Olympia-Nachrichten in Kürze:Biedermann verlässt London ohne Einzelmedaille

Auch eine persönliche Jahresbestzeit reicht nicht zu einer Medaille für Deutschlands besten Schwimmer. Die Turner um Fabian Hambüchen landen im Mannschaftswettbewerb wie die Synchronspringer nur auf Platz sieben. Die deutschen Beachvolleyballer sind eine Runde weiter, auch die Vielseitigkeitsreiter geben Anlass zur Hoffnung. Zwei deutsche Tennisdamen freuen sich.

in Kürze

Olympia 2012: Schwimmen

Letzte Hoffnung 200-Meter-Staffel: Paul Biedermann nach dem 200-Meter-Freistil-Finale im Aquatics Centre von London.

(Foto: dapd)

Schwimmen: Lange starrte Paul Biedermann auf die Anzeigetafel, dann kletterte er aus dem Becken und stapfte aus dem Aquatics Centre. Der Traum von seiner ersten olympischen Einzel-Medaille blieb unerfüllt. Über 200 Meter Freistil schwamm der 25-Jährige wie vor vier Jahren in Peking auf Platz fünf - doch den Respekt hatte Biedermann mit einem beherzten Rennen zurückgewonnen. "Ich habe mich mit jedem Tag mehr gefangen. Es war ein verdammt schnelles Rennen, ein absoluter Hochkaräter", sagte er. Nach dem blamablen Aus im Vorlauf zum Auftakt über 400 Meter konnte er wieder mit sich im Reinen sein. Auch wenn ihm bei der Siegerehrung mit Olympiasieger Yannick Agnel aus Frankreich sowie den zeitgleichen Zweiten Sun Yang aus China und Park Tae Hwan aus Südkorea nur die Zuschauerrolle blieb. 1:45,53 Minuten standen hinter Biedermann auf der Anzeigetafel. Persönliche Jahresbestzeit. Doch gegen Agnel, der in 1:43,14 Minuten triumphierte, hatte niemand eine Chance. Biedermann bleibt nun nur noch eine kleine Medaillenhoffnung, in der 4x200-Meter-Staffel. Bei den Frauen verpasste Silke Lippok über 200 Meter Freistil den Endlauf.

Die 15-Jährige Ruta Meilutyte schwamm über 100 Meter Brust überraschend zum Olympiasieg. Die Litauerin gewann in 1:05,47 Minuten vor Peking-Olympiasiegerin Rebecca Soni aus den USA (1.05,55) und der Japanerin Satomi Suzuki (1:06,46). Jubeln durfte auch Missy Franklin (USA) nach dem Sieg über 100 Meter Rücken in 58,33 Sekunden. Bei den Männern siegte Matthew Grevers (USA) mit olympischem Rekord von 52,16. Helge Meeuw (Magedburg) belegte in 53,48 Sekunden den sechsten Platz. "Das war ein wunderschönes Finale, ich habe es tatsächlich genossen und mich so teuer wie möglich verkauft", sagte der Deutsche.

Turnen: Die deutschen Turner haben am Montag im Teamfinale der Olympischen Spiele eine Medaille klar verfehlt. Nach verpatztem Auftakt beendeten sie den Wettkampf mit 268,019 Punkten auf dem siebten Platz. Der Titel ging nach 2000 und 2008 zum dritten Mal an die Chinesen. Mit 275,997 Punkten setzten sie sich vor dem euphorisch gefeierten Team aus Großbritannien (271,711) durch, das am letzten Gerät noch auf den Silberrang sprang. Bronze ging an die Ukraine (271,526) vor den auf Rang vier abgestürzten Japanern (271,252). Japan legte im Anschluss an den Wettkampf jedoch Protest gegen die Wertung des letzten Turners ein, und zwar erfolgreich: Die Japaner rutschten noch auf Rang zwei vor, die Ukrainer mussten die Bronzemedaillen den Briten überlassen.

Die Hoffnung auf deutsches Edelmetall schien schon zum Auftakt am "Zitter"-Pferd gestorben, als Andreas Toba und Philipp Boy schwer patzten. Doch dann setzten die Deutschen zu einer Aufholjagd an, die aber mit dem erneuten Absturz von Philipp Boy ihr Ende fand. Hervorragend präsentierte sich hingegen Fabian Hambüchen an seinen fünf Geräten und krönte seinen Auftritt mit einer perfekten Reck-Übung, die von den Kampfrichtern die Spitzennote 16,166 erhielt.

