Olympia-Silber für Fechterin Britta Heidemann:Drama-Queen

Eigentlich wollte Britta Heidemann Schwimmerin oder Leichtathletin werden, dann wechselte sie doch noch die Sportart. Zum Glück. Nach Gold in Peking hat die Fechterin ihre dritte olympische Medaille gewonnen. Und auch abseits der Planche ist die charismatische Deutsche gefragt.

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Degenfechterin Britta Heidemann

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Eigentlich wollte sie Schwimmerin oder Leichtathletin werden, dann wechselte sie doch noch die Sportart. Zum Glück. Nach Gold in Peking hat Fechterin Britta Heidemann ihre dritte olympische Medaille gewonnen. Und auch abseits der Planche ist die charismatische Deutsche gefragt. Ein Blick auf eine vielseitige Karriere.

Degenfechterin Britta Heidemann hat als erste deutsche Sportlerin eine Medaille in London gewonnen. In einem aufregenden Halbfinale schlug sie die Südkoreanerin Shin A Lam durch Sudden Death. Auch im Finale fiel die Entscheidung erst in der Verlängerung, diesmal hatte jedoch ihre Gegnerin die besseren Nerven. Ein denkwürdiger Abend einer außergewöhnlichen Sportlerin. 

Fechten: Nationalmannschaft Deutschland NOK Portrait

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Zum Fechten kam Heidemann erst spät. Sportliche Erfolge feierte sie zunächst bei Schülermeisterschaften im Schwimmen und in der Leichtathletik. Erst 1995 - im Alter von 13 Jahren - nahm sie erstmals eine Klingenwaffe in die Hand. Sie hatte Talent. Doch fünf Jahre lang nutzte sie dieses nur für den Friesenkampf und den Modernen Fünfkampf, einmal wurde sie bei Letzterem sogar WM-Dritte mit der deutschen Junioren-Nationalmannschaft.

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Erst im Jahr 2000 spezialisierte sich Heidemann aufs Degenfechten - und hatte schnell Erfolg. Ein Jahr später nahm sie bereits an der WM in Nimes und der EM in Koblenz teil. 2002 gelang ihr in Sydney der erste Weltcup-Sieg und bei der WM in Lissabon holte sie im Einzel eine Bronzemedaille. Aus der Schwimmerin und Leichtathletin war eine der erfolgreichsten deutschen Fechterinnen geworden.

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Während sie immer intensiver mit dem Degen trainierte, machte Heidemann nebenher das Abitur - und das mit dem Notendurchschnitt 1,4. Anschließend studierte sie in Köln Regionalwissenschaften China, 2008 machte sie den Abschluss. Das Lernen lenke sie vom Stress ab, sagte sie einmal.

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Heidemann wurde am 22. Dezember 1982 in Köln geboren, wo sie bei ihren Eltern Reinhard und Astrid aufwuchs - und auch heute noch lebt. Von dort sind es nur wenige Kilometer zum Training bei ihrem Verein TSV Bayer 04 Leverkusen.

Olympische Spiele Athen 2004

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"Mich fasziniert, dass Fechten ein sehr mentaler Sport ist", hat Heidemann einmal gesagt. "Wir müssen uns auch psychologisch gegen unsere Gegner durchsetzen." Gefordert seien Konzentration, Technik und Schnelligkeit.

Olympische Spiele Athen 2004

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2004 nahm sie erstmals an Olympischen Spielen teil. Im Einzel belegte sie in Athen einen etwas enttäuschenden zehnten Platz, doch mit der Mannschaft gewann Heidemann die Silbermedaille.

Champion Of The Year 2008 Day 6

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Auch abseits der Planche machte Heidemann von sich Reden. Wegen ihrer charmanten Art ist sie gefragt. Sie zog lukrative Werbeangebote an Land, trat in TV-Talkshows aus - und im September 2004 zog sie sich gar für den Playboy aus.

Fencing World Championship 2005

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Heidemann wurde zu einer Berühmtheit im deutschen Sport, die Erwartungen wurden größer - und so schmerzte es, dass sie bei der WM 2005 in Leipzig zwar beste deutsche Degenfechterin war, aber nur Elfte wurde. Mit der Mannschaft holte sie immerhin die Bronzemedaille.

