Die Qualifikation für das olympische Breakdance-Turnier in Paris diesen Sommer ist im Gange. Am Wochenende wurde in Shanghai vorgetanzt, in der Tischtennisnation China also. Mancher bewährte Funktionär aus der Parteidiktatur fand das Turnier aus der amerikanischen Hiphop-Bewegung möglicherweise etwas laut und gewöhnungsbedürftig. Aber das ist ja gerade das Schöne an dieser bevorstehenden Olympiapremiere: Ältere Sportfreunde erleben mal etwas anderes als die üblichen Ballspiele und Wettläufe. Neue Perspektiven tun sich auf. Mit Breakdance sieht Olympia einfach jünger aus.
Aber warum eigentlich? Diese Frage drängt sich nach dem Qualifikationsturnier in Shanghai auf. Denn erstens ist Breakdance oder Breaking, wie man es jetzt offiziell nennt, gar keine neue Erfindung. Es entwickelte sich Anfang der Siebzigerjahre unter schlecht betuchten Jugendlichen auf den Straßen von New York. So alt ist diese Subkulturdisziplin im Grunde schon, dass man sie fast als Standardtanz des Freestyle-Genres bezeichnen kann.

IOC-Präsident Thomas Bach:Der Pakt mit dem Kreml
Russische Skandale prägen die Amtszeit des IOC-Präsidenten Thomas Bach. Warum reagierte der Deutsche darauf lange so devot? Recherchen legen nahe, dass Bach ohne Wladimir Putin wohl nie der mächtigste Sportfunktionär geworden wäre - er soll sogar extra nach Moskau geflogen sein, um seine Kandidatur absegnen zu lassen.
Zweitens war die Gewinnerin in der B-Girl-Konkurrenz von Shanghai selbst nicht mehr die jüngste: Ayumi Fukushima, eine frühere Kindergärtnerin aus Japan, ist vierzig. In Zahlen: 40. Geburtstag hat sie im Juni. Wenn sie sich beim nächsten Qualifikationsturnier in Budapest wirklich einen der 16 Breaking-Startplätze für Paris sichert, wird sie bei den Spielen mit 41 Jahren eine der ältesten Teilnehmerinnen sein. Die betagte Dame tanzt genau dort allen davon, wo das Internationale Olympische Komitee (IOC) besonders jugendlich wirken will. Ein starkes Stück.
Japan hat viele erfolgreiche Seniorensportler hervorgebracht, etwa den Skispringer Noriaki Kasai
Japan hat eine der ältesten Gesellschaften der Welt und viele berühmte Sportsenioren hervorgebracht. Den Skispringer Noriaki Kasai zum Beispiel, der mit 41 Olympiamedaillen gewann, oder den Fußballer Kazuyoshi Miura, der dieses Jahr mit 57 seine Karriere beim portugiesischen Zweitligisten UD Oliveirense fortsetzte. Kein Wunder also, dass hier auch die Beste der Tanzjugend alt ist. Aber ums Alter geht es ja auch eigentlich gar nicht, wenn man verstehen will, warum ein Breaking-Turnier tatsächlich frischen Wind ins Programm der klassischen Olympischen Spiele bläst.
Am freien Geist des Tanzwettstreits liegt das, am offenen Zweikampfformat, in dem die Breakerinnen und Breaker abwechselnd ihre Musikalität und Persönlichkeit zeigen müssen. Außerdem hat dieser Sport eine Geschichte zu erzählen: Aus der rauen Wirklichkeit der Ghettos ins Rampenlicht des Profisports - spannende Karriere. Interessante neue Leute kommen unter den Ringen zusammen, die neue Geschichten erzählen können. Zum Beispiel diese erfahrene Frau Fukushima, die in Shanghai übrigens nicht die einzige Japanerin auf dem Podest war: Zweite wurde Ami Yuasa, 25, Dritte Riko Tsuhako, 17. Man kann feststellen: Beim Tanzen ist das Alter egal.