz darauf wurde das Training der Frauen abgesagt. "Wir hatten keine Chance", sagte Rennleiter Atle Skaardal, das hatten sie wirklich nicht.

"Wenn du einen Berg genau zwischen Ozean und Regenwald stellst, bekommst du halt Schwierigkeiten", sagt der kanadische Gold-Kandidat Manuel Osborne-Paradis. Er kennt die Bedingungen in Whistler, die nun tatsächlich kaum jemanden überraschen. "Wir haben in Whistler so viele Weltcup-Rennen verschoben oder abgesagt. Es wird auch bei Olympia Probleme geben, daran besteht kein Zweifel", hatte Gian-Franco Kasper, der Präsident des Welt-Ski-Verbandes Fis, noch vor ein paar Tagen prophezeit. Dass das Wetter schlecht sein könnte, "das hatte man schon im Hinterkopf", sagt auch Maria Riesch.

Riesch hatte rund zwei Stunden im Schneetreiben am Start ausgeharrt, vergeblich. Zunächst wartete sie noch im Gasthaus am Start, dann aber ging sie vor zum Starthaus, um die Lage zu begutachten, "ich hatte ja nichts zu tun", sagt sie. Als das Training schließlich abgesagt wurde, wechselte sie die Ausrüstung und trainierte noch Slalom.

Ob die Männer-Abfahrt und die Frauen-Kombination stattfinden können, ist nun sogar fraglich. Die Wetterprognose für die nächsten Tage in Creekside ist nicht gut: Temperaturen um die sechs Grad plus, dazu böiger Wind und Nebel. "Ich mache mir ernsthaft Sorgen", sagt Gian-Franco Kasper.

Im Video: Die letzten Vorbereitungen für die Olympischen Winterspiele laufen. Auch die Welt-Anti-Doping-Agentur steht in den Startlöchern. Sie wird über 2000 Doping-Tests vor und während der Spiele durchführen. Jetzt muss nur noch das Wetter stimmen.

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