Badminton: Das deutsche Badminton-Mixed Michael Fuchs und Birgit Michels hat am Montag überraschend das Viertelfinale im olympischen Turnier erreicht. Das Duo besiegte im dritten Gruppenspiel die Russen Alexander Nikolajenko und Walerija Sorokina nach 66 Minuten mit 21:18, 12:21, 21:19 und zieht als Gruppenzweiter in die Runde der besten Acht ein. Badminton-Medaillenhoffnung Juliane Schenk steht im Einzel ohne Satzverlust im Achtelfinale. Sie besiegte die WM-Dritte Larissa Griga aus der Ukraine 21:12, 21:14 und zog nach zwei Siegen als Gruppenerste in die am Mittwochabend beginnende K.o.-Runde ein.

Tennis, Doppel: Das olympische Tennis-Turnier in Wimbledon ist für die deutschen Herren im Einzel und Doppel bereits beendet. Das Duo Christopher Kas (Trostberg) und Philipp Petzschner (Bayreuth) verlor seine Auftaktpartie am Montagabend 5:7, 5:7 gegen die Russen Nikolai Dawidenko und Michail Juschni. Petzschner hatte zuvor als einziger deutscher Einzelstarter in der zweiten Runde 6:3, 3:6 und 4:6 gegen den Serben Janko Tipsarevic verloren. Seine letzten Hoffnungen ruhen nun auf dem Mixed-Wettbewerb, wo er gemeinsam mit Angelique Kerber (Kiel) antritt.

Das deutsche Damen-Doppel Julia Görges (Bad Oldesloe) und Anna-Lena Grönefeld (Nordhorn) gewann sein Auftaktmatch am Montag hingegen 6:3, 6:1 gegen die Britinnen Elena Baltacha/Anne Keothavong. Nächste Gegnerinnen der beiden Deutschen sind Ekaterina Makarowa/Jelena Wesnina (Russland). Kerber und Sabine Lisicki, die bereits am Samstag gegen das andere britische Duo Laura Robson/Heather Watson gewonnen hatten, müssen sich in der zweiten Runde gegen die Williams-Schwestern Venus und Serena behaupten.

Synchronspringen: Die Wasserspringer Sascha Klein und Patrick Hausding haben im Synchronwettbewerb vom Turm eine Medaille überraschend deutlich verpasst. Die Olympiazweiten von Peking 2008 kamen auf 446,07 Punkte und mussten sich beim Sieg der Chinesen Cao Yuan und Zhang Yanquan (486,78) mit dem siebten Platz zufrieden geben. Silber gewannen die Mexikaner German Sanchez/Ivan Navarro (468,90) vor den US-Amerikanern Nicholas McCrory/David Boudia (463,47). Die fünfmaligen Europameister Hausding und Klein konnten es damit Ditte Kotzian und Heike Fischer nicht gleichtun, die 2008 in Peking als Wasserspringer vom 3-m-Brett mit Bronze die erste Medaille für das deutsche Olympiateam gewonnen hatten.

Reiten, Vielseitigkeit: Die deutsche Mannschaft der Vielseitigkeitsreiter hält bei den Olympischen Spielen nach zwei der drei Disziplinen Kurs auf die Goldmedaille. Mit insgesamt 124,70 Strafpunkten beendete der Olympiasieger von 2008 das Geländereiten in Greenwich und behielt die in der Dressur am Wochenende eroberte Führung vor Großbritannien (130,20) und Schweden (131,40). In den beiden abschließenden Springprüfungen an Dienstag sind auch Medaillen in der Einzelwertung möglich. Ingrid Klimke (Münster/39,30) auf Butts Abraxxas liegt auf Platz eins, zusammen mit der Schwedin Sara Algotsson Ostholt. Platz drei nimmt Welt- und Europameister Michael Jung (Horb/40,60) auf Sam ein. Vize-Europameisterin Sandra Auffarth (Ganderkesee) auf Opgun Louvo belegt Rang sieben (44,80). Auf dem 16. Platz folgt Dirk Schrade (Sprockhövel/50,60) auf King Artus. Peter Thomsen (Lindewitt/63,70) auf Barny verbesserte sich von Rang 58 auf den 30. Platz.

Beachvolleyball: Die Beachvolleyball-Europameister Julius Brink (Leverkusen) und Jonas Reckermann (Köln) haben bei den Olympischen Spielen in London das Achtelfinale erreicht. Der 2:1-Sieg (13:21, 21:19, 15:8) am Montag gegen die an Position zehn gesetzten Chinesen Wu Penggen und Xu Linyin bedeutete bereits nach dem zweiten Spiel in Gruppe C den Einzug unter die besten 16 Teams des Turniers. Zum Abschluss der Vorrunde treffen Brink/Reckermann am Mittwoch auf die Schweizer Sascha Heyer/Seba Chevallier.

