„Ein deutscher Witz ist nichts zum Lachen“, soll schon Mark Twain festgestellt haben, insofern treffen einen die Botschaften im „Deutschen Haus“ von Paris erst mal unvorbereitet: „Im Flur wird nicht gerannt“, steht über einer Tür zum Veranstaltungssaal, über einer anderen: „Drinnen nur mit heller Sohle.“ Müssen die Deutschen ihre Regeln sogar hier in Großbuchstaben durchsetzen? Was kommt noch alles, wenn man erst mal drin ist in der Gute-Laune-Dependance des deutschen Sports im Stade Jean-Bouin? „Den Rasen nicht betreten“? „Draußen nur Kännchen“?
Natürlich wird dann schnell klar, dass hier eine Prise raffinierten Humors im Spiel ist. Die Deutschen haben noch weitere Sprüchlein aufgehängt, die Kindertrainern vertraut vorkommen dürften: „Schläger immer tragen, nicht schleifen!“, „Keine Purzelbäume auf dem Schwebebalken!“, „Hier ist der Start, dort ist das Ziel. Dazwischen musst du laufen!“ Wenn sie jetzt doch darauf verzichtet hätten, jenseits dieser feinen Humorkategorie noch Andy Möller ins Spiel zu bringen („Mailand oder Paris, Hauptsache Olympische Spiele“) – fast könnte man sagen: Lustig!
Wobei: Wir wollen ja nicht wieder Witze kategorisieren. Das gehörte schließlich jahrzehntelang zum deutschen Humor, dass er sich fast beamtenhaft in Karteikästen einordnen ließ: Blondinenwitze, Ostfriesenwitze, Häschenwitze, Mantawitze. Inzwischen geht sogar in Deutschland der Trend zur Selbstironie. Und wer weiß, wenn in Paris die Podestplätze auch weiterhin viel zähflüssiger hereinfließen als früher ... vielleicht müssen die Deutschen bald noch dieses Schild aufhängen: „Das Zählen von Medaillen ist verboten.“