Fecht-WM - Degenfechterin Britta Heidemann holt WM-Titel

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2007 begann dann die ganz große Zeit von Heidemann: Die damals 24-Jährige holte bei der WM in Sankt Petersburg die Goldmedaille im Einzel - das musste gefeiert werden. Hinzu kam auch noch die Bronzemedaille mit der Mannschaft. "Ich habe es mir verdient", sagte sie danach.

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Wenige Monate vor den Spielen in Peking 2008 führte Heidemann erstmals die Weltrangliste an. Und auch bei Olympia riss ihre Erfolgsserie nicht: Im Finale bezwang sie die Rumänin Ana Maria Branza mit 15:11. Gold!

Olympics Day 5 - Fencing

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Das olympische Turnier war für Heidemann eine Art Heimspiel: Weil sie fließend chinesisch spricht und mehrmals längere Zeit in dem Land verbracht hatte, begrüßten sie in Peking viele Fans. Für die deutsche Presse war sie wegen ihrer Erfahrungen mit China eine gefragte Ansprechpartnerin. Während sie sich im Vorfeld immer wieder durchaus auch kritisch über die Missachtung der Menschenrechte und die Umweltverschmutzung in dem asiatischen Land geäußert hatte, hielt sie sich während ihres Aufenthalts in Peking mit Kritik zurück.

Champion Of The Year 2008 Day 3

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2008 - das war das Jahr der Britta Heidemann. Bei der Wahl zur "Sportlerin des Jahres" wurde sie Zweite. Kein Wunder, dass sie bei der Verleihung der Auszeichnung in einem Club-Dorf in Marokko zu Scherzen mit Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno aufgelegt war.

Germany - Training & Press Conference - Day 1

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Wegen ihrer China-Erfahrungen bekam Heidemann 2009 den Auftrag, als Reiseleiterin die deutsche Fußballnationalmannschaft auf deren China-Trip zu begleiten. Seit Olympia gilt sie in China als eine der populärsten Sportlerinnen der westlichen Welt, das Magazin Fechtsport bezeichnete sie einmal als "das China-Girl". Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Lukas Podolski stahl sie auf der Reise natürlich ganz schön die Show.

Sports Gala - 'Ball des Sports 2010'

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Privat ist Britta Heidemann mit Thorsten Weber liiert, die beiden haben sich während des Studiums kennengelernt. Und seit seine Freundin derart im Rampenlicht steht, landet auch er manchmal in den Klatschspalten der Magazine - wie hier mit dem Foto nach dem Ball des Sports 2010 in Wiesbaden.

Verabschiedung der Olympioniken aus dem Rheinland

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Doch nur Sport machen - das reicht der Hochschulabsolventin Heidemann nicht. Sicherlich auch, weil sich als Fechterin bei weitem nicht so viel Geld verdienen lässt wie als Fußballer oder Tennisspielerin. 2001 veröffentlichte Heidemann ihr erstes Buch: "Erfolg ist eine Frage der Haltung. Was Sie vom Fechten für das Leben lernen können." Darin beschreibt sie, wie es ihr gelingt, in Momenten der größten Anspannung die Nerven nicht zu verlieren.

Olympics Day 3 - Fencing

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Und nun also hat Heidemann am Montagabend ihre dritte Medaille bei Olympischen Spielen gewonnen. Doch die musste sich die Sportlerin dramatisch erarbeiten. Im Halbfinale gelang ihr einer der knappsten Siege der Fechtgeschichte, erst in der letzten Sekunde im Sudden Death schaffte Heidemann den Siegtreffer gegen die Südkoreanerin Shin A Lam. Da diese Protest einlegte, musste die Deutsche eine Stunde lang zittern, bis der Finaleinzug endlich offiziell bestätigt wurde.

London 2012 - Fechten

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Das Finale gegen Jana Schemjakina ging dann fast genauso knapp aus wie das Duell zuvor. Es endete im Sudden Death 9:8 für die Ukrainerin. Diesmal hatte es für die Frau mit den eisernen Nerven nicht ganz gereicht.

London 2012 - Fechten

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"Nach Gold in Peking und Silber hier - ganz doll darf ich mich nicht beschweren", sagte Heidemann nach dem Finale. Wie viel ihr die Medaille bedeutet, konnten die Zuschauer dann bei der Siegerehrung sehen. Sei weinte vor Rührung.

© Süddeutsche.de/sonn
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