Olympia:Kanu-Trainer Stefan Henze erliegt seinen Verletzungen

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Stefan Henze, 35, war als Assistenztrainer der Slalom-Kanuten tätig. (Foto: dpa)

Der 35-Jährige hat in Rio de Janeiro bei einem Verkehrsunfall mit einem Taxi ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Jetzt hat der Deutsche Olympische Sportbund seinen Tod bestätigt.

Der deutsche Kanu-Trainer Stefan Henze ist an den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls am Rande der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro gestorben. Der Deutsche Olympische Sportbund hat den Tod des 35-Jährigen, der als Assistenzcoach der Slalom-Kanuten tätig ist, am Montagabend bestätigt.

Der Unfall hatte sich am Freitag ereignet. Ein Taxi, in dem Henze gemeinsam mit dem Sportwissenschaftler Christian Käding saß, prallte frontal gegen ein Hindernis. Während Käding und der Taxifahrer nur leicht verletzt wurden, erlitt Henze ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Jetzt erlag er im Beisein seiner Eltern und seines Bruders, die nach dem Unfall nach Rio gereist waren, seinen schweren Kopfverletzungen.

Der aus Halle an der Saale stammende Henze war vor seiner Trainerkarriere selbst Slalom-Kanute. Vor seinem Unfall betreute er in Rio de Janeiro als Disziplincoach die Augsburgerin Melanie Pfeifer, die als Kajak-Einer startet.

Seinen größten sportlichen Erfolg als Aktiver schaffte Henze bei den Sommerspielen von Athen 2004, als er zusammen mit seinem Teampartner Marcus Becker Silber im Canadier-Zweier gewann. Daneben wurden Becker und Henze 2003 Weltmeister und 2006 noch mal WM-Zweite. Nach der verpassten Qualifikation für die Olympischen Spiele in London beendeten Henze und Becker ihre Laufbahnen.

Reaktionen auf den Tod Henzes

"Heute tritt der Sport, für den unser gesamtes Team nach Rio gefahren ist, in den Hintergrund. Unsere Gedanken sind bei Stefan Henzes Angehörigen, die hier vor Ort noch Gelegenheit hatten, Abschied zu nehmen", sagte der Leiter der deutschen Olympia-Delegation Michael Vesper.

"Wir sind unendlich traurig an diesem Tag. Worte können nicht annähernd beschreiben, was wir im Olympia-Team nach diesem schrecklichen Verlust empfinden", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Auch die deutschen Kanuten sind bestürzt über den plötzlichen Tod ihres Kameraden. Thomas Konietzko, Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes, sagte: "Wir sind alle zutiefst traurig und müssen schauen, wie wir mit dieser Situation umgehen."

Das Internationale Olympische Komitee werde auf Bitten des DOSB die deutsche Fahne an allen olympischen Stätten am Dienstag auf Halbmast setzen.

Mögliche Panne bei der Versorgung

Der Spiegel hatte berichtet, dass Henze zunächst möglicherweise in ein falsches Krankenhaus eingeliefert worden sei. In der ersten Klinik, in die Henze gebracht worden war, die neurochirurgische Abteilung vor vier Jahren im Zuge von Sparmaßnahmen geschlossen worden sei. Nach der ersten Notversorgung war er auf die Intensivstation der 20 Kilometer entfernten Städtischen Klinik Miguel Couto im Stadtteil Leblon nahe der olympischen Ruderstrecke verlegt worden.

Olympia-Mannschaftsarzt Prof. Dr. Bernd Wolfarth hatte während einer Pressekonferenz am Samstag dagegen betont, dass die Rettungskette infolge des Unfalls "schnell funktioniert" habe. Henze sei im nächstgelegenen Krankenhaus "schnell stabilisiert" und dann in eine Spezialklinik überführt worden. "Das hätte man in Deutschland auch nicht schneller umgesetzt", sagte Wolfarth.

© SZ.de/dpa/sid/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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