Olympia:Das IOC hält Nordkorea einen Olympia-Startplatz frei

49. Nebelhorn Trophy 2017

Das Eiskunstlauf-Paar Ryom Tae-Ok und Kim Ju-Sik.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)
  • Bisher haben sich zwei Sportler aus Nordkorea für die Olympischen Spiele in Südkorea qualifziert.
  • Die Diktatur ließ jedoch die offizielle Meldefrist verstreichen. Trotzdem zeigt sich das IOC nachgiebig.
  • Nach der Neujahrsansprache von Diktator Kim Jong-Un gibt es Hoffnung auf ein Team bei den Spielen 2018.

Von Barbara Klimke

Keine hundert Kilometer trennen Nordkoreas Staatsgebiet von den olympischen Sportstätten in Pyeongchang. Noch vor dem Jahreswechsel wirkte es, als sei dies für die Athleten aus dem abgeschotteten Norden eine unüberbrückbare Distanz. Nach der Neujahrsansprache des Machthabers Kim Jong-un scheint nun die Möglichkeit näher zu rücken, dass vor der Eröffnungsfeier der Winterspiele am 9. Februar tatsächlich eine nordkoreanische Delegation die innerkoreanische Grenze passiert. Laut Kim sind die Wettbewerbe in Eis und Schnee ein guter Zeitpunkt, die "Einheit des Volkes" zu demonstrieren.

Wie groß die Delegation werden könnte, ist unklar, so lange die Nachbarländer den sportpolitischen Dialog noch nicht aufgenommen haben. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) begrüßte die Gesprächsabsichten am Dienstag und teilte mit, dass "die Einladung" an Nordkorea weiter bestehe. Sportlich qualifiziert haben sich bisher nur zwei nordkoreanische Athleten: Die Paarläufer Kim Ju-sik, 25, und Ryom Tae-ok, 18, reisten im September bis nach Oberstdorf im Allgäu, um dort mit dem sechsten Platz bei einem internationalen Wettbewerb, der Nebelhorntrophy, einen Quotenplatz für ihr Land zu sichern. Allerdings versäumte es Nordkoreas Olympisches Komitee anschließend, die Läufer beim IOC namentlich anzumelden, und ließ die Registrierungsfrist verstreichen. Der Olympiastartplatz, den sich Kim Ju-sik und seine Partnerin Ryom Tae-ok erobert hatten, wurde daraufhin von der internationalen Eislauf-Föderation an ein Paar aus Japan weitergereicht.

An einem kleinen bürokratischen Säumnis solle das große geopolitischen Tauwetter jedoch nicht scheitern, erklärte ein IOC-Sprecher am Dienstag: "Wir können bestätigen, dass wir diesen Platz für das nordkoreanische Paar offenhalten." Offiziell vergibt das IOC keine Wildcards oder sonstige Sonderplätze für die Winterspiele. Es weist aber darauf hin, dass in einigen Sportarten die Qualifikationswettkämpfe für Pyeongchang noch nicht abgeschlossen seien. Gut möglich also, dass sich Wege finden lassen, die nordkoreanische Reisegruppe personell etwas aufzustocken.

Nordkorea hatte 1964 erstmals an Winterspielen teilgenommen. Bei den Sommerspielen 2000 und 2004 marschierten die beiden koreanischen Staaten hinter einer Fahne ein, traten aber als separate Mannschaften an. Bei den Winterspielen 2014 in Sotschi war die Diktatur nicht vertreten. In den vergangenen Monaten aber hat das Regime in Pjöngjang keine Mittel gescheut, um zumindest die Paarläufer Kim Ju-sik/ Ryom Tae-ok auf internationales Niveau zu bringen: Nach der WM 2017 durften die Athleten, begleitet von einem Coach und einem Delegationsleiter, bei dem Kanadier Bruno Marcotte in Montreal trainieren. In Oberstdorf gaben sie sogar eine Pressekonferenz nach ihrer Olympiaqualifikation. Fragen zu den Spielen in Pyeongchang waren freilich nicht erlaubt. In ihrem Programm geben sie sich weltläufig: In der Kurzkür laufen die Nordkoreaner zur Musik der Beatles.

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