Olympia kompakt:Deutscher Zickenkrieg

Österreich feiert sein erstes Gold in den alpinen Wettbewerben, Simon Amann schreibt Olympia-Geschichte, im deutschen Team gibt es einen neuen Zickenkrieg.

kompakt

Maria Riesch hat die erträumte zweite Medaille bei den Spielen in Whistler in einem turbulenten Rennen zunächst verpasst. Zwei Tage nach ihrem Kombi-Olympiasieg musste sich die 25-Jährige im Super-G nach einer fehlerbehafteten Fahrt mit Rang acht begnügen - und sie war nicht die einzige (Mit-)Favoritin, die über den Olympiasieg von Andrea Fischbacher aus Österreich staunte.

Andrea Fischbacher

Andrea Fischbacher gewinnt Gold im Super-G.

(Foto: Foto: AFP)

"Ich bin nicht unzufrieden. Andrea Fischbacher, Tina Maze oder Lindsey Vonn sind einfach super gefahren und haben die Medaillen verdient", sagte Riesch nach dem Rennen. "Grundsätzlich kann ich auch im Super-G schnell fahren, aber es war eben keine perfekte Fahrt. Oben hatte ich schlechte Sicht, da habe ich habe einfach viel zu viele Fehler gemacht." Das Ergebnis war nicht zu überraschend, stand sie im Super-G in den vergangenen beiden Jahren doch nur ein einziges Mal auf dem Podium.

Fischbacher schlug überraschend auch die Gold-Kandidatin, Abfahrts-Olympiasiegerin Lindsey Vonn. Die Amerikanerin musste sich hinter Tina Maze aus Slowenien sogar mit Platz drei begnügen. Im Ziel hatte Vonn bereits ausgiebig gejubelt, als sie die Zeit von Riesch unterboten hatte. ________________________________________________________________

"Bei Olympia muss man riskieren und probieren - sonst gewinnt man nur Himbeeren oder Erdbeeren." (Ski-Rennläuferin Viktoria Rebensburg, die nach völlig verkorkster Fahrt 28. im Super-G wurde) ________________________________________________________________

Simon Ammann streckte seine Zunge raus und strahlte nach dem historischen Triumph übers ganze Gesicht. Der Schweizer siegte bei den Winterspielen am Samstag auch auf der Großschanze und kürte sich damit zum erfolgreichsten Skispringer der olympischen Geschichte. Acht Jahre nach Salt Lake City und eine Woche nach seinem Sieg vom kleinen Bakken machte der 28-Jährige seinen zweiten goldenen Doppel-Coup perfekt. Amann übertraf damit den legendären Finnen Matti Nykänen mit dessen drei Einzel-Siegen.

Vom Psychokrieg mit der österreichischen Konkurrenz um seine Skibindung zeigte sich Ammann unbeeindruckt. Mit 144 Metern im ersten und 138 bei verkürztem Anlauf im zweiten Durchgang flog er allen auf und davon. Silber und Bronze gingen wie schon von der kleinen Schanze an den Polen Adam Malysz und an den Österreicher Gregor Schlierenzauer.

Ammann ließ schon im ersten Durchgang alle weit hinter sich und meinte verschmitzt: "Das war mehr Skifliegen als Skispringen." Er war wieder mit der umstrittenen Ski-Bindung angetreten: Die Jury hatte dem Weltcup-Führenden nach der Qualifikation am Freitag grünes Licht gegeben, nachdem die Schweizer selbst eine Überprüfung des Materials beantragt hatten. Damit kamen sie einem Protest der Österreicher zuvor, den Cheftrainer Alexander Pointner angedroht hatte.

Keinen Aufwind für das Teamspringen am Montag bekamen die deutschen Springen: Wie 2006 blieben sie ohne Einzel-Medaille. Nur Michael Neumayer überzeugte als Sechster. Michael Uhrmann und Martin Schmitt, die beiden Mannschafts-Olympiasieger von 2002, büßten schon im ersten Durchgang bei Rückenwind alle Chancen ein. ________________________________________________________________

Deutscher Zickenkrieg

Deutschlands Curlerin Andrea Schöpp hat Olympiasiegerin Maria Riesch um Entschuldigung gebeten. Nach ihren despektierlichen Äußerungen gegenüber Riesch wurde die siebenmalige Europameisterin am Samstagmorgen von der deutschen Mannschaftsleitung zum Rapport bestellt. "Wir waren beim Chef de Mission. Sie hat sich entschuldigt", sagte Ralph Schneider, der Sportdirektor des Deutschen Curling-Verbandes (DCV). "Auch bei Maria Riesch, über Facebook. Damit ist die Sache für uns erledigt."

Olympia kompakt: Maria Riesch und Andrea Schöpp: Der Streit ist beigelegt.

Maria Riesch und Andrea Schöpp: Der Streit ist beigelegt.