Gewichtheben, Frauen: Li Xueying aus China ist Olympiasiegerin im Gewichtheben. Die 22 Jahre alte Vizeweltmeisterin gewann am Montag die Konkurrenz in der 58-Kilo-Klasse mit 246 Kilogramm im Zweikampf (Reißen 108/Stoßen 138). Silber ging an Pimsiri Sirikaew aus Thailand (236 kg), Bronze gewann die Ukrainerin Julia Kalina (235 kg). Vizeweltmeisterin Christin Ulrich aus Schmalkalden wurde 13. Die 21-Jährige vom ASV Ladenburg hatte in der B-Gruppe drei deutsche Rekorde aufgestellt. Im Zweikampf erreichte sie 207, im Reißen 93 und im Stoßen 114 Kilo.

Kanu, Slalom: Jasmin Schornberg aus Hamm ist bei den Olympischen Spielen zum Abschluss der Kanuslalom-Qualifikation ihren Teamkollegen Hannes Aigner und Sideris Tasiadis ins Halbfinale gefolgt. Im einzigen Frauen-Wettbewerb zog die Weltmeisterin von 2009 am Montag im Lee Valley White Water Centre als Achte der Ausscheidung in die Vorschlussrunde am Donnerstag ein. Im zweiten Lauf war Jasmin Schornberg trotz einer Steigerung auf 102,14 Sekunden vom sechsten auf den achten Rang zurückgefallen. Am Vortag hatten die Augsburger Aigner im Kajak und Tasiadis im Canadier die Medaillenrunde erreicht. Dagegen waren am Montag die Leipziger David Schröder und Frank Henze im Zweier-Canadier als Elfte gescheitert.

Deutscher Rekord im Gewichtheben

Tennis: Sabine Lisicki ist beim olympischen Tennis-Turnier als dritte Deutsche in die zweite Runde eingezogen. Die Berlinerin setzte sich am Montag in London gegen die Tunesierin Ons Jabeur nach hartem Kampf mit 4:6, 6:0, 7:5 durch. Die Partie war am Sonntag beim Stand von 3:4 aus Sicht von Lisicki unterbrochen worden, weil der Rasen in Wimbledon wegen des Regens zu rutschig geworden war. Am Tag danach herrschten im All England Lawn Tennis Club wieder gute Bedingungen. Dennoch tat sich Lisicki gegen die Nummer 297 der Welt sehr schwer. Erst nach 1:49 Stunden verwandelte sie ihren ersten Matchball. Zuvor hatten bereits Julia Görges und Angelique Kerber ihre Auftakthürden gemeistert. Nur für Mona Barthel war in der ersten Runde Endstation.

Draußen ist auch Philipp Petzschner. Trotz eines guten Starts verlor der 28-jährige Bayreuther 6:3, 3:6 und 4:6 gegen den Weltranglisten-Achten Janko Tipsarevic aus Serbien. Petzschner war nach der kurzfristigen Absage von Philipp Kohlschreiber (Augsburg) der einzige deutscher Starter im Herreneinzel.

Wimbledonsieger Roger Federer ist souverän in die dritte Runde des olympischen Tennisturniers eingezogen. Der Weltranglistenerste aus der Schweiz setzte sich gegen Julien Benneteau 6:2, 6:2 durch. Auf dem Weg zu seinem siebten Titel im All England Club hatte der 30-Jährige vor vier Wochen noch deutlich mehr Probleme mit dem gleichaltrigen Franzosen gehabt. Federer lag damals im Achtelfinale bereits 0:2 Sätze zurück und war dreimal nur zwei Punkte vom Ausscheiden entfernt.

Judo: Die deutschen Judokas Miryam Roper und Christopher Völk sind schon in der ersten Runde ausgeschieden. "Wir laufen im Moment dem Erfolg hinterher", sagte Präsident Peter Frese vom Deutschen Judo-Bund (DJB) angesichts der bisher ernüchternden Ausbeute seiner Athleten. Nun ruhen die Hoffnungen auf Olympiasieger Ole Bischof, der am Dienstag seinen Wettkampf bestreitet. Innerhalb von nicht einmal einer Stunde scheiterten am Montag Roper und Völk. Die Leverkusenerin unterlag in der Klasse bis 57 Kilogramm der starken Brasilianerin Rafaela Silva. "Ich habe alles gegeben, was ich kann. Das war schon eine harte Auslosung", sagte die 30-Jährige. "Miryam hat nicht enttäuscht. Sie war auf Augenhöhe", sagte Frauen-Bundestrainer Michael Bazynski. Olympia-Gold sicherte sich die Japanerin Kaori Matsumoto, die der Judo-Großmacht damit am dritten Wettkampftag den ersehnten ersten Sieg bescherte. Völk verlor in der Klasse bis 73 Kilogramm gegen den späteren Dritten Sainjargal Nyam-Ochir (Mongolei) und verabschiedete sich ebenfalls frühzeitig von Olympia. "Ich habe einfach nicht gekämpft, wie ich es mir vorgenommen habe. Ich habe zu statisch gekämpft", sagte der 23-Jährige. Olympiasieger wurde der Russe Mansur Issajew.

Hockey, Großbritannien: Die britischen Hockey-Damen müssen einen herben Rückschlag im Kampf um eine olympische Medaille hinnehmen. Mannschaftsführerin Kate Walsh brach sich beim Vorrundensieg gegen Japan (4:0) den Kiefer. Die 32-Jährige wurde direkt nach dem Zweikampf, bei dem sie einen gegnerischen Stock ins Gesicht bekam, in ein Krankenhaus gebracht. Die Ärzte setzten Walsh eine Platte ein, um die Fraktur zu stabilisieren. Noch ist unklar, ob die Leistungsträgerin des Teams bei den Olympischen Spielen wieder auflaufen kann. "Ihre Teilnahme hängt von ihrer Erholung nach der Operation ab. Dies wird in den nächsten Tagen beurteilt werden", erklärte ein Sprecher des Nationalen Olympischen Komitees.

Gewichtheben: Auch die zweite deutsche Gewichtheberin Christin Ulrich ist bei den Olympischen Spielen auf Rekordjagd gegangen. Die Gewichtheberin kam in der Klasse bis 58 kg im Olympischen Zweikampf auf 207 kg (93/114) und steigerte damit den deutschen Bestwert um sieben Kilo. Gleichzeitig stellte Ulrich bei ihrer Olympia-Premiere auch im Reißen und Stoßen nationale Rekorde auf. In der B-Gruppe der schwächer eingestuften Athletinnen reichte es für die 21-Jährige zu Platz drei. Um 15.30 Uhr Ortszeit gehen die elf Athletinnen der A-Gruppe an den Start, Top-Favoritin auf die Goldmedaille ist Nastassja Nowikawa aus Weißrussland. Bereits am Sonntag hatte Julia Rohde zwei nationale Bestmarken aufgestellt.

Luftgewehr: Alin Moldoveanu hat bei den Olympischen Spielen als erster rumänischer Schütze die Goldmedaille mit dem Luftgewehr gewonnen. Der 29-Jährige, der bei den Spielen vor vier Jahren in Peking als Vierter noch knapp gescheitert war, setzte sich am Montag mit 702,1 Ringen vor dem italienischen Weltranglistenersten Niccolo Campriani (701,5) durch. Bronze ging an Gagan Narang aus Indien (701,1). Die deutschen Schützen hatten eine Medaillenchance ausgelassen. Sowohl Olympia-Debütant Julian Justus als auch Tino Mohaupt qualifizierten sich nicht für das Finale der besten Acht.

Olympisches Feuer: Das Olympische Feuer von London hat innerhalb des Olympiastadions einen neuen Platz gefunden. Das teilte das Organisationskomitee LOCOG am Montag mit. Die aus 204 Stahlstangen bestehende Feuerschale wurde von Austin Playfoot, einem der Fackelträger der Londoner Spiele von 1948, neu entzündet. Für den Transport war die Flamme aus der Schale genommen und in eine Laterne gesetzt worden. Bei der Eröffnungsfeier am vergangenen Freitag war das Olympische Feuer in der Mitte des Stadions entzündet worden. Dort konnte es wegen der am Freitag beginnenden Leichtathletik-Wettbewerbe jedoch nicht bleiben. Neuer Standort bis zur Schlussfeier am 12. August ist der Südeingang des Olympiastadions, in dem bei der Auftaktshow eine große Glocke gestanden hatte. Für die Besucher des Olympic Park ist das Feuer weiter nicht sichtbar. Es wird aber auf große Leinwände projiziert. Die deutsche Fahnenträgerin Natascha Keller stört das nicht. "Mir ist egal, ob die Flamme zu sehen ist. Hauptsache, sie geht nicht aus", sagte die Hockey-Nationalspielerin, die in London bereits an ihren fünften Olympischen Spielen teilnimmt.

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