Süddeutsche Zeitung

Olympia:Brasiliens Fußballer holen Gold

Gegen Spanien verteidigen die Südamerikaner in einem hochspannenden Spiel den Titel. Frankreichs Handballer werden zum dritten Mal Olympiasieger. Den deutschen Karate-Kämpfer Horne stoppt eine schwere Verletzung. Die Meldungen im Überblick.

Dank Joker Malcom hat sich Brasilien erneut zum Fußball-Olympiasieger gekrönt. Die Mannschaft von Trainer André Jardine besiegte Spanien in einem hochspannenden Spiel am Samstag mit 2:1 (1:1, 1:0) nach Verlängerung. Der eingewechselte Malcom von Zenit St. Petersburg erzielte in der 108. Minute das entscheidende und ausgelassen bejubelte Tor für die Südamerikaner, die schon 2016 in Rio de Janeiro den Titel geholt hatten - damals im Finale gegen Deutschland. Matheus Cunha hatte Brasilien in der zweiten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte zunächst in Führung geschossen. Spanien kam durch Mikel Oyarzabal nur zum Ausgleich (61.).

Im International Stadium Yokohama, in dem Deutschland 2002 das WM-Finale gegen Brasilien verlor, hatte die Partie zu Beginn noch ein überschaubares Niveau. Ungenauigkeiten, technische Fehler und Fouls prägten zunächst das Geschehen. Gelungene Kombinationen gab es kaum. Aus dem Spiel heraus ging wenig, doch Brasilien bekam trotzdem die große Gelegenheit zur Führung: Spaniens Torwart Unai Simón brachte Hertha-BSC-Profi Cunha zu Fall und Schiedsrichter Chris Beath aus Australien entschied nach Ansicht der Videobilder auf Strafstoß. Olympia-Top-Torjäger Richarlison schoss allerdings über das Tor (38.). Cunha machte es direkt vor der Pause besser. Kapitän Dani Alves hielt den Ball nach einer Flanke von Claudinho stark im Spiel. Fast am Elfmeterpunkt war Cunha aufmerksamer als drei Spanier, setzte sich super durch und vollendete flach in die rechte Ecke.

Nach dem Seitenwechsel ging es temporeich weiter. Zunächst vergab Oyarzabal eine gute Chance zum Ausgleich, als er seinen eingewechselten Mitspieler Carlos Soler vor dem brasilianischen Tor anschoss. Dann spielten die beiden perfekt zusammen: Soler flankte auf Oyarzabal und der Stürmer traf sehenswert zum Ausgleich. Kurz zuvor hatte Simón gegen den freistehenden Richarlison an die Latte geklärt. In der Schlussphase der regulären Spielzeit war Spanien dem Sieg deutlich näher als der Gegner. Gleich zweimal landete der Ball an der Latte des brasilianischen Tores. Brasilien hatte Glück, dass es in die Verlängerung ging - in der entschied Malcom die Partie.

Weitere Meldungen aus Tokio

Handball: Frankreichs Handballer sind zum dritten Mal nach 2008 und 2012 Olympiasieger. In der Neuauflage des Finales von Rio de Janeiro 2016 gewann das Team um Nikola Karabatic am Samstag bei den Olympischen Spielen in Tokio gegen Dänemark mit 25:23 (14:10). Beste Torschützen waren Nedim Remili für den Sieger und Mikkel Hansen (9/5) für den Olympia-Zweiten.

Zuvor hatte Spanien zum vierten Mal nach 1996, 2000 und 2008 Olympia-Bronze gewonnen. Der Europameister gewann am Samstag im Yoyogi National Stadium das vom deutschen Schiedsrichter-Duo Robert Schulze und Tobias Tönnies geleitete kleine Finale gegen Ägypten mit 33:31 (19:16). Das Team des spanischen Trainers Roberto Parrondo verpasste es, als erste afrikanische Mannschaft und zweites außereuropäisches Team nach Südkorea 1988, eine Medaille zu gewinnen.

Die deutsche Mannschaft, die 2016 Olympia-Dritter war, war im Viertelfinale mit 26:31 an Ägypten gescheitert und belegte im Schlussklassement Platz sechs. Im Halbfinale hatten sich Frankreich gegen Ägypten und Dänemark gegen Spanien jeweils mit 27:23 durchgesetzt.

