Olympia: Eiskunstlauf:Robin stürzt, Aljona weint

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Tränen nach dem geplatzten Traum: Aljona Savchenko und Robin Szolkowy erreichen nach einem Sturz in der Kür nur den dritten Platz.

Michael Neudecker, Whistler

Bronze dann also, immerhin, "irgendwann werde ich mich auch über Bronze freuen", sagte Ingo Steuer. Jetzt aber fiel ihm das schwer, gleich nach dem Wettkampf, dem Paarlaufen im Eiskunstlauf im Pacific Coliseum von Vancouver. Aljona Savchenko und Robin Szolkowy, deren Trainer Steuer ist, waren ja eigentlich angetreten, um Gold zu gewinnen; gewiss, nach einer durchwachsenen Saison waren sie nicht die alleinigen Favoriten.

Der Moment, in dem der Traum von Gold platzte: Robin Szolkowy stürzt bei der Kür. (Foto: Foto: AFP)

Aber Aljona Savchenko und Robin Szolkowy sind zweifache Weltmeister und dreimalige Europameister, sie zählen zu den besten Eiskunstlauf-Paaren der Welt, und sie wollten dieses Gold, unbedingt. "Das wird die wichtigste Kür meines Lebens", hatte die gebürtige Ukrainerin Aljona Savchenko noch vorher gesagt.

Und es hatte auch ganz ordentlich begonnen: Nach dem Kurzprogramm lagen sie nur knapp hinter dem chinesischen Paar Shen/Zhao auf Platz zwei - 0,70 Punkte, das ist nicht wirklich ein Rückstand im Eiskunstlauf.

Doch dann begann die Kür, und schon bei der ersten Figur sprang Aljona Savchenko nur einen zweifachen statt des geplanten dreifachen Toeloops. Und dann stürzte Robin Szolkowy. Er nahm Anlauf für den Doppel-Axel, hob ab, schraubte sich in die Luft, und als er aufkam, verlor er das Gleichgewicht, fiel hin. Als er sofort wieder aufstehen wollte, stolperte er sogar noch einmal, ziemlich ungeschickt sah das aus.

Umso mehr wenigstens beeindruckte der Rest der Kür: Die beiden Chemnitzer ließen sich durch ihre Fehler nicht aus der Ruhe bringen, sie zeigten eine ansonsten starke Vorstellung. Für Gold aber, das war nach der Kür klar, würde das kaum reichen. "Schon nach dem ersten Element war es vorbei", stellte Ingo Steuer fest.

Als die Musik zu Ende war, ein Titel aus dem Film "Jenseits von Afrika", standen die beiden regungslos auf der Eisfläche, sie starrten ins Publikum, 11.350 Menschen starrten auf sie, und man hätte sie gerne gedrückt, getröstet, aber sie schienen so weit weg in diesem Moment. Irgendwann drehte sich Aljona Savchenko zu Robin Szolkowy, sie umarmte ihn, und Szolkowy, er trug seine Enttäuschung im Gesicht.

Nach den beiden kamen noch zwei Paare aus China: Pang/Tong und eben Shen/Zhao. Fehlerfrei liefen nur Pang/Tong, Shen/Zhao brachen eine Hebefigur ab, aber ihr Vorsprung aus dem Kurzprogramm gegenüber ihren Landsleuten war groß genug, weshalb es für das Paar, das in dieser Saison nach einer mehrjährigen Pause zurückgekommen war, für den Sieg reichte.

"Es hätte klappen können, wenn wir unser Zeug gemacht hätten", sagte Aljona Savchenko danach, sie war enttäuscht. Sie ist jetzt 26 und wohl auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, zusammen mit Robin Szolkowy, 30, hat sie, angeleitet von Steuer, einen Stil geprägt, der die Szene inspiriert hat: Weg vom biederen Paarlaufen, hin zum Show-Programm.

Doch die olympische Saison lief nicht gut für die beiden, zuerst studierten sie zur Fußball-Hymne "You'll never walk alone" ein Programm ein, das nicht so recht funktionieren wollte, es wurde bei Savchenko Verdacht auf Pfeiffersches Drüsenfieber diagnostiziert, und dann kam die Europameisterschaft in Estland, im Januar. Savchenko und Szwolkowy waren in den drei Jahren zuvor stets Europameister geworden, doch diesmal wurden sie nur Zweite, völlig überraschend.

Als sie schließlich in Vancouver angekommen waren und das Training für Olympia aufnahmen, zog sich Szolkowy auch noch eine Schnittwunde an der Hand zu, als er bei einer Hebefigur Savchenkos Schlittschuh streifte. Und doch, "es hätte klappen können", sagte Steuer, "sie hätten Gold machen können". Gewiss, Bronze sei auch in Ordnung, es sei ja doch eine olympische Medaille, fügte Steuer an, aber für den Moment sei es "schade, dass es nur Bronze ist". Allerdings: "Es ist gut, dass es nicht Silber ist, da ärgert man sich noch mehr."

Als die beiden zur sogenannten Flower Ceremony aufs Eis gerufen wurden, einer Siegerehrung, nur ohne Medaillen (die werden in feierlichem Rahmen im großen Stadion BC Place überreicht), und als sie auf dem Podium auf die Plattform stiegen, das am niedrigsten liegt, da atmete Szolkowy tief durch, und Savchenko weinte. Sie wird weitermachen, auf jeden Fall - ob mit Robin Szolkowy oder einem anderen Partner, ist allerdings noch unsicher. "Es war ein olympischer Traum", sagte sie, "aber der Traum bleibt."

Im Video: Drei Patzer in der Kür zu "Jenseits von Afrika" haben die Chemnitzer Aljona Savchenko und Robin Szolkowy die olympische Goldmedaille gekostet. Die zweifachen Weltmeister holten nach einem Sturz des 30-Jährigen beim Doppel-Axel im Pacific Coliseum von Vancouver nur Bronze.

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