Olympia-Nachrichten in Kürze:Erste deutsche Medaille durch Heidemann - nur welche?

Lesezeit: 7 min

Endlich die erste deutsche Medaille bei diesen Spielen: Nach einem dramatischen und umstrittenen Halbfinale gegen eine Südkoranerin kämpft Fechterin Britta Heidemann um Gold. Die deutschen Turner um Fabian Hambüchen verpassen Mannschaftswettbewerb eine Medaille klar, sie landeten wie die Synchronspringer Sascha Klein und Patrick Hausding auf Platz sieben.

in Kürze

Drama, Verzweiflung, Triumph: Britta Heidemann steht im olympischen Fechtfinale.  (Foto: Getty Images)

Fechten, Britta Heidemann: Peking-Olympiasiegerin Britta Heidemann ist ins Finale des olympischen Degen-Wettbewerbs eingezogen und hat dem deutschen Team damit die erste Medaille in London gesichert. Die Fechterin aus Leverkusen triumphierte nach einem dramatischen Duell gegen die Südkoreanerin Shin A Lam mit 6:5 im Sudden Death. Die Entscheidung über eine Wertung ihres letzten Treffers fiel aufgrund vermeintlicher Unregelmäßigkeiten bei der Zeitnahme erst nach 30 Minuten. Im Finale trifft Heidemann auf Jana Schemjakina aus der Ukraine. Nach Team-Silber 2004 und Einzel-Gold 2008 hat Heidemann damit die dritte Olympiamedaille ihrer Karriere sicher.

Turnen: Die deutschen Turner haben am Montag im Teamfinale der Olympischen Spiele eine Medaille klar verfehlt. Nach verpatztem Auftakt beendeten sie den Wettkampf mit 268,019 Punkten auf dem siebten Platz. Der Titel ging nach 2000 und 2008 zum dritten Mal an die Chinesen. Mit 275,997 Punkten setzten sie sich vor dem euphorisch gefeierten Team aus Großbritannien (271,711) durch, das am letzten Gerät noch auf den Silberrang sprang. Bronze ging an die Ukraine (271,526) vor den auf Rang vier abgestürzten Japanern (271,252). Japan legte im Anschluss an den Wettkampf jedoch Protest gegen die Wertung des letzten Turners ein, und zwar erfolgreich: Die Japaner rutschten noch auf Rang zwei vor, die Ukrainer mussten die Bronzemedaillen den Briten überlassen.

Die Hoffnung auf deutsches Edelmetall schien schon zum Auftakt am "Zitter"-Pferd gestorben, als Andreas Toba und Philipp Boy schwer patzten. Doch dann setzten die Deutschen zu einer Aufholjagd an, die aber mit dem erneuten Absturz von Philipp Boy ihr Ende fand. Hervorragend präsentierte sich hingegen Fabian Hambüchen an seinen fünf Geräten und krönte seinen Auftritt mit einer perfekten Reck-Übung, die von den Kampfrichtern die Spitzennote 16,166 erhielt.

Synchronspringen: Die Wasserspringer Sascha Klein und Patrick Hausding haben im Synchronwettbewerb vom Turm eine Medaille überraschend deutlich verpasst. Die Olympiazweiten von Peking 2008 kamen auf 446,07 Punkte und mussten sich beim Sieg der Chinesen Cao Yuan und Zhang Yanquan (486,78) mit dem siebten Platz zufrieden geben. Silber gewannen die Mexikaner German Sanchez/Ivan Navarro (468,90) vor den US-Amerikanern Nicholas McCrory/David Boudia (463,47). Die fünfmaligen Europameister Hausding und Klein konnten es damit Ditte Kotzian und Heike Fischer nicht gleichtun, die 2008 in Peking als Wasserspringer vom 3-m-Brett mit Bronze die erste Medaille für das deutsche Olympiateam gewonnen hatten.

