Olympisches Eishockey-Finale der Frauen:Jetzt weint auch Winning Pou

Olympisches Eishockey-Finale der Frauen: Ein Tag zum Abheben: Marie-Philip Poulin und ihre Mitspielerinnen feiern das 3:2 gegen die USA.

Ein Tag zum Abheben: Marie-Philip Poulin und ihre Mitspielerinnen feiern das 3:2 gegen die USA.

(Foto: Paul Hanna/UPI Photo/Imago)

Kanada gewinnt zum fünften Mal Olympia-Gold im Eishockey - dank Marie-Philip Poulin, die auch gegen die USA die entscheidende Spielerin ist, und sich schon wieder in die Geschichtsbücher einträgt.

Von Johannes Schnitzler

Als sie ihre Mutter weinen sah, wusste Marie-Philip Poulin nicht, wie sie damit umgehen sollte. Zehn Jahre alt war sie damals, verfolgte die Olympischen Spiele in Salt Lake City im Fernsehen und sah, wie die kanadischen Eishockeyspielerinnen ihren Sieg im Finale gegen die USA feierten. 2002 war das, als Kanadas Frauenteam in der kanadischsten aller Sportarten, die seit 1998 auch bei den Frauen olympisch ist, erstmals Gold holte. Die kleine Marie-Philip konnte die historische Dimension des Augenblicks nicht einordnen, und schon gar nicht, warum ihre Mutter nun neben ihr saß und weinte. "Meine Mama hat mich angeschaut und gesagt: Eines Tages wirst du es verstehen."

Marie-Philip Poulin, inzwischen 30 Jahre alt und Kapitänin der kanadischen Eishockey-Auswahl, hat die Geschichte in diesen Tagen in Peking mehrmals erzählt. Und längst hat sie verstanden, was ihrer Mutter damals die Tränen in die Augen trieb: "Als ich bei meinem ersten Gold selbst geweint habe, wusste ich, was sie meinte." Seit Donnerstag ist Marie-Philip Poulin aus Beauceville in der Provinz Quebec dreimalige Olympia-Siegerin. Im Finale gegen die USA erzielte sie zwei Treffer zum 3:2 (2:0, 1:1, 0:1)-Sieg gegen den Dauerrivalen aus dem Süden - und wieder kullerten die Freudentränen: "Das ist so gut. Ein großartiges Gefühl", sagte Poulin.

Sieben Treffer in vier olympischen Endspielen: Keine andere Frau hat das bisher geschafft

Wer auf ein Endspiel zwischen Kanada und den USA gewettet hätte, wäre nicht reich geworden. In 19 von 20 WM-Endspielen standen sich die beiden Nationen gegenüber, im siebten olympischen Finale lautete die Begegnung zum sechsten Mal: Kanada gegen USA. Für die Frauen mit dem Ahornblatt auf dem Trikot war es nach 2002, 2006, 2010 und 2014 der fünfte Triumph, für die Amerikanerinnen - Olympiasiegerinnen 1998 und 2018 - blieb zum vierten Mal die Silbermedaille. Aber keine ist in Endspielen so erfolgreich wie Marie-Philip Poulin. 2010 in Vancouver, bei ihrem ersten Coup, schoss sie beide Tore zum 2:0-Finalsieg, vier Jahre später in Sotschi erzielte sie 55 Sekunden vor Schluss den Ausgleich und in der Verlängerung das Siegtor zum 3:2. Auch bei der 1:2-Niederlage vor vier Jahren schoss sie das einzige kanadische Tor. Die einfache Siegformel ihres damaligen Trainers Kevin Dineen lautete: "Bringt den Puck zu Pou."

Am Donnerstag in der Wukesong Arena von Peking trug sich "Winning Pou" schon wieder in die Eishockey-Geschichtsbücher ein. Nach der Führung durch Sarah Nurse (8. Spielminute), der Cousine von NHL-Profi Darnell Nurse, Teamkollege von Leon Draisaitl in Edmonton, entschied Poulin die Partie mit zwei Toren (16./30.) - ihren Treffern sechs und sieben in vier olympischen Endspielen. Keine andere Spielerin hat das je geschafft. "Es bedeutet mir die Welt, diese Gruppe anzuführen", sagte Kanadas Kapitänin mit angemessenem Pathos in der Stimme.

Trotz Poulin und einem kanadischen 4:2-Erfolg in der Gruppenphase war das Duell der beiden Erzrivalen aber wieder einmal die erwartet enge Auseinandersetzung. Auch nach dem 0:3 gaben die USA nicht klein bei. In Unterzahl kamen die Amerikanerinnen durch die achtmalige Weltmeisterin Hilary Knight (37.) zum 1:3. Und dann machte ausgerechnet Poulin die Schlussphase noch einmal spannend, als sie wegen Beinstellens auf die Strafbank musste. Das 2:3 für die USA 13 Sekunden vor der Schlusssirene kam indes zu spät. Marie-Philip Poulin verließ die Strafbank mit glänzenden Augen.

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