Olympia:Deutschland-Achter: Chancenlos gegen die Briten

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Klassenfoto ohne Boot: Der Deutschland-Achter nach dem Rennen. (Foto: Getty Images)

Die deutschen Ruderer müssen mit Silber zufrieden sein. Die Überlegenheit des Bootes aus Großbritannien war zu groß. "Wir hatten nicht die Klasse, da mitzuhalten."

Völlig ausgepumpt hockten die Athleten des Deutschland-Achters minutenlang auf ihren Rollsitzen. Ihr großer Kampf im olympischen Finale wurde nicht wie erhofft mit Gold, aber immerhin mit Silber belohnt. IOC-Präsident Thomas Bach verlieh ihnen die Medaillen. Gegen den starken Weltmeister Großbritannienn hatte das Team keine Chance. Im Ziel betrug der Rückstand eine halbe Bootslänge.

"Sie haben uns gezeigt, wo Barthel den Most holt und wie man ein Finale fährt. Sie waren uns körperlich überlegen", sagte Maximilian Reinelt. Im bitteren Moment der Niederlage gratulierten die Ruderer des deutschen Flaggschiffs auf dem Steg den Olympiasiegern sportlich fair, dann machte sich Freude über den zweiten Platz breit. "Es gibt zwei Flieger nach Hause. Einen mit und einen ohne Medaillengewinner. Wir sitzen im richtigen Flieger", sagte Andreas Kuffner.

Reinelt, Kuffner, Richard Schmidt, Eric Johannesen und Steuermann Martin Sauer hätten natürlich liebend gerne ihren Olympiasieg von London 2012 wiederholt, doch wie schon bei den Niederlagen in den drei vergangenen WM-Finals erarbeiteten sich die Briten zwischen 500 und 1500 m den entscheidenden Vorsprung. Mit einem furiosen Schlussspurt sicherte sich das deutsche Paradeboot immerhin noch Silber vor den Niederländern.

"Man muss neidlos anerkennen, dass die Briten auf einem anderen Niveau waren. Wir hatten nicht die Klasse, da mitzuhalten", sagte der Hamburger Johannesen. Im Gegensatz zum Triumph von vor vier Jahren kamen Schlagmann Hannes Ocik, Maximilian Munski, Felix Drahotta und Malte Jakschik neu ins Boot. "Eigentlich kamen die Spiele zwei Jahre zu früh", sagte der Berliner Steuermann Sauer. Dennoch hatte der Deutschland-Achter auf Gold gehofft, bei der EM in Brandenburg und beim Weltcup-Finale in Posen wurden die Briten in dieser Saison schon geschlagen. "Es war ein langer Weg. Man kann sich diesen Druck nicht vorstellen. Alles ist auf ein Rennen fokussiert", sagte Kuffner. Am Ende mit silbernem Ausgang.

Mit der Medaille um den Hals analysierten die Modellathleten schon kurz nach der Siegerehrung, warum es mit dem fünften olympischen Gold für den Achter nach 1960, 1968, 1988 und 2012 nicht geklappt hatte. "Die Briten haben ein ganz anderes System. Sie haben ein Modell wie ein Bundesligaverein. Bei uns gibt es sehr viele Zwischenstufen, das macht die Sache oft schwierig", sagte Sauer und bemängelte die langen Wege und fehlenden Absprachen zwischen Vereinen, Landes- und Bundesverbänden.

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In Großbritannien ist der Rudersport finanziell zudem lukrativer, während sich in Deutschland viele Athleten schon nach einem Olympia-Zyklus auf ihre Ausbildung oder den Beruf konzentrieren. "Es gibt bei uns im Fördersystem viele Dinge, die nicht zusammenpassen. Geld spielt eine Rolle, ist aber zweitrangig. Der Leistungssport hat in anderen Ländern einfach ein anderes Standing", sagte der Schweriner Schlagmann Ocik, der auf jeden Fall bis zu den Sommerspielen 2020 in Tokio weitermachen wird. Andere Achter-Athleten hören hingegen auf. Munski und Reinelt machen nicht mehr weiter, Johannesen legt ein Jahr Pause ein. Kuffner wird keine vier Jahre mehr rudern. Bei Steuermann Sauer stehen die Zeichnen ebenfalls auf Abschied.

Ungeachtet der Wasserqualität in der Lagoa Rodrigo de Freitas wäre er "gerne noch einmal baden gegangen". Traditionell wird der Steuermann des Siegerteams nach dem Rennen ins Wasser geworfen. Auf das "Vergnügen" musste Sauer am Fuße des Berges Corcovado mit der imposanten Christus-Statue verzichten. Erfolgstrainer Ralf Holtmeyer hätte mit einem weiteren Olympiasieg sogar den legendären Karl Adam überflügelt. Holtmeyer holte mit dem Achter 1988 in Seoul und 2012 in London Gold, Ruderprofessor Adam gelang dieses Kunststück 1960 in Rom und 1968 in Mexiko-Stadt. Doch auch der 60-Jährige sah in den Briten den verdienten Sieger. "Das sind ja keine Pappkameraden. Sie waren die deutlich stärkste Mannschaft im Feld", so Holtmeyer.

Mit Gold hätte der Deutschland-Achter für das beste Resultat des Deutschen Ruderverbandes (DRV) seit den Spielen 1992 in Barcelona gesorgt, so stand nach den Olympiasiegen der Männer- und Frauen-Doppelvierer die selbe Bilanz wie vor vier Jahren in London. "Wir haben unsere Zielstellung erreicht", sagte DRV-Cheftrainer Marcus Schwarzrock.

© Sz.de/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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