Reiten, Vielseitigkeit: Die deutsche Mannschaft der Vielseitigkeitsreiter hält bei den Olympischen Spielen nach zwei der drei Disziplinen Kurs auf die Goldmedaille. Mit insgesamt 124,70 Strafpunkten beendete der Olympiasieger von 2008 das Geländereiten in Greenwich und behielt die in der Dressur am Wochenende eroberte Führung vor Großbritannien (130,20) und Schweden (131,40). In den beiden abschließenden Springprüfungen an Dienstag sind auch Medaillen in der Einzelwertung möglich. Ingrid Klimke (Münster/39,30) auf Butts Abraxxas liegt auf Platz eins, zusammen mit der Schwedin Sara Algotsson Ostholt. Platz drei nimmt Welt- und Europameister Michael Jung (Horb/40,60) auf Sam ein. Vize-Europameisterin Sandra Auffarth (Ganderkesee) auf Opgun Louvo belegt Rang sieben (44,80). Auf dem 16. Platz folgt Dirk Schrade (Sprockhövel/50,60) auf King Artus. Peter Thomsen (Lindewitt/63,70) auf Barny verbesserte sich von Rang 58 auf den 30. Platz.

Beachvolleyball: Die Beachvolleyball-Europameister Julius Brink (Leverkusen) und Jonas Reckermann (Köln) haben bei den Olympischen Spielen in London das Achtelfinale erreicht. Der 2:1-Sieg (13:21, 21:19, 15:8) am Montag gegen die an Position zehn gesetzten Chinesen Wu Penggen und Xu Linyin bedeutete bereits nach dem zweiten Spiel in Gruppe C den Einzug unter die besten 16 Teams des Turniers. Zum Abschluss der Vorrunde treffen Brink/Reckermann am Mittwoch auf die Schweizer Sascha Heyer/Seba Chevallier.

Gewichtheben, Frauen: Li Xueying aus China ist Olympiasiegerin im Gewichtheben. Die 22 Jahre alte Vizeweltmeisterin gewann am Montag die Konkurrenz in der 58-Kilo-Klasse mit 246 Kilogramm im Zweikampf (Reißen 108/Stoßen 138). Silber ging an Pimsiri Sirikaew aus Thailand (236 kg), Bronze gewann die Ukrainerin Julia Kalina (235 kg). Vizeweltmeisterin Christin Ulrich aus Schmalkalden wurde 13. Die 21-Jährige vom ASV Ladenburg hatte in der B-Gruppe drei deutsche Rekorde aufgestellt. Im Zweikampf erreichte sie 207, im Reißen 93 und im Stoßen 114 Kilo.

Kanu, Slalom: Jasmin Schornberg aus Hamm ist bei den Olympischen Spielen zum Abschluss der Kanuslalom-Qualifikation ihren Teamkollegen Hannes Aigner und Sideris Tasiadis ins Halbfinale gefolgt. Im einzigen Frauen-Wettbewerb zog die Weltmeisterin von 2009 am Montag im Lee Valley White Water Centre als Achte der Ausscheidung in die Vorschlussrunde am Donnerstag ein. Im zweiten Lauf war Jasmin Schornberg trotz einer Steigerung auf 102,14 Sekunden vom sechsten auf den achten Rang zurückgefallen. Am Vortag hatten die Augsburger Aigner im Kajak und Tasiadis im Canadier die Medaillenrunde erreicht. Dagegen waren am Montag die Leipziger David Schröder und Frank Henze im Zweier-Canadier als Elfte gescheitert.

Schwimmen, Vorläufe: Die deutschen Schwimmer haben am dritten Wettkampftag im olympischen Becken ihre Vorläufe gut überstanden. Sowohl Silke Lippok als auch Theresa Michalak müssen sich jedoch am Abend steigern, um eine Chance auf den Endlauf zu haben. Vize-Europameisterin Lippok schlug über 200 Meter Freistil nach 1:58,59 Minuten an und erzielte in der Addition aller Vorläufe Platz 13. Damit steht die 18-Jährige im Halbfinale am Abend, blieb aber vier Zehntel über ihrer Zeit von der EM im Mai und fast eine Sekunde über ihrer Saisonbestleistung.

"Es hat sich nicht so gut angefühlt. Ich war noch ein bisschen müde", sagte Lippok. "Aber es ist schon okay. Das Ziel war es, ins Halbfinale zu kommen, ob als Fünfte oder 13., ist egal." Über 200 Meter Lagen erreichte Kurzbahn-Europameisterin Theresa Michalak in 2:12,75 als Elfte das Semifinale. Nicht zu schlagen war erneut die 16-Jährige Chinesin Ye Shiwen, die sich am Samstag über die doppelte Distanz Olympiagold in Weltrekordzeit gesichert hatte. Die Weltmeisterin schwamm in 2:08,90 deutlich die beste Zeit.

