Olympia-Generalprobe in Aachen:Pekingreise gefährdet

Freude über den Sieg, Zittern um Bettina Hoy: Die deutschen Vielseitigkeitsreiter gewinnen in Aachen die Mannschaftswertung - und erleben doch ein Wechselbad der Gefühle.

Trotz des Ausfalls von Bettina Hoy setzte sich das Team bei der Olympia-Generalprobe in Aachen am Samstag mit 157,20 Strafpunkten vor Schweden (186,50) und Großbritannien (215,40) durch.

Olympia-Generalprobe in Aachen: Gewohnt erfolgreich: die deutschen Springreiter.

Gewohnt erfolgreich: die deutschen Springreiter.

(Foto: Foto: dpa)

Doch der Jubel fiel gedämpft aus, denn das Team bangt um den Peking-Einsatz der Vorreiterin Hoy, deren Pferd Ringwood Cockatoo angeschlagen ist und nicht im Gelände startete.

"Wenn es länger als drei bis vier Tage dauert, dann ist der Zug abgefahren", sagte Bundestrainer Hans Melzer zu den Olympia-Planungen. Hoy selbst versuchte optimistisch nach vorne zu blicken. "Es geht ihm ganz gut", sagte sie nach einer Untersuchung über den 17-jährigen Wallach: "Das ist keine wilde Sache." Bei der Röntgenaufnahme sei ein Bluterguss in der Nähe des Sitzbeins zu sehen gewesen: "Das tut ihm weh." Sie sei zuversichtlich, in zwei Tagen wieder reiten zu können.

Bundestrainer Melzer mahnte: "Uns läuft die Zeit davon. Aachen war der letzte Konditions-Test und zugleich Training für unsere Pferde." Wenn Hoys Pferd nicht schnell wieder zu reiten sei, fehle "wichtige Aufbauzeit. Wir können es uns nicht leisten, ein nicht fittes Pferd nach Hongkong mitzunehmen", sagte der Coach.

Der Ausfall von Hoy, Europameisterin von 1997, wäre doppelt bitter. Zum einen würde die Nummer eins des Teams fehlen. Zum anderen würde für Hoy die langersehnte Athen-Revanche ausfallen. Vor vier Jahren hatte die in England lebende Reiterin zunächst Doppel-Gold bei den Olympischen Spielen gewonnen, aber nach einem Protest der Konkurrenz und einem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes (CAS) wieder verloren. Hoy war versehentlich zweimal über die Startlinie geritten.

"Irgendwie geht bei mir wohl nichts ohne Drama", meinte Hoy am Samstag. "Das wäre ein riesiger Verlust für uns", sagte ihr Teamkollege Frank Ostholt, der vor vier Jahren ebenfalls zur Olympia-Mannschaft gehörte und am Samstag in Aachen die Einzelwertung gewann. Der 32 Jahre alte Profi aus Warendorf setzte sich im Sattel von Air Jordan mit 50,20 Strafpunkten durch. Hinter dem Niederländer Tim Lips (Niederlande) mit Oncarlos (51,70) belegte Ostholt mit seinem zweiten Pferd Mr. Medicott (54,10) sogar noch den dritten Platz.

Freude bei Springreitern

Das deutsche Team gewann die CHIO-Teamwertung, obwohl Hoy das Streichergebnis lieferte. Und auch für Hongkong gäbe es ohne sie eine Mannschaft mit Medaillenchancen. "Wir haben gute Reservereiter, das haben sie hier gezeigt", sagte der Bundestrainer. So wurde der bisher als Ersatzmann geltende Andreas Dibowski (Egestorf) mit Leon (54,70) Vierter.

Die deutschen Springreiter haben beim CHIO in Aachen für einen Doppelsieg gesorgt. Im mit 77.000 Euro dotierten Springen in zwei Umläufen mit Winninground setzte sich der ehemalige Doppel-Europameister Christian Ahlmann (Marl) mit dem erst neun Jahre alten Wallach Sebastian durch. Zweiter wurde der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum (Riesenbeck), der einen Tag vor dem "Großen Preis von Aachen" mit seinem Schimmel Coupe de Coeur antrat.

Ahlmann benötigte in der Winninground für seinen fehlerfreien Ritt 44,01 Sekunden. Beerbaum blieb ebenfalls fehlerfrei, brauchte aber 44,98 Sekunden. Auf dem dritten Rang landete Anne Kursinki aus den USA (0 Fehlerpunkte/46,34 Sekunden) mit Roxana.

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