Olympia 2010: Rodeln:Zwei Kurven weniger

Nach dem tödlichen Unfall von Nodar Kumaritaschwili reagieren die Verantwortlichen: Die Männer beginnen am Frauen-Start, die Frauen und Doppelsitzer sollen von einem abgeflachten Start ins Rennen gehen.

Als Konsequenz aus dem tödlichen Unfall des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili tragen die Männer ihren Wettbewerb bei den Olympischen Winterspielen vom Frauenstart aus. Zudem sollen die Frauen und Doppelsitzer in Whistler entweder von einem abgeflachten Damen-Start oder vom Junioren-Start ins Rennen gehen. Das gab FIL-Generalsekretär Svein Romstad am Samstagvormittag (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz bekannt. Bei den Trainingsläufen soll das geprüft werden. Präsident Josef Fendt bekräftigte zugleich, dass die Bahn im Whistler Sliding Centre zwar schnell, aber nicht zu schnell sei.

Olympia 2010: Rodeln: Die Rodel-Männer beginnen ihre Läufe von nun an vom Frauen-Start.

Die Rodel-Männer beginnen ihre Läufe von nun an vom Frauen-Start.

(Foto: Foto: dpa)

"Auch vom Damenstart wird der Beste gewinnen. Wir werden uns auf diese Situation einstellen", sagte der deutsche Cheftrainer Norbert Loch. Um 17 (2 Uhr) und 19 Uhr (4 Uhr) werden die ersten beiden der insgesamt vier Läufe ausgetragen. Die Länge der Strecke wird dann um rund 200 Meter von 1374 auf 1198 m verkürzt und umfasst nur noch 14 statt wie geplant 16 Kurven. Durch die Änderung soll die Geschwindigkeit im schnellsten Eiskanal reduziert werden.

Zuvor war die Bahn im Whistler Sliding Centre durch bauliche Veränderungen entschärft worden. Auf Grundlage von Untersuchungsergebnissen entschied die Rennleitung in Absprache mit dem Weltverband FIL, die Mauern an der Ausfahrt der Unfall-Kurve 16 zu erhöhen und das Eis-Profil zu verändern. Diese "vorbeugende Maßnahme" sei getroffen worden, um zu vermeiden, dass sich "ein solch außergewöhnlicher Unfall" abermals ereignen könne.

Auch der Architekt der Olympia-Bahn Udo Gurgel zeigte sich geschockt. "So ein Ereignis wirft einen natürlich kräftig außer Tritt", sagte der Leipziger Gurgel der ARD: "Aber von Vorwürfen kann man nicht reden, weil wir die Bahn in Absprache mit den beiden Verbänden sehr sorgfältig gebaut und geprüft haben." Die Sicherheitseinrichtungen vor Ort - erst am Tag nach dem Unglück wurde an der Unfallstelle eine etwa zwei Meter hohe Wand gebaut - seien Sache der Verbände.

Seit 25 Jahren sei niemand aus einer Bahn geflogen, das hätte man nicht voraussehen können, sagte Gurgel weiter. Angesichts der Bilder, die er vom Unfall gesehen habe, könne er zwar noch nichts Genaues zur Ursache der Tragödie sagen, aber er vermute einen Fahrfehler. Im Vorfeld hatte Gurgel stolz erklärt, dass die Bahn "zu hundert Prozent perfekt" sei. Das Leipziger Ingenieurbüro hatte schon die olympischen Bob- und Rodelbahnen von Calgary (1988), Lillehammer (1994), Nagano (1998), Salt Lake City (2002) und Turin (2006) entworfen. Auch für die Winterspiele in Sotschi 2014 entwarf das Büro die Bob- und Schlittenbahn und begleitet den Bau. Er sei schon fast zur Hälfte fertig, sagte Gurgel.

Kumaritaschwili war am Freitagmorgen auf der Olympia-Strecke im Whistler Sliding Centre im Abschlusstraining nach der Zieldurchfahrt aus der Bahn geschleudert worden und mit Kopf und Rücken gegen einen Stahlträger geprallt.

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