Olympia:David Storl fühlt sich nach Rang sieben "hilflos"

Olympia: Kämpfte mit sich im Finale: Kugelstoßer David Storl

Kämpfte mit sich im Finale: Kugelstoßer David Storl

(Foto: AP)

Der Kugelstoßer kommt im Finale nicht über 20,64 Meter hinaus, es siegt ein Amerikaner. Caster Semenya erreicht über 800 Meter als Schnellste den Endlauf. Argentinien gewinnt erstmals Gold im Hockey.

Kugelstoßen: Der zweimalige Kugelstoß-Weltmeister David Storl (Leipzig) hat im olympischen Finale eine Medaille verpasst. Storl musste sich beim Sieg des US-Amerikaners Ryan Crouser mit Platz sieben und 20,64 Metern begnügen. Crouser verwies mit 22,52 Metern seinen Landsmann und Weltmeister Joe Kovacs (21,78) sowie den Neuseeländer Tomas Walsh (21,36) auf die weiteren Podiumsplätze. "Das ist schon enttäuschend, das Ganze", sagte Storl anschließend sichtlich frustriert. Der erste Versuch war ungültig, der zweite Stoß landete schon bei 20,48 Metern. Danach gelangen noch die 20,64 Meter und 20,46 Meter. Für den 117-Kilo-Koloss, der schon mal 22,20 Meter weit gestoßen hat, sind dies Weiten zum Vergessen. "Man fühlt sich hilflos", beschrieb er seinen Gemütszustand während des Finales. Der Pole Tomasz Majewski, Olympiasieger von 2008 und 2012, wurde mit 20,72 Metern Sechster. Tobias Dahm aus Sindelfingen war in der Qualifikation gescheitert.

800 Meter, Frauen: Die Südafrikanerin Caster Semenya ist bei den Olympischen Spielen leicht und locker ins Finale (Samstag, 21.15 Uhr OZ/02.15 Uhr MESZ) über 800 Meter gelaufen. Die 25-Jährige war in 1:58,15 Schnellste im Halbfinale. Die Olympia-Zweite von London gilt in Rio als Top-Favoritin auf Gold. Mit ihrer Weltjahresbestleistung von 1:55,33 Minuten ist die Ex-Weltmeisterin die klare Nummer eins der Welt. Die weiteren Medaillenkandidatinnen Margaret Wambui aus Kenia (1:59,21), Francine Niyonsaba aus Burundi (1:59,59) und die Melissa Bishop aus Kanada (1:59,05) stehen ebenfalls im Finale. Semenya hatte sich nach einigen Problemen in den vergangenen Jahren in dieser Saison eindrucksvoll zurückgemeldet. Ihre Leistungen werden von einer Debatte um ihre Sexualität überschattet. Nach ihrem WM-Titel 2009 hatte sie sich einem Geschlechtertest unterziehen müssen, die Ergebnisse wurden vom Weltverband IAAF nie veröffentlicht.

Marathon: Anna Hahner hat nach der scharfen Kritik des Deutschen Leichtathletik-Verbandes ihren Marathon-Auftritt mit Zwillingsschwester Lisa bei Olympia in Rio de Janeiro gerechtfertigt. "Wir haben nicht nachgedacht, sondern aus unserem Gefühl heraus gehandelt. In Hannover hatte ich keine Chance den Zieleinlauf auf Platz 1 zu feiern. In Rio habe ich die letzten Meter gefeiert", schrieb Anna Hahner am Donnerstag auf der Homepage der Zwillinge.

Sie hatte nachträglich den Sieg beim diesjährigen Hannover-Marathon erhalten, weil die Kenianerin Edinah Kwambai aufgrund einer positiven Doping-Probe der Erfolg aberkannt woden war.Die Zwillinge Lisa und Anna Hahner hatten ihr olympisches Marathon-Rennen mit mehr als 21 Minuten Rückstand auf die Siegerin und mehr als 15 Minuten über ihren Bestleistungen auf Platz 81 und 82 beendet. Zudem waren sie Hand ins Hand ins Ziel gelaufen. Dafür waren sie scharf kritisiert worden.