Karate: Weltmeister Jonathan Horne (Kaiserslautern) hat nach einem Verletzungsdrama bei der Olympia-Premiere der Karateka in Tokio keine Chance mehr auf die erste deutsche Medaille in der Sportart. In seinem zweiten Vorrunden-Kampf beim Kumite über 75 kg gegen den Georgier Gogita Arkania verletzte sich der 32-Jährige fünf Sekunden vor Schluss am rechten Unterarm. Anschließend blieb er mit schmerzverzerrten Gesicht und schreiend auf der Matte liegen und musste minutenlang behandelt werden.

"So wie es aussieht, ist wahrscheinlich das Ellenbogengelenk rausgesprungen oder der Arm überstreckt", sagte der Sportdirektor des Deutschen Karate Verbands (DKV), Christian Grüne: "Jetzt muss man erstmal sehen, ob etwas gebrochen ist oder ob es nur rausgesprungen ist, aber es sieht gar nicht gut aus." Zuvor hatte Horne im Kampfsporttempel Nippon Budokan seinen ersten Kampf gegen Danijar Juldaschew (Kasachstan) mit einem 4:4-Unentschieden beendet.

In Tokio galt er als einer der Top-Favoriten auf den Olympiasieg. Zuvor waren bereits die anderen drei deutschen Tokio-Starter vorzeitig ausgeschieden: Jasmin Jüttner (Frankfurt), Ilja Smorguner (Idstein/beide Kata) sowie der EM-Dritte Noah Bitsch (Waltershausen/Kumite bis 75 kg) schieden in der Vorrunde aus. Karate ist in Tokio erstmals im olympischen Programm - und vorerst auch zum letzten Mal, in Paris 2024 ist die japanische Kampfkunst schon nicht mehr dabei.

Bahnradsport: Die Berliner Roger Kluge und Theo Reinhardt haben bei den olympischen Bahnrad-Wettbewerben eine Medaille im Zweier-Mannschaftsfahren verpasst. Das Duo fuhr am Samstag im sogenannten Madison über 50 Kilometer mit sechs Minuspunkten nach einer Überrundung auf den neunten Platz. Gold ging an Weltmeister Dänemark mit 43 Punkten vor Großbritannien und Frankreich, die auf jeweils 40 Zähler kamen.

Ein Sturz von Kluge nach gut 40 Kilometern kostete die Deutschen eine bessere Platzierung. Der Routinier hatte das Hinterrad eines Briten touchiert und war zu Fall gekommen. Damit verpasste der 35-jährige Kluge 13 Jahre nach Silber im Punktefahren in Peking seine zweite olympische Medaille. Zusammen mit Reinhardt hatte er in den vergangenen Jahren noch im Madison dominiert. Das Duo gewann 2018 und 2019 den WM-Titel und fuhr 2020 in Berlin zu WM-Bronze.

Die dreimalige Bahnrad-Weltmeisterin Emma Hinze hat dagegen das Sprint-Halbfinale erreicht. Die Cottbuserin gewann am Samstag auf der Bahn in Izu in zwei Läufen gegen die niederländische Keirin-Olympiasiegerin Shanne Braspennincx. Dagegen unterlag Lea Sophie Friedrich (Dassow), die in der Qualifikation Schnellste war und olympischen Rekord fuhr, der Ukrainerin Olena Starikowa in drei Läufen. Die Entscheidung fällt am Sonntag. Hinze und Friedrich hatten zum Auftakt Silber im Teamsprint gewonnen, dann aber jeweils im Keirin enttäuscht. In Rio 2016 hatte Kristina Vogel Gold im Sprint geholt.

Baseball: Japan hat zum ersten Mal olympisches Gold im Baseball gewonnen. Im Finale besiegten die Gastgeber bei der Rückkehr der Sportart ins Programm der Sommerspiele die USA mit 2:0. In der vergangenen Woche hatten Japans Frauen bereits Gold im Softball gewonnen, zum zweiten Mal nach 2008, und wie damals gegen das US-Team. Die USA, bei denen erneut keine aktuellen Spieler aus der Major League Baseball (MLB) im Aufgebot standen, haben bislang nur 2000 in Sydney gewonnen. 1996 in Atlanta und 2008 in Peking holten sie jeweils Bronze. Bei den Spielen in London 2012 und Rio 2016 war Baseball ebenso wie Softball nicht olympisch. Rekordsieger im Baseball ist Kuba mit dreimal Gold (1992, 1996, 2004).

