Olympia:Hockey-Kapitän Fürste kriegt gerötete Augen

Rio 2016 - Hockey

Moritz Tompertz und Linus Butt jubeln in Rio.

(Foto: dpa)

Nach seinem letzten großen Olympia-Coup konnte Moritz Fürste seine Emotionen nicht mehr zurückhalten. Der Kapitän der deutschen Hockey-Nationalmannschaft kniete ganz alleine auf dem blauen Feld im Stadion von Deodoro, legte die Hände aneinander und schickte ein kleines Dankeschön gen Himmel. Bronze war mehr als ein Trostpreis für den zweimaligen Olympiasieger in seinem letzten Länderspiel für Deutschland. "Ich fühle mich genauso wie nach den Olympiasiegen", sagte Fürste, die Augen von Freudentränen gerötet, nach dem 4:3 im Penalty-Schießen gegen Erzrivale Niederlande.

Er habe "die ganze Zeit gebetet, dass ich nicht mehr ran muss. Es war pure Emotion", ergänzte er - und sein Flehen fand Gehör. Fürste, als letzter Schütze vorgesehen, musste nicht mehr ran: Torhüter Nicolas Jacobi hielt den Versuch von Sander de Wjin.Fürste, ein Kreuz um den Hals, bedankte sich anschließend bei jedem einzelnen seiner Kollegen. "Es ist unglaublich, wie wir nach dem 2:5 gegen Argentinien aufgetreten sind", sagte er voller Stolz. Das Halbfinal-Debakel gegen die Gauchos hatte den Traum vom Gold-Hattrick zerstört.

Danach habe er "pure Trauer, Verzweiflung und Wut" empfunden, meinte Fürste, "auf mich, die Mannschaft, den Trainer. Dann haben wir uns aber zusammengesetzt."Fürste und Co. mobilisierten die letzten Energiereserven und setzten sich noch einmal durch. "Es muss erstmal ankommen, es war einfach Freude pur", sagte Fürste. Mittelfeldspieler Tobias Hauke meinte: "Es ist schön, dass verdiente Spieler belohnt worden sind." Zumal wohl auch Hauke und weitere ältere Akteure abtreten werden. "Wir haben aufopferungsvoll gearbeitet, da ist es großartig, mit einer Medaille nach Hause zu fahren", sagte Hauke. Bundestrainer Valentin Altenburg meinte, es sei "unheimlich schwierig" gewesen, die Mannschaft nach dem Halbfinal-Aus "wieder aufzurichten".

Doch es gelang - in beeindruckender Manier. Nach dem Siegerfoto, Fürste stand am rechten Rand, folgte die obligatorische "Humba" mit den deutschen Fans. Die Bronze-Helden trugen dabei ihre Kinder auf den Schultern - auch Fürste seine Emma. Für ihn war es nach den Goldmedaillen von Peking 2008 und London 2012 das dritte olympische Edelmetall. Der 31-Jährige hatte unmittelbar vor dem Spiel sein Karriereende in der Nationalmannschaft angekündigt.Nach 60 Minuten hatte es 1:1 (0:0) gestanden.

Mats Grambusch (42.) glich die Führung der Niederlande durch Jorrit Croon (35.) schnell aus und wahrte dem Altenburg-Team die Chance auf die vierte Medaille nacheinander - auch 2004 in Athen hatten die deutschen Männer Bronze gewonnen.Fürste, prägende Figur des deutschen Hockey der vergangenen Jahre, wählte für seinen Abschied persönliche Worte. "Heute werde ich das letzte Mal im Nationaltrikot auflaufen. Ein letztes Mal alles geben, um für Deutschland, das Team und für mich eine olympische Medaille zu gewinnen", schrieb er bei Facebook.Deutschland setzte von Beginn an auf Offensive.

Die Standardsituationen erwiesen sich aber wie gegen Argentinien als zu harmlos. Die Niederlande agierten erst in der zweiten Hälfte offensiver, doch Deutschland reagierte blendend auf den Rückstand.Während die deutschen Frauen am Freitag noch einmal im Spiel um Rang drei gegen Neuseeland eingreifen (12.00 Uhr OZ/17.00 Uhr MESZ), ging Fürstes große Olympia-Karriere am Donnerstag zu Ende. In elf Jahren und 291 Länderspielen habe er "unendliche Momente, Emotionen und Erfahrungen, Freundschaften, Siege und Niederlagen" erleben dürfen, schrieb der Hamburger vor seinem 292. und letzten Länderspiel.

Er liebe Hockey und "werde immer ALLES für den Sport geben", ergänzte Fürste: "Ich habe viele Rückschläge in meiner Karriere und im Leben erleben dürfen, und jeder einzelne davon ist etwas wert gewesen und hat mir geholfen zu lernen... Ich verneige mich und sage: Tschüss, macht's gut."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: