Der „Champions Park“ der Spiele von Paris ist ein Ort der Freude: Er bringt auch jenen Teil des Publikums, das sich die teuren Tickets für die Wettkämpfe nicht leisten kann oder will, mit seinen „Helden“ zusammen, so das Versprechen, mit mehr als 1000 „Siegerinnen und Siegern“. Der Champions Park, das ist jener von Tribünen eingehegte Laufsteg am Trocadéro gegenüber dem Eiffelturm, in dem auch das Finale der Eröffnungszeremonie stattfand. Für die Zuschauer ist der Eintritt frei, bis zu 13 000 versammeln sich hier jeden Abend. Für die Athletinnen und Athleten gilt eine exklusive Zugangsbeschränkung: Nur Medaillengewinner dürfen sich noch mal feiern lassen.
So begab es sich am Mittwoch, dass die brasilianische Turnerin Rebeca Andrade hier ihre drei Medaillen schwenkte, gefolgt von dem französischen Schwimmer Léon Marchand, der die nächste Überfigur im Schlepptau hatte: Michael Phelps. Eine kanadische Hammerwerferin war da, ein äthiopischer Läufer sowie die Eiskunstläufer aus den USA und Japan.
Eiskunstlaufen in Paris? Nun, manchmal ergibt sich so eine Sommer-Winter-Verirrung aus den Realitäten des Spitzensports. Und es ist schon bemerkenswert, wie das IOC selbst seine dunklen Stunden ins strahlende Licht zu rücken vermag. Rückblick zu den Winterspielen von Peking 2022, strenge Corona-Regularien, Debatten um Menschenrechte, man erinnert sich, wenn auch ungern. Und dann dies: Die damals 15-jährige Kamila Walijewa, die kurz vor den Spielen positiv getestet worden war, startete trotzdem, im Teamwettbewerb tanzte sie Russland zu Gold, wenngleich Russland damals nicht Russland hieß, sondern „Russisches Olympisches Komitee (ROC)“, wegen des zurückliegenden Staatsdopingskandals.
Ein Siegerpodest gibt es nicht, so bleibt auch kein Treppchen leer
Die Frage, wem für diesen Wettkampf die Medaillen zustehen, zog sich bis in die erste Woche der Paris-Spiele. Die Kanadier, damals Vierte, hatten beim Sportgerichtshof Cas beantragt, auf den Bronzerang vorzurücken. Das lehnte der Cas ab. Deshalb hier das offizielle Ergebnis, jetzt aber wirklich: Gold für die USA, Silber für Japan, Bronze für das ROC, dafür reichten die Punkte auch ohne die aus der Wertung genommene Walijewa. Am Mittwoch fand in Paris die Siegerehrung statt.
Platz drei für irgendwas mit Russland, dieses Thema wurde elegant ausgeklammert. Auf Anfrage teilte das IOC mit: Da nun auch das ROC suspendiert sei (wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine) sowie „aus logistischen Gründen“ seien die Russen nicht dabei. Dem Publikum wurde angekündigt: die Siegerehrung der Olympischen Spiele von Peking, Eiskunstlaufen Team, Gold und Silber. „Wegen eines positiven Dopingfalls“ habe die Zeremonie in Peking nicht stattgefunden, so viel Transparenz gab es – nun feiere man stattdessen hier die Athleten „und die Werte, die sie vertreten“. Ein Siegerpodest gab es nicht, so blieb auch kein Treppchen leer.
Die Eiskünstler und -künstlerinnen aus den USA und Japan haben die heißeste Siegerehrung ihres Lebens sehr genossen in der Sonne von Paris. Die Japaner wirbelten einander danach sogar durch die Luft wie beim Paarlaufen. Alle glücklich also, Thema erledigt. Und weil im Champions Park, anders als sonst bei Olympia, sogar Werbung erlaubt ist, durfte gleich wieder der „Panasonic-DJ“ seine Beats auflegen. Es folgten: T-Shirt-Kanonen! Paaartyyy!