Süddeutsche Zeitung

Super-G bei Olympia:Mayer beerbt Maier

  • Matthias Mayer gewinnt den Super-G von Pyeongchang vor dem Schweizer Beat Feuz und Favorit Kjetil Jansrud.
  • Mayer holt exakt zwanzig Jahre nach Hermann Maier wieder Gold für Österreich und bricht die Dominanz der Norweger.
  • Andreas Sander auf Platz acht und Thomas Dreßen auf Rang zwölf sind mit ihren Leistungen bei Olympia zufrieden.

Von Martin Schneider

Der Super-G hat in Österreich eine besondere Bedeutung, vor allem, wenn man Maier heißt. Es war vor zwanzig Jahren bei den Olympischen Spielen in Nagano, als in dieser Disziplin ein Mythos entstand. Der Maier, Hermann mit Vornamen, gewann damals den Super-G und es war kein profaner Sieg, nein, zuvor war Maier bei der Abfahrt gestürzt und dabei fast 40 Meter durch die Luft geflogen. Für einen kurzen Moment schwebte er über der Skipiste - um dann mit aller Wucht auf den Schnee zu fallen und diverse Fangzäune zu durchschlagen.

Maier stand auf - und gewann drei Tage später Gold im Super-G. Daraus strickte man die Legende des unzerstörbaren Herminators und es befeuerte den Mythos, dass es kein Österreicher mehr schaffen sollte, Gold im Super-G zu gewinnen. Bis wieder ein Mayer kam.

"Ich wollt' einfach eine gute Fahrt zeigen"

Diesmal einer mit Y und Matthias mit Vornamen und auch er hat einen Sturz hinter sich. Nicht ganz so spektakulär, aber beim Slalom der Alpinen Kombination fädelte er mit dem rechten Ski in eine Stange ein und verdrehte sich. Er rutschte mit dem Rücken zuerst Richtung Tal und räumte dabei einen Kameramann und einen Pistenarbeiter ab, die am Streckenrand standen. Der Streckenarbeiter ließ dabei einen Handbohrer fallen. "Das hätte wirklich böse enden können", sagte der Herrenchef des Österreichischen Skiverbandes ÖSV, Andreas Puelacher, später dazu. Aber Mayer holte sich dabei zum Glück nur einen Bluterguss ab.

Also: 20 Jahre nach Maier gewinnt Mayer den Super-G für Österreich. Maier und Mayer stürzten jeweils am 13. Februar und gewannen am 16. Februar. Maier gewann in Japan. Mayer nun in Südkorea.

"Ich wollt' einfach eine gute Fahrt zeigen. Unglaublich!", sagte der Sieger nach dem Rennen: "Ich bin eigentlich genau so gefahren, wie ich es im Training eingeübt habe. Es ist mir gut aufgegangen. Ich bin über den Zielsprung rüber und habe mir gedacht, so, das könnte jetzt die Goldfahrt gewesen sein." Er dankte seiner Familie und seinen Physiotherpeuten - die hatten seinen Bluterguss behandelt.

Es ist seine zweite Gold-Medaille bei Olympischen Spielen. Vor vier Jahren gewann der Kärntner überraschend die Abfahrt in Sotschi. Seitdem hat er sich im Weltcup etabliert, fuhr in diesem Winter in Gröden und Kitzbühel aufs Podest. Aber eigentlich waren die Norweger favorisiert. Seit Hermann Maier 1998 hat immer ein Norweger den Olympischen Super-G gewonnen und die Sieger von Vancouver 2010 (Aksel Lund Svindal) und Sotschi 2014 (Kjetil Jansrud) holten in Pyeongchang in der Abfahrt schon Gold und Silber. Doch Svindal brachte die Geschwindigkeit nicht auf die Super-G-Piste und für Jansrud reichte es am Ende hinter dem Schweizer Beat Feuz zu Bronze.

"I kann jo net zweimal Olympiasieger werden", sagte Mayer noch während des Rennens ungläubig zum Südtiroler Christof Innerhofer. Mit der Goldmedaille im Super-Riesenslalom (Super-G steht für Super Giant Slaom) hat er auch seinen Vater Helmut überflügelt. Der holte bei den Spielen in Calgary 1988 Silber im Super-G (übrigens am 21. Februar. Es kann nicht alles passen.).

Und die Deutschen? Die waren so hoffnungsvoll wie seit über zwanzig Jahren nicht mehr in die Speed-Disziplinen gegangen. Josef Ferstl hatte in diesem Winter ein Weltcup-Rennen gewonnen. In Gröden gelang ihm, was davor zuletzt Markus Wasmeier vor 27 Jahren geglückt war. Ausgerechnet Ferstl war dann derjenige der drei deutschen Fahrer, der es nicht schaffte, die Form bis zu den Olympischen Spielen zu retten. Er landete auf Platz 27. Andreas Sander auf Platz acht und Streif-Sieger Thomas Dreßen auf Platz zwölf erzielten gute Ergebnisse.

"Wenn ich zurückdenke bin ich sehr zufrieden mit den Spielen", sagte Dreßen, der in der Abfahrt Fünfter wurde: "Man muss mal die Kirche im Dorf lassen. Klar kann man hoffen nach Kitzbühel, aber man muss auch mal ruhig bleiben und das ganze objektiv betrachten. Wer da vor mir ist und wer hinter mir, das sind glaube ich keine Nasenbohrer."

Die Interpretation von Dreßen ist mehrheitsfähig, allein die Tatsache, dass die deutschen Alpinen in den Speed-Disziplinen Abfahrt und Super-G überhaupt auf eine Medaille hoffen konnten, ist im Vergleich zur jüngeren Vergangenheit ein gewaltiger Schritt nach vorne. Mit den Platzierungen hat das Team den positiven Trend bestätigt.

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