Beachvolleyball bei Olympia:„Jetzt erstmal ab in die Eistonne und runterkühlen“

Lesezeit: 2 Min.

Der zweite Satz war fast eine Formsache: Clemens Wickler (links) und Nils Ehlers stehen im Beachvolleyball-Halbfinale von Paris. (Foto: Robert F. Bukaty/AP)

Das einzig verbliebene Duo aus Deutschland, Nils Ehlers und Clemens Wickler, ist ins olympische Halbfinale eingezogen. Dort könnten die beiden auf ein Überteam aus Norwegen treffen – doch verstecken müssen sie sich nicht.

Von Sebastian Winter, Paris

Als Nils Ehlers und Clemens Wickler unter den Bäumen im Grünen nahe des Eiffelturms anhielten, bereit für ein paar Fragen, da wunderten sie sich ein wenig. „Was ist das denn, eine Speisekarte? Kann man sich da was aussuchen?“, fragte Ehlers scherzhaft. Er blickte auf ein Tablett voller Mobiltelefone von Journalisten.

Die Aufmerksamkeit für das einzige im Turnier verbliebene deutsche Beachvolleyball-Duo steigt. Und es war ja auch etwas Besonderes, das Ehlers und Wicker vollbracht hatten. Sie sind nach einem überaus souveränen 2:0 (22:20, 21:15)-Erfolg über die Niederländer Stefan Boermans/Yorick de Groot ins Halbfinale eingezogen. Vor ihnen war das bei Olympischen Spielen nur zwei deutschen Männer-Duos gelungen: 2000 in Sydney Jörg Ahmann und Axel Hager, die Bronze gewannen. Und 2012 in London den Olympiasiegern Jonas Reckermann und Julius Brink.

SZ PlusReiten bei Olympia
:Der Gold-Kukuk vom Teutoburger Wald

Erstmals seit 28 Jahren gewinnt wieder ein deutscher Springreiter bei Olympia im Einzel. Im Finale von Versailles zeigen Christian Kukuk und sein Wallach Checker einen fehlerfreien Ritt. Wie Ross und Reiter zusammenfanden – und was Fußballprofi Thomas Müller damit zu tun hat.

Von Gabriele Pochhammer

Ehlers war nach dem großen Erfolg völlig fassungslos: „Wie geil ist das denn, Alter. Ich habe alle Nervosität rausgeschrien, Clemens hat unfassbar geil gespielt, ich habe unfassbar geil gespielt. Jetzt erstmal ab in die Eistonne und runterkühlen.“

Im ersten Satz wackelten sie nur kurz, der zweite Satz war dann fast eine Formsache

Die Deutschen hatten das Publikum am frühen Dienstagabend hinter sich. In der sengenden Sonne und bei schwierigen Windverhältnissen wirkten sie schon nach dem Anpfiff sehr konzentriert. Nach einem Block von Ehlers und einem Angriffsfehler der Niederländer stand es 11:8 für sie, später gar 17:12. Dann begann für sie die kritischste Phase im gesamten Spiel. Sie mussten zwei gegnerische Asse hinnehmen, Ehlers wurde geblockt, Wickler schlug ins Netz. Der Vorsprung war weg. Dann trümmerte Wickler bei eigener 21:20-Führung den nächsten Ball in den Block von Boermans – doch er bemerkte offenbar eine Netzberührung des Niederländers. Sie nahmen eine Challenge und hatten tatsächlich Erfolg damit: 22:20, Satzgewinn.

Der zweite Satz war dann fast eine Formsache, und als die Deutschen den Matchball dank eines Netzaufschlags von de Groot verwandelt hatten, brachen auch auf der Tribüne alle Dämme. Dort saß Wicklers Familie und sprang auf, die Eltern, Schwester Jenny, die der SZ sagte: „Es war ein unfassbar gutes Spiel, ich bin richtig, richtig stolz. Einfach nur wow.“

Am Donnerstag kommt es nun zum Duell mit den Spaniern Herrera/Gavira oder den Olympiasiegern, Welt- und Europameistern Mol/Sorum aus Norwegen