Hockey: Argentiniens Hockey-Männer sind erstmals Olympiasieger. Die Südamerikaner setzten sich im Finale am Donnerstag 4:2 (3:1) gegen Belgien durch. Medaillen hatte Argentinien bislang nur 2008 bei der Champions Trophy und 2014 bei der Weltmeisterschaft gewonnen, wo es jeweils Bronze gab. Im Halbfinale hatte sich Argentinien mit 5:2 gegen Deutschland durchgesetzt, das am Ende den dritten Platz belegte.

IOC: Das irische IOC-Mitglied Patrick Hickey ist am Donnerstag wegen des Vorwurfs des Ticket-Schwarzhandels von der Polizei verhört worden. Wie das irische Nationale Olympische Komitee mitteilte, war Hickey zuvor aus dem Krankenhaus entlassen worden. "Pat Hickey ist (...) zu einer Polizeiwache begleitet worden, um eine umfassende Aussage zu machen", hieß es.Hickey war am Vortag in seinem Hotel in Rio festgenommen worden. Die Behörden werfen ihm die Verwicklung in Schwarzmarktgeschäfte mit Olympia-Tickets vor. Angesichts der Anschuldigungen lässt Hickey seine olympischen Ämter ruhen, bis der Fall aufgeklärt ist. Der Ire ist seit 2012 unter anderem Mitglied der IOC-Exekutive, der einflussreichen Führungsspitze.

Wasserpringen: Die erst 15-jährige Chinesin Ren Qian ist Olympiasiegerin im Turmspringen. Sie holte sich am Donnerstag (Ortszeit) Gold mit 439,25 Punkten vor ihrer 17 Jahre alten Teamkollegin Si Yajie, die auf 419,40 Punkte kam. Ren Qian kürte sich zur zweitjüngsten Olympiasiegerin in dieser Disziplin. Nur Fu Mingxia war 1992 mit 13 Jahren jünger. Die Kanadierin Meaghan Benfeito gewann Bronze mit 389,20 Punkten.Damit haben die Chinesen sechs von bislang sieben Goldmedaillen bei den olympischen Wassersprung-Wettbewerben in Rio gewonnen. Die 15-jährige Berlinerin Elena Wassen schied als Halbfinal-17. aus. Für London-Halbfinalistin Maria Kurjo war der Vorkampf Endstation.

Doping: In Rio ist der zweite Medaillengewinner des Dopings überführt worden. Wenige Stunden nach dem kirgisischen Gewichtheber Issat Artykow wurde der russische Kanute Sergei Tarnowtschi, der im Kajak-Einer über 1000 m Bronze gewonnen hatte, am Donnerstag nachträglich disqualifiziert.

Ein vor dem Wettbewerb durchgeführter Dopingtest erbrachte ein positives Ergebnis. Dies teilte der internationale Kanu-Verband ICF mit. Der 19-jährige Anoschkin wurde von den Olympischen Spielen ausgeschlossen, seine Medaille aberkannt. Murray Stewart aus Australien rückt als Vierter des Wettkampfs auf den Bronze-Rang nach, Max Hoff aus Essen auf Platz sechs vor. Beim Rennen im Kajak-Zweier mit seinem Bruder Oleg darf Anoschkin nach Regel 7.8 der ICF-Anti-Doping-Regeln nicht antreten.

Moderner Fünfkampf: Peking-Olympiasiegerin Lena Schöneborn ist glänzend gestartet. Die Medaillenanwärterin zeigte im Auftakt-Fechten in Deodoro eine gute Leistung und belegte nach 24:11 Siegen mit 244 Punkten den zweiten Platz. Besser lief es nur für die Polin Oktawia Nowacka (262), die 27 ihrer 35 Gefechte gewann.

Die zweite deutsche Starterin Annika Schleu (Berlin) beendete das Fechten am Donnerstag mit einer Negativbilanz von 17:18 (202). Die Wettkämpfe im Modernen Fünfkampf werden am Freitag fortgesetzt. Nach dem Schwimmen (200 m Freistil) folgt das erstmals bei Olympischen Spielen ausgetragene Bonusfechten. Es folgt das Reiten, ehe im abschließenden Combined-Event aus Laufen und Schießen die Entscheidung fällt.

Bei den Männern ist Patrick Dogue mit einem sehr guten Ergebnis gestartet. Der 24 Jahre alte Sportsoldat beendete die erste Disziplin Fechten am Donnerstag auf Rang zwei mit 23 Siegen und 12 Niederlagen und darf sich sogar Hoffnungen auf eine Medaille machen. Sein Teamkollege Christian Zillekens wurde mit einer Bilanz von 16:19 nur 26.

Dogue und der vier Jahre jüngere Zillekens waren in Rio nicht als Medaillenkandidaten an den Start gegangen. "Bei den Herren wäre es eigentlich schon ein Erfolg, wenn sie unter die ersten 15 kommen", hatte Bundestrainerin Kim Raisner gesagt. Die weiteren vier Disziplinen Schwimmen, Reiten, Schießen und Laufen finden bei den Männern wie die Bonusrunde im Fechten am Samstag statt.

Ringen: Mit einer Bronzemedaille im Gepäck kehren die deutschen Ringer von den Olympischen Spielen in Rio zurück. Am letzten Kampftag mit deutscher Beteiligung schieden Maria Selmaier (Jena/75 kg) und Nina Hemmer (Ückerath/53 kg) vorzeitig aus. Nur Denis Kudla (Schifferstadt/85 kg) schaffte es aus dem deutschen Lager in Brasilien aufs Podest.

Die 23-Jährige Hemmer war nach einer Niederlage in der Qualifikation ausgeschieden. Die WM-Achte von 2015 unterlag in der Klasse bis 53 kg der Chinesin Xuechun Zhong nach Punkten mit 1:3. Da die Chinesin im Anschluss ihr Achtelfinale verlor, durfte Hemmer auch nicht mehr in der Hoffnungsrunde starten."Ich habe versucht, das Beste aus dem Kampf herauszuholen. Ich habe ein sehr starkes Los erwischt", sagte Hemmer nach ihrem Kampf: "Jeder Sportler, der hier startet, hat bestimmte Erwartungen, die er erfüllen möchte. Ich hatte mir noch ein bisschen mehr erhofft."

Ähnlich erging es Selmaier. Die 24-Jährige war in ihrem Auftaktkampf gegen Erica Wiebe aus Kanada chancenlos. "Ich hatte gehofft, dass ich Mittel gegen sie finde. Das hat nicht geklappt", sagte die gebürtige Magdeburgerin. In der Hoffnungsrunde verlor sie gegen die Chinesin Fengliu Zhang vorzeitig.Besonders enttäuschend aus deutscher Sicht war jedoch das frühe Aus der Stars. Frank Stäbler (Musberg/bis 66kg) verlor wegen einer Fußverletzung zwei seiner drei Kämpfe. Der 27-Jährige schied genauso vorzeitig aus wie Weltmeisterin Aline Focken (Krefeld), die in der Schwedin Anna Fransson im Viertelfinale ihre Meisterin fand.

Hürden: Der Amerikaner Kerron Clement hat die Goldmedaille über 400-Meter-Hürden bei den Olympischen Spielen in Rio gewonnen. Mit 47,73 Sekunden setzte sich der Weltmeister von 2007 und 2009 am Donnerstag gegen Boniface Mucheru Tumuti aus Kenia durch, der 47,78 Sekunden schnell lief. Bronze ging an den Türken Yasmani Copello. Er kam nach 47,92 Sekunden über die Ziellinie. Pech hatte der Olympia-Dritte von 2012, Javier Culson aus Puerto Rico, der wegen eines Fehlstarts disqualifiziert wurde. Deutsche Läufer waren nicht am Start.

Springreiten: Ludger Beerbaum wird noch dieses Jahr aus der deutschen Nationalmannschaft zurücktreten. "Ich habe nach reiflicher Überlegung entschieden, dass das meine letzten Spiele waren", sagte der 52-Jährige am Donnerstag bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. "Ich mache Platz für junge Leute." Diese Entscheidung habe er mit Bundestrainer Otto Becker getroffen.

Er wolle noch beim Nationenpreis Ende September in Barcelona für Deutschland reiten, sagte Beerbaum. Ein Karriereende sei aber noch nicht geplant. "Nein das ist nicht die Absicht", betonte der Profi aus Riesenbeck. Nach vier Goldmedaillen zwischen 1988 und 2000 hatte Beerbaum zuvor in Rio Bronze mit dem deutschen Team gewonnen. Den Sprung in die Einzel-Konkurrenz hatte er jedoch verpasst, da nur drei Reiter pro Nation starten dürfen.

Triathlon: Die britischen Brownlee-Brüder haben das Triathlonrennen zur Familienangelegenheit gemacht. Nach 1,5 km Schwimmen, 38,5 km Radfahren und 10 km Laufen gewann am Donnerstag der 28 Jahre alte London-Sieger Alistair vor dem zwei Jahre jüngeren Jonathan, der 2012 den dritten Rang belegt hatte. Bronze ging in Rio an den Südafrikaner Henri Schoeman. Zwar hatte sich Deutschland durch die Ergebnisse während der Saison zwei Startplätze erkämpft. Da aber kein Athlet die vom DOSB geforderte Olympia-Norm erfüllte, verzichtete der Dachverband auf eine Nominierung.

Hochsprung: Marie-Laurence Jungfleisch (Stuttgart) ist ins Hochsprung-Finale am Samstag (20.30 Uhr OZ/01.30 Uhr MESZ) eingezogen. Die 25-Jährige überquerte die für den Kampf um die Medaillen geforderten 1,94 m im zweiten Versuch, vorher hatte sie bei 1,92 m etwas gewackelt und drei Durchgänge benötigt.Die WM-Sechste Jungfleisch hatte Mitte Juli erstmals die zwei Meter geknackt und gehört in Rio zu den Medaillenkandidatinnen. Die Weltjahresbeste Chaunté Lowe (USA), Europameisterin Ruth Beitia (Spanien) und Ex-Weltmeisterin Blanka Vlasic (Kroatien) gaben sich ebenfalls keine Blöße.Die russischen Springerinnen um London-Olympiasiegerin Anna Tschitscherowa und Maria Kuschina waren wegen des Ausschlusses in Folge des massiven Dopingskandals in Russland nicht am Start.

Hockey: Der zweimalige Olympiasieger Moritz Fürste beendet seine Nationalmannschaftskarriere nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Dies teilte der 31 Jahre alte Goldmedaillengewinner von Peking 2008 und London 2012 per Facebook mit. "Heute werde ich das letzte Mal im Nationaltrikot auflaufen. Ein letztes Mal alles geben, um für Deutschland, das Team und für mich eine olympische Medaille zu gewinnen", schrieb Fürste am Donnerstag vor dem Spiel um Platz drei (12.00 Uhr OZ/17.00 Uhr MESZ) gegen die Niederlande.

Er liebe Hockey, er liebe den Sport und habe und "werde immer ALLES für den Sport geben", ergänzte der Hamburger: "Ich habe viele Rückschläge in meiner Karriere und im Leben erleben dürfen, und jeder einzelne davon ist etwas wert gewesen und hat mir geholfen zu lernen..."Fürste, der 2006 mit Deutschland Weltmeister wurde, bedankte sich ausführlich bei seiner Familie und seinen Freunden für die jahrelangen Entbehrungen, bevor er mit folgenden Worten schloss: "Ich verneige mich und sage: Tschüß, macht's gut und bitte bitte liebes Deutschland: erfreut euch an einer der tollsten Dinge der Welt - dem Sport!"

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