Kolumne "Panda Mie":Wenn der Schneehacker kommt

Kolumne "Panda Mie": Der Schnee muss weg! Also wird in Zhangjiakou fleißig gefegt.

Der Schnee muss weg! Also wird in Zhangjiakou fleißig gefegt.

(Foto: Frank Augstein/AP)

Tatsächlich, es schneit bei den Winterspielen. Womöglich ein Jahrhundertwinter? Gut, dass die Chinesen ihre Zero-Snow-Policy durchziehen.

Von Saskia Aleythe, Zhangjiakou

Wenn es stimmt, dass man die chinesische Mauer tatsächlich vom Weltall aus sehen kann, dann müsste es sich mit dem Biathlon-Stadion dieser Peking-Spiele ähnlich verhalten. So breit ist die Strecke zwar nicht, aber die Anlage besteht aus mehr Flutlichtmasten als Schießständen, es ist eine ganze Flutlichtmastenarmee. Manche Lichter braucht man freilich auch, damit sich bei den Abendrennen niemand verläuft, und auch beim Schneefall erfüllen sie treue Dienste.

Da gingen am Wochenende zum ersten Mal seit der Eröffnung der Winterspiele Flocken vom Himmel, reichlich, und wer das erleben durfte, musste sich glücklich schätzen. Zwei Tage mit Niederschlag gibt es in Zhangjiakou im Februar für gewöhnlich, Niederschlagsmenge: sechs Millimeter. Diese Menge hatte man am Sonntag schon übertroffen, es muss ein Jahrhundertwinter sein für Zhangjiakou.

Aber: Die Chinesen waren vorbereitet, schon seit Tagen stehen die Schaufeln bereit, die Kehrmaschinen und Schneebesen. In der Olympia-Blase rücken sie den Flocken zu Leibe wie der Pandemie. Zero-Snow-Policy, jedenfalls gegen den Schnee, der vom Himmel fällt: Da wird bei der ersten feuchten Stelle vorbildlich der Besen gezückt, gebunden aus Ästen, es ist tatsächlich eher ein Streicheln, vielleicht beschwört man damit Frau Holle.

Der Schneehacker ist der Laubbläser des Olympioniken

Schaufeln kratzen über Beton, und was gegen Dreck hilft, hilft auch gegen Flocken: Kehrmaschinen wirbeln den Schnee auf, bevor er zusammenpappt. Was aber nicht jeden im Olympischen Dorf verzückt. Mancher Sportler hat den Schlafrhythmus umgestellt, damit sein Wettbewerb nicht ins Nachmittagstief fällt. Doch wer erst spät die Augen zumacht, wird unter Umständen zu früh geweckt. "Wenn die Schneehacker vor dem Fenster ihr Werk vollrichten, ist das kontraproduktiv", sagte der Biathlet Philipp Nawrath. Der Schneehacker ist der Laubbläser des Olympioniken.

Wobei sie ja auch tatsächlich mit Luft manches Weiß wegpusten, es will sich schließlich niemand auf eine Schneematte legen am Schießstand. Außerhalb der Sportstätten ist so manches Logo kaum noch zu erkennen, das erfordert dringend die Aufmerksamkeit der Organisatoren. Sollte "Together for a shared future", das Motto, das überall - auch an Hauswänden - steht, tatsächlich dem Schnee zum Opfer fallen, dann wären das ja gar nicht mehr diese Spiele.

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