Steigern muss sich Michael Phelps. Über 200 Meter Schmetterling schwamm der 27-Jährige einen Tag nach Silber mit der 4x100-Meter-Freistilstaffel in 1:55,53 auf Rang fünf. Ohne deutsche Beteiligung gewann der Österreicher Dinko Jukic in 1:54,79 Minuten die Vorläufe über 200 Meter Schmetterling. Im Finale am Dienstag könnte Phelps zum dritten Mal nacheinander Gold auf dieser Strecke gewinnen. Das gelang zuvor noch keinem Schwimmer. Seine erste Chance auf diese Bestmarke hatte er über 400 Meter Lagen am Samstag mit Platz vier deutlich vergeben.

Alle Olympiasieger
:Doppel-Gold mit 16 Jahren

Sie hat es schon wieder getan: Über 200 Meter Lagen schwimmt die 16-jährige Chinesin Ye Shiwen allen davon und holt ihr zweites Gold. Die US-Turnerinnen besiegen die Rekord-Olympiasiegerinnen aus Russland, die Kasachin Maija Manesa hebt olympisches Rekordgewicht in ihrer Klasse.

Alle Gold-Gewinner

Tennis: Sabine Lisicki ist beim olympischen Tennis-Turnier als dritte Deutsche in die zweite Runde eingezogen. Die Berlinerin setzte sich am Montag in London gegen die Tunesierin Ons Jabeur nach hartem Kampf mit 4:6, 6:0, 7:5 durch. Die Partie war am Sonntag beim Stand von 3:4 aus Sicht von Lisicki unterbrochen worden, weil der Rasen in Wimbledon wegen des Regens zu rutschig geworden war. Am Tag danach herrschten im All England Lawn Tennis Club wieder gute Bedingungen. Dennoch tat sich Lisicki gegen die Nummer 297 der Welt sehr schwer. Erst nach 1:49 Stunden verwandelte sie ihren ersten Matchball. Zuvor hatten bereits Julia Görges und Angelique Kerber ihre Auftakthürden gemeistert. Nur für Mona Barthel war in der ersten Runde Endstation.

Alle Olympiasieger
:Doppel-Gold mit 16 Jahren

Sie hat es schon wieder getan: Über 200 Meter Lagen schwimmt die 16-jährige Chinesin Ye Shiwen allen davon und holt ihr zweites Gold. Die US-Turnerinnen besiegen die Rekord-Olympiasiegerinnen aus Russland, die Kasachin Maija Manesa hebt olympisches Rekordgewicht in ihrer Klasse.

Alle Gold-Gewinner

Draußen ist auch Philipp Petzschner. Trotz eines guten Starts verlor der 28-jährige Bayreuther 6:3, 3:6 und 4:6 gegen den Weltranglisten-Achten Janko Tipsarevic aus Serbien. Petzschner war nach der kurzfristigen Absage von Philipp Kohlschreiber (Augsburg) der einzige deutscher Starter im Herreneinzel.

Wimbledonsieger Roger Federer ist souverän in die dritte Runde des olympischen Tennisturniers eingezogen. Der Weltranglistenerste aus der Schweiz setzte sich gegen Julien Benneteau 6:2, 6:2 durch. Auf dem Weg zu seinem siebten Titel im All England Club hatte der 30-Jährige vor vier Wochen noch deutlich mehr Probleme mit dem gleichaltrigen Franzosen gehabt. Federer lag damals im Achtelfinale bereits 0:2 Sätze zurück und war dreimal nur zwei Punkte vom Ausscheiden entfernt.

Judo: Die deutschen Judokas Miryam Roper und Christopher Völk sind schon in der ersten Runde ausgeschieden. "Wir laufen im Moment dem Erfolg hinterher", sagte Präsident Peter Frese vom Deutschen Judo-Bund (DJB) angesichts der bisher ernüchternden Ausbeute seiner Athleten. Nun ruhen die Hoffnungen auf Olympiasieger Ole Bischof, der am Dienstag seinen Wettkampf bestreitet. Innerhalb von nicht einmal einer Stunde scheiterten am Montag Roper und Völk. Die Leverkusenerin unterlag in der Klasse bis 57 Kilogramm der starken Brasilianerin Rafaela Silva. "Ich habe alles gegeben, was ich kann. Das war schon eine harte Auslosung", sagte die 30-Jährige. "Miryam hat nicht enttäuscht. Sie war auf Augenhöhe", sagte Frauen-Bundestrainer Michael Bazynski. Olympia-Gold sicherte sich die Japanerin Kaori Matsumoto, die der Judo-Großmacht damit am dritten Wettkampftag den ersehnten ersten Sieg bescherte. Völk verlor in der Klasse bis 73 Kilogramm gegen den späteren Dritten Sainjargal Nyam-Ochir (Mongolei) und verabschiedete sich ebenfalls frühzeitig von Olympia. "Ich habe einfach nicht gekämpft, wie ich es mir vorgenommen habe. Ich habe zu statisch gekämpft", sagte der 23-Jährige. Olympiasieger wurde der Russe Mansur Issajew.

