Der Dopingforscher Perikles Simon, 42, spricht davon, dass die gedoptesten Olympischen Spiele aller Zeiten im August in Rio de Janeiro bevorstehen. Hinweise darauf erkennt er an den Trainingsumfängen der Sportler: "Ich habe kürzlich Trainingspläne gesehen für ein Höhentrainingslager, Mittel- und Langstrecke, da muss ich sagen: Leute, das könnt ihr mit gedopten Athleten machen, aber mit Ungedopten ergibt diese Form des Höhentrainings gar keinen Sinn", sagte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Er geht im Anschluss näher auf die Pläne ein, spricht über Großbritanniens Leichtathleten. Die, "die jetzt in Kenia waren, um sich dort offenkundig mit Epo versorgen zu lassen, haben Programme trainiert, von denen wir sagen müssen: Das kann nicht sinnvoll sein, das überlebt man sozusagen nicht als sauberer Athlet."
Doping:Olympia ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln
Friede, Fairplay, Völkerfreundschaft? Das sind Marketing-Lügen. In Wahrheit müssen die Olympischen Spiele für nationale Großmachtträume und gute Geschäfte herhalten. Und Thomas Bach schaut dabei zu.
Simon ist seit 2009 Leiter der Abteilung für Sportmedizin der Universität Mainz. Natürlich hat er den McLaren-Report über die russischen Dopingpraktiken verfolgt, aber "wir wissen im Grunde, dass Russland überall ist, nur in anderer Form", sagt er - möglicherweise auch in der Bundesrepublik: "In Deutschland können wir aktuell noch gar nicht richtig dahinterblicken. Aber wenn die Aufdeckungen in der Geschwindigkeit weitergehen, sind wir auch bald dran, was natürlich auch im Interesse der sauberen deutschen Athleten sein sollte."
Besonders die Forderung von Innenminister Thomas de Maizière, 30 Prozent mehr Medaillen in Rio zu erreichen, gebe ihm zu bedenken: "Solange es da kein plausibles Konzept gibt, wie diese Medaillen entstehen sollen, gehe ich wie etliche meiner Kollegen davon aus, dass wir so etwas eigentlich nur durch Doping erreichen können."
Perikles Simon schätzt im Gespräch mit der SZ zudem die aktuelle Tour de France ein und wie schwierig es sei, dort saubere Athleten zu erkennen. Außerdem erläutert er, warum er glaubt, dass das Doping-Testsystem ganz generell "im Prinzip ad absurdum" geführt sei.