Wenn an diesem Wochenende "die Weltspitze zu Gast bei Freunden" ist - so jedenfalls lautet das Motto der Pferd International in München -, dann steht ein Paar besonders im Fokus: Dressur-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB. Mit ihrem Herzenspferd gewann die 38-Jährige in den vergangenen drei Jahren alle internationalen Einzeltitel, wenn sie am Start war. Entsprechend beeindruckend ist ihre Medaillensammlung seit 2018: viermal Einzelgold, einmal Einzelbronze, viermal Teamgold und einmal Teamsilber. Nur zweieinhalb Monate vor den Olympischen Spielen in Paris wird der Saisonstart des Vorzeigepaars mit Spannung erwartet.
Am Freitag im Grand Prix und am Samstag im Grand Prix Special der höchsten Fünf-Sterne-Wertung werden sich von Bredow-Werndl und ihre 17-jährige Trakehnerstute nach viermonatiger Turnierpause erstmals wieder im Viereck präsentieren. Auch wenn die beiden so viel Erfahrung haben wie derzeit kaum ein anderes Paar im internationalen Spitzenreitsport, ist jede Prüfung eine neue Herausforderung. "Alles auf den Punkt beieinanderzuhaben, ist nicht selbstverständlich", stellt die Weltranglistenerste immer wieder fest. So schnell im Parcours eine Stange fällt, so leicht kann sich auch in der Dressur ein Fehler einschleichen.
Dennoch dürfte sich der Druck auf die Favoritin an diesem Wochenende in Grenzen halten. Auch wenn das Turnier gut besetzt ist und etliche Olympiateilnehmer am Start sind, hat von Bredow-Werndl, die in der Nähe von Rosenheim wohnt, kaum ernsthafte Konkurrenz bei ihrem Heimwettbewerb zu fürchten. Aus dem deutschen Olympiakader treten nur Reitmeisterin Ingrid Klimke mit ihrem Championatspferd Franziskus FRH an und Sönke Rothenberger mit Fendi und Matchball an. Kaderkollegin Isabell Werth hat mit ihrer Olympiahoffnung Wendy De Fontaine erst vor einer knappen Woche in Mannheim gesiegt und sattelt jüngere Pferde in München. Die Weltranglistenzweite ist außerdem als Trainerin der österreichischen Olympiateilnehmerin Victoria Max-Theurer und ihres Lebensgefährten Stefan Lehfellner sowie von Lisa Müller im Einsatz.
Die nächste Pferdegeneration ist durch die turnierarme Zeit während Corona etwas im Rückstand
Da Dalera in den vergangenen Monaten eine Prüfungspause hatte, war von Bredow-Werndl verstärkt mit ihren Nachwuchspferden auf Turnieren und beim Außentraining. Die nächste Pferdegeneration ist in puncto Prüfungsroutine durch die turnierarme Zeit während Corona etwas im Rückstand. In München wird die Berufsreiterin den achtjährigen Hannoveraner Simba in der Qualifikation für den Nürnberger Burg-Pokal vorstellen. Ansonsten sollen die Turniertage vor allem ihrer Familie und Dalera gehören. Die schwarzbraune Stute, die nicht ganz zufällig den Stallnamen Queen trägt, genießt dabei Vorzugsbehandlung: "Ich liebe es, mit ihr zusammen zu sein. Sie ist so besonders. Die Zeit mit ihr ist mir heilig", betont von Bredow-Werndl.
Während die Dressurwettbewerbe der Pferd International auf Fünf- und Drei-Sterne-Niveau ausgeschrieben sind, finden die internationalen Springkonkurrenzen nur auf Zwei-Sterne-Niveau statt. Trotzdem sind zwei Reiter aus der Weltspitze am Start, der gebürtige Münchner Max Kühner und der Schweizer Martin Fuchs. Kühner, aktuell Siebter der Weltrangliste und fast jedes Wochenende rund um den Globus unterwegs, kommt quasi nach Hause. Von der Ponyzeit bis 2010 war er mit seinem Pferd auf der Olympiareitanlage stationiert. Der 50-Jährige nutzt heuer das Turnier, um junge Pferde aufzubauen. Den erfahrenen Quantum Robin, den er erst seit einigen Monaten reitet, will er noch besser kennenlernen und die Feinabstimmung optimieren. "In der Global Champions Tour, vor allem im Team, muss geliefert werden. Hier kann ich ohne Druck reiten", sagt Kühner.
Mit Quantum war Kühner bereits einige Male gut platziert, etwa als Sechster in der Einzelwertung über 1,60 Meter Hindernishöhe in Miami Beach. Jetzt will er es ihm bewusst leichter machen: "Es ging noch nicht einfach genug. Der selbständige Schritt zurück ist notwendig, sonst geht es unkontrolliert bergab", sagt Kühner. Auch Martin Fuchs wird eines seiner besten Pferde in München satteln, Conner Jei. Den Schweizer wird man sicher auch am Dressurviereck sehen. Seine Freundin, die australische Olympiateilnehmerin Simone Pearce, hat sich kurzfristig für einen Start in Hamburg entschieden.