Hockey, Großbritannien: Die britischen Hockey-Damen müssen einen herben Rückschlag im Kampf um eine olympische Medaille hinnehmen. Mannschaftsführerin Kate Walsh brach sich beim Vorrundensieg gegen Japan (4:0) den Kiefer. Die 32-Jährige wurde direkt nach dem Zweikampf, bei dem sie einen gegnerischen Stock ins Gesicht bekam, in ein Krankenhaus gebracht. Die Ärzte setzten Walsh eine Platte ein, um die Fraktur zu stabilisieren. Noch ist unklar, ob die Leistungsträgerin des Teams bei den Olympischen Spielen wieder auflaufen kann. "Ihre Teilnahme hängt von ihrer Erholung nach der Operation ab. Dies wird in den nächsten Tagen beurteilt werden", erklärte ein Sprecher des Nationalen Olympischen Komitees.

Gewichtheben: Auch die zweite deutsche Gewichtheberin Christin Ulrich ist bei den Olympischen Spielen auf Rekordjagd gegangen. Die Gewichtheberin kam in der Klasse bis 58 kg im Olympischen Zweikampf auf 207 kg (93/114) und steigerte damit den deutschen Bestwert um sieben Kilo. Gleichzeitig stellte Ulrich bei ihrer Olympia-Premiere auch im Reißen und Stoßen nationale Rekorde auf. In der B-Gruppe der schwächer eingestuften Athletinnen reichte es für die 21-Jährige zu Platz drei. Um 15.30 Uhr Ortszeit gehen die elf Athletinnen der A-Gruppe an den Start, Top-Favoritin auf die Goldmedaille ist Nastassja Nowikawa aus Weißrussland. Bereits am Sonntag hatte Julia Rohde zwei nationale Bestmarken aufgestellt.

Luftgewehr: Alin Moldoveanu hat bei den Olympischen Spielen als erster rumänischer Schütze die Goldmedaille mit dem Luftgewehr gewonnen. Der 29-Jährige, der bei den Spielen vor vier Jahren in Peking als Vierter noch knapp gescheitert war, setzte sich am Montag mit 702,1 Ringen vor dem italienischen Weltranglistenersten Niccolo Campriani (701,5) durch. Bronze ging an Gagan Narang aus Indien (701,1). Die deutschen Schützen hatten eine Medaillenchance ausgelassen. Sowohl Olympia-Debütant Julian Justus als auch Tino Mohaupt qualifizierten sich nicht für das Finale der besten Acht.

Olympisches Feuer: Das Olympische Feuer von London hat innerhalb des Olympiastadions einen neuen Platz gefunden. Das teilte das Organisationskomitee LOCOG am Montag mit. Die aus 204 Stahlstangen bestehende Feuerschale wurde von Austin Playfoot, einem der Fackelträger der Londoner Spiele von 1948, neu entzündet. Für den Transport war die Flamme aus der Schale genommen und in eine Laterne gesetzt worden. Bei der Eröffnungsfeier am vergangenen Freitag war das Olympische Feuer in der Mitte des Stadions entzündet worden. Dort konnte es wegen der am Freitag beginnenden Leichtathletik-Wettbewerbe jedoch nicht bleiben. Neuer Standort bis zur Schlussfeier am 12. August ist der Südeingang des Olympiastadions, in dem bei der Auftaktshow eine große Glocke gestanden hatte. Für die Besucher des Olympic Park ist das Feuer weiter nicht sichtbar. Es wird aber auf große Leinwände projiziert. Die deutsche Fahnenträgerin Natascha Keller stört das nicht. "Mir ist egal, ob die Flamme zu sehen ist. Hauptsache, sie geht nicht aus", sagte die Hockey-Nationalspielerin, die in London bereits an ihren fünften Olympischen Spielen teilnimmt.

© Süddeutsche.de/dpa/sid/dapd/fred/hum/ebc/ska - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: