Olympia 2026:Olympia hat Angst vor einem "Nein" aus Europa

Pyeongchang 2018 - Ski Alpin

Wo werden die Winterspiele 2026 stattfinden - wieder in Asien?

(Foto: dpa)
  • Das IOC hat den Wunsch, die Winterspiele 2026 wieder an einem "klassischen Wintersportort" stattfinden zu lassen.
  • Mithilfe eines veränderten Bewerbungsverfahren soll stärker gesteuert werden, wer als Kandidat infrage kommt.
  • Winterspiele in Europa sind unwahrscheinlich, doch auch an anderen Orten gibt es Interessenkonflikte.

Von Johannes Aumüller, Pyeongchang

Es war nicht neu, was Thomas Bach am Sonntag in Pyeongchang mitteilte, aber inzwischen drängt die Zeit. Seit einigen Monaten erklärt der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) regelmäßig, dass die Winterspiele 2026 wieder an einem "klassischen Wintersportort" stattfinden sollten. 2014 waren sie in Sotschi, nun in Pyeongchang, in vier Jahren ist Peking an der Reihe. Das sind alles Regionen, die das IOC als neue Märkte begreift, nun wolle es "zurück zu den Wurzeln". In knapp einem Monat endet die Bewerbungsfrist für interessierte Städte, und mancher Athlet und Sportpolitiker freut sich schon darauf, 20 Jahre nach Turin (2006) wieder Winterspiele in Mittel- oder Nordeuropa erleben zu können. Doch so eindeutig ist das nicht.

Das IOC hat sich zwar ein verändertes Bewerbungsverfahren ausgedacht, durch das es stärker steuern will, wer als Kandidat infrage kommt. Städte wie Almaty (Kasachstan), das 2022 nur knapp gegen Peking unterlag, oder Erzurum (Türkei), wo die Politik im vergangenen Jahr vorpreschte, sind daher eher chancenlos. Das heißt aber noch lange nicht, dass es für 2026 auf einen Ort in den Alpen oder in Skandinavien hinauslaufen wird. Denn wenn Bach von klassischen Wintersportorten redet, dann denkt er nicht nur an Europa, sondern auch an Amerika und Asien.

Aus Deutschland kommt sicher keine Kandidatur

Offenkundig fürchtet sich das IOC, dass es in Europa wieder schiefgehen könnte mit einer Bewerbung. Das Image ist nicht gut, unter dem IOC-Präsidenten Bach ist es seit 2013 noch schlechter geworden. In vielen europäischen Städten, zum Beispiel in München, gab es klare Niederlagen in Bürgerentscheiden oder gleich einen Rückzug der Politik. Bisher zeigen für 2026 nur zwei Regionen verstärktes Interesse: Sion und Stockholm. Bei den Schweizern ist aber auf jeden Fall noch ein Referendum des Kantons Wallis zu überstehen, das am 10. Juni stattfindet, in Schweden ist bei den Planungen vieles unklar.

In Österreich haben die Tiroler Bürger schon Nein gesagt zu einer Bewerbung von Innsbruck, seit Kurzem steht die Möglichkeit einer Kandidatur von Graz und Schladming im Raum. Aus Norwegen sind allenfalls vage Pläne zu vernehmen, aus Deutschland kommt sicher keine Kandidatur.

Auch in Nordamerika ist das Interesse reduziert. Los Angeles ist 2028 schon Gastgeber der Sommerspiele, entsprechend zurückhaltend sind die USA mit Blick auf Winterspiele, die zwei Jahre zuvor stattfinden würden. Da bleibt nur noch Kanada, wo die Spiele 1988 (Calgary) und 2010 (Vancouver) zu Gast waren. Calgary hat bereits Interesse signalisiert.

Erstaunlicherweise meldete auch eine Stadt aus Asien Interesse an: Sapporo in Japan, ein Traditionsstandort, der 1972 die Winterspiele ausrichtete. Aber es wären die dritten Winterspiele in Ostasien in Serie, und vor dem Winter in Peking 2022 kommt 2020 der Sommer in Tokio - eine weitere Ballung der Ereignisse dürfte nicht im Sinne des IOC sein. Zwischendurch stand deshalb im Raum, für die Kür des 2026er-Ortes asiatische Kandidaten auszuschließen. Doch auf der Session in Pyeongchang wurde darauf hingewiesen, dass dies nicht passieren werde. Offensichtlich ist die Angst des IOC vor einem Nein aus Europa so groß, dass es darauf aus ist, Sapporo als Joker in der Hinterhand zu behalten. Probleme bei einem Referendum sind dort nicht zu erwarten

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