Kanu: Das Canadier-Duo Lisa Jahn und Sophie Koch ist Olympia-Vierter gewonnen. Das Duo aus Berlin und Karlsruhe musste am Samstag über die 500 Meter-Distanz die Boote aus China, der Ukraine und Kanada ziehen lassen. Zum Bronze-Platz fehlten der 27 Jahre alten Lisa Jahn und der 23 Jahre alten Sophie Koch 0,902 Sekunden. Das deutsche Duo hatte sich mit Platz drei im zweiten Halbfinallauf für das Finale auf dem Sea Forest Waterway in Tokio qualifiziert.

Die Kanutinnen Sabrina Hering-Pradler, Melanie Gebhardt, Jule Hake und Tina Dietze zeigten am Samstag im Finalrennen zwar eine ordentliche Vorstellung, doch es reichte nur zu Platz fünf. Gold auf dem Sea Forest Waterway holte sich der Kajak-Vierer aus Ungarn vor Belarus und Polen.

Auch im Einer-Canadier der Männer sind die deutschen Rennkanuten bei Olympia ohne Medaille geblieben. Beim Olympiasieg des Brasilianer Isaquias Queiroz Dos Santos am Samstag wurde Conrad Scheibner mit einem Rückstand von 9,317 Sekunden Sechster. Der dreimalige Olympiasieger Sebastian Brendel hatte es in Tokio nicht ins Medaillen-Finale geschafft. Der 24 Jahre alte Scheibner führte zwar nach 250 Metern, doch so richtig mithalten konnte er auf dem Sea Forest Waterway nicht. Silber über die 1000-Meter-Distanz holte Liu Hao aus China, Bronze ging an Serghei Tarnovschi (Moldau). Der 33 Jahre alte Brendel verpasste somit den angepeilten Hattrick im Einer-Canadier klar. Der dreimalige Kanu-Olympiasieger, der zuvor in Tokio im Zweier-Canadier mit Tim Hecker Bronze holte, war in seinem Halbfinal-Lauf über 1000 Meter nur Siebter geworden. Im B-Finale kam Brendel dann auf Rang zwei, wurde somit Zehnter der Gesamtwertung.

Wasserspringen: Timo Barthel (Halle/Saale) hat das Turm-Finale der Wasserspringer verpasst. Der EM-Vierte landete im Halbfinale mit 364,50 Punkten nach sechs Sprüngen nur auf dem 17. Platz. Jaden Eikermann (Aachen), mit 16 Jahren jüngster Olympiastarter des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), war am Freitag als 21. im Vorkampf ausgeschieden. "Das muss ich erstmal sacken lassen", sagte Barthel, der nach vier Durchgängen noch auf Rang acht gelegen hatte, dann aber bei seinem fünften Sprung entscheidend patzte: "400 Punkte hätten gereicht, um ins Finale zu kommen." Gold holte sich Rio-Olympiasieger Cao Yuan (582,35) vor Weltmeister Yang Jian (580,40). Es war der siebte Triumph der chinesischen Wasserspringer im achten und letzten Wettbewerb im Tokyo Aquatics Centre.

Wasserball: Die Wasserballerinnen aus den USA haben die Goldmedaille gewonnen. Die Amerikanerinnen besiegten Spanien im Finale am Samstag im Tatsumi Water Polo Centre von Tokio mit 14:5 (4:1, 3:3, 5:0, 2:1). Beste Werferin im Team von Trainer Adam Krikorian war Madeline Musselman mit drei Toren. Für die USA war es nach den Erfolgen bei den Sommerspielen in London 2012 und vier Jahre später in Rio de Janeiro der dritte Olympiasieg in Serie. Zuvor hatte sich Ungarn die Bronzemedaille gesichert. Die Ungarinnen setzten sich gegen das Team aus Russland mit 11:9 (2:2, 5:3, 0:3, 4:1) durch. Deutschland hatte sich nicht qualifiziert.

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