Olympia kompakt (Tag 2):Pechstein schreibt Briefe

Deutsche Eisschnellläuferin will noch immer in Vancouver starten, deutsche Kombinierer verpassen Medaillenplätze, Ski-Weltverband verhängt Schutzsperren. Olympia kompakt

Die wegen auffälliger Blutwerte gesperrte Claudia Pechstein hat den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) aufgefordert, sich für ihren Start bei den Winterspielen in Vancouver einzusetzen. DOSB-Generaldirektor Michel Vesper bestätigte am Sonntag den Eingang eines Briefes von der fünfmaligen Eisschnelllauf-Olympiasiegerin und erklärte: "Claudia Pechstein hat Herrn Bach und mir einen persönlichen Brief geschrieben. Den werden wir selbstverständlich beantworten, aber nicht in der Öffentlichkeit." Pechstein und ihr Manager wollten nicht im Detail auf den Inhalt des Briefes eingehen. "Wir warten jetzt das Gespräch mit dem DOSB ab", sagte ihr Manager Ralf Grengel.

Olympia kompakt (Tag 2): Kämpft weiter um einen Einsatz: Claudia Pechstein.

Kämpft weiter um einen Einsatz: Claudia Pechstein.

(Foto: Foto: dpa)

Die deutschen Kombinierer haben in der Wetterlotterie von Whistler eine Niete gezogen und erstmals seit acht Jahren in einem Olympia-Rennen die Medaillenplätze verpasst. Im Auftaktwettbewerb landete Eric Frenzel trotz einer tollen Aufholjagd nur auf Platz zehn, während sich der Franzose Jason Lamy Chappuis die Goldmedaille erkämpfte. Die Hoffnungen der deutschen Winterzweikämpfer waren schon im Springen vom Winde verweht worden. "Das Ding war schon nach dem Springen fast verloren. Das war einfach ein Lotteriespiel, und wir hatten mit unseren Leuten hinten heraus kein Glück", sagte Sprungtrainer Andreas Bauer enttäuscht. Auch Björn Kircheisen war frustriert: "Da arbeitest du vier Jahre auf Olympia hin, und dann entscheidet der Wind. Das ist schon bitter."

Der Ski-Weltverband FIS hat bei den Olympischen Winterspielen die ersten beiden Sportler mit einer Schutzsperre belegt. Wie die FIS am Sonntag mitteilte, wurden bei dem russischen Kombinierer Nijas Nabejew und Langläufer Kaspar Kokk aus Estland erhöhte Hämoglobinwerte festgestellt. Beide Sportler wurden bis einschließlich 16. Februar von den Wettbewerben ausgeschlossen und müssen sich vor einem möglichen Start einem weiteren Bluttest unterziehen. Die Schutzsperre dient offiziell der Gesundheit der Athleten. Nach Angaben der FIS wurden bisher 304 Dopingtests durchgeführt. Am Freitag war bekannt geworden, dass die russische Eishockeyspielerin Swetlana Terentewa positiv auf ein Stimulans getestet worden war. Sie wurde allerdings lediglich verwarnt und darf an Olympia teilnehmen. Bei der Stimulans handelt es sich um ein Nasenspray, das vor den Spielen eingenommen wurde. In der wettkampflosen Zeit steht es nicht auf der Dopingliste.

Der schwedische Biathlet Björn Ferry ist bei seiner Forderung nach härteren Strafen für Dopingsünder übers Ziel hinausgeschossen. "Von mir aus könnte es bei allen Dopingurteilen gerne die Todesstrafe geben oder mindestens wiederholte Schläge auf die Eier. Solange die Strafen nicht strenger werden, werden wir die Leute ohne Moral nicht los", sagte der 31-Jährige der schwedischen Tageszeitung Västerbottens Dagblad. Ferry, der zwei Weltcuprennen gewonnen hat, ist bekannt für seine bisweilen äußerst deftigen Aussagen - vor allem, wenn es um Doping geht.

Das nächste Abfahrtstraining der alpinen Ski-Frauen bei Olympia ist abgesagt worden. Das teilte der Internationale Skiverband (FIS) am Sonntag mit. Wegen des anhaltenden Regens in Whistler konnte die Piste "Franz's Downhill" nicht hinreichend präpariert werden. "Im Moment ist es natürlich dramatisch. Aber wenn sich das Wetter so entwickelt wie vorhergesagt, sieht das in ein paar Tagen schon ganz anders aus", hatte Renndirektor Atle Skaardal schon am Vorabend mit Blick auf die entmutigende Wetterprognose für die Nacht gesagt. Für die kommenden Tage sind niedrigere Temperaturen angekündigt.

Der Lette Haralds Silovs ist in Vancouver als erster Athlet der Olympia-Geschichte in zwei verschiedenen Sportarten am selben Tag an den Start gegangen. Zunächst bestritt der 23-Jährige am Samstag die 5000 Meter der Eisschnellläufer im Olympic Oval, nur vier Stunden später stellte er sich im Vorlauf über 1500 Meter in der Konkurrenz der Shorttracker vor. Über 5000 Meter belegte Silovs in 6:35,69 Minuten Platz 20 und ließ dabei alle drei deutschen Läufer hinter sich. Unmittelbar nach seinem Rennen im Richmond Oval packte er eiligst seine Sachen und wechselte auf das Eis des rund 20 Kilometer entfernten Pacific Coliseums. In der 1500-Meter-Konkurrenz kam der Balte schließlich bis ins B-Finale und belegte dort Rang vier unmittelbar vor dem Mainzer Sebastian Praus.

Um die Stimmung beim Skispringen auf der Normalschanze im Whistler Olympic Park etwas anzuheizen, bediente sich der Stadionsprecher am Samstag deutscher Anfeuerungen. Sehr zur Freude der Zuschauer aus aller Welt und besonders der mit dem Skispringen nicht so vertrauten Kanadier, brachte er den Fans den langgezogenen Schrei "Ziiiieh" bei, mit dem die Athleten in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu größeren Weiten animiert werden. Rechtzeitig zur spannenden Entscheidung stieg damit auch der Geräuschpegel und trug ausgerechnet den Schweizer Simon Ammann zum Sieg.

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