(Foto: Foto: dpa/AP)

"Der gönne ich keine Medaille", hatte Schöpp am Donnerstag während ihres Spiels gegen Kanada vor laufender TV-Kamera erklärt, nachdem Riesch in Whistler Gold in der Super-Kombination gewonnen hatte. Bei der Übertragung des ARD-Digitalsenders Einsfestival, bei der Andrea Schöpp verkabelt war, hatte sie ihre Mitspielerin Corinna Scholz nach dem Resultat der Kombination gefragt. Als sie von dem Ergebnis hörte, sagte die 44-Jährige: "Scheiße, immer wenn die gut fährt, verlieren wir." Was Schöpp und ihre Kolleginnen dann auch prompt taten (5:6 nach Zusatzend).

Andrea Schöpp war in der Vergangenheit wiederholt wegen verbaler Fehltritte aufgefallen. Ihre Antipathie gegen Maria Riesch, die ebenfalls in Garmisch wohnt, begründete sie so: "Wenn die mal lernen würde, vernünftig zu grüßen, dann gönne ich ihr auch eine Medaille." ________________________________________________________________

Die Schweizer Ski-Freestylerin Evelyn Leu ist überraschend in der olympischen Sprung-Qualifikation gescheitert. Die Goldmedaillengewinnerin von 2006 kam am Samstag auf dem Cypress Mountain nicht über Platz 16 hinaus. Leu konnte ihren zweiten Sprung nicht stehen und verfehlte das Finale der besten 12 am Mittwochabend (19.30 Uhr Ortszeit/Donnerstag 04.30 Uhr MEZ). Alla Zuper aus Weißrussland lag als Beste der Qualifikation mit 195,76 Punkten vor der Chinesin Li Na (192,10), die 2006 Olympia-Zweite geworden war. Hinter Li Na platzierten sich in Guo Xinxin und Cheng Shuang zwei weitere Chinesinnen. Deutsche Teilnehmerinnen waren nicht am Start. ________________________________________________________________

Die deutschen Bob-Frauen sind hoffnungsvoll in das Training für ihr Olympia-Rennen gestartet. Olympiasiegerin Sandra Kiriasis belegte am Samstag in den ersten beiden Übungsläufen auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Whistler jeweils den dritten Platz. "Ich schaue noch gar nicht auf die Zeiten", sagte Kiriasis. Cathleen Martini fuhr auf die Ränge sieben und fünf, Claudia Schramm aus Oberhof landete auf den Plätzen neun und sieben. Die erste Übungseinheit wurde von der kanadischen Bob-Pilotin Kaillie Humphries dominiert. Anders als befürchtet verlief das Training ohne größere Zwischenfälle. Lediglich die Russin Olga Fedorowa stürzte im zweiten Lauf, der Unfall verlief aber glimpflich. ________________________________________________________________

"Ich weiß ja, wie groß die Rivalität zwischen Bundeswehr, Zoll und Bundespolizei ist. Deshalb wünsche ich der Bundeswehr, dass sie medaillentechnisch aufholt." (Bundes-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bei seinem Besuch im Deutschen Haus in Whistler) ________________________________________________________________

Die deutschen Curler haben ihre Aufholjagd fortgesetzt. Gegen Lieblingsgegner Frankreich kam das Team von Skip Andy Kapp am Samstag in Vancouver zu einem ungefährdeten 9:4-Erfolg. Nach dem schlechten Auftakt mit drei Niederlagen in Serie stehen für die Auswahl aus Füssen nun drei Siege und drei Niederlagen zu Buche, so dass der Einzug in die Medaillenrunde weiterhin möglich ist. Die Franzosen, die lediglich im dritten End mit drei Punkten einen kleinen Zwischenspurt einlegten, gaben bereits im achten von zehn Ends auf. Nächster Gegner für Kapp und seine Kollegen ist am Sonntag (23.00 Uhr/MEZ) Dänemark.

Vor knapp 5000 Zuschauern, darunter der ehemalige IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch, avancierte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer zum Glücksbringer für die Füssener. Als der CSU-Chef mit seiner Ehefrau auf der Tribüne Platz nahm, hatte das Kapp-Team gerade im siebten End den frühen 1:4-Rückstand ausgeglichen. Als Seehofer knapp 40 Minuten später die Arena wieder verließ, hatten sich die Deutschen im neunten Durchgang den vorentscheidenden 7:5-Vorsprung erspielt. "Ich hoffe, er hat noch öfter Zeit, vorbeizuschauen. Wir sind schließlich alles Bayern im Team und haben sogar eine bayerische Fahne bei uns im Zimmer", sagte Kapp. ________________________________________________________________

Die Medaillenkandidaten Silvan Zurbriggen aus der Schweiz und Ivica Kostelic aus Kroatien haben sich beim Abfahrtstraining für die olympische Super-Kombination an diesem Sonntag in hervorragender Form präsentiert. Zurbriggen fuhr am Samstag in Whistler hinter Abfahrts-Olympiasieger Didier Defago(Schweiz) die beste Zeit, Kostelic wurde Dritter. Die beiden Skirennfahrer sind aber bessere Kombinierer als Defago. Stephan Keppler, der einzige deutsche Starter, landete auf dem 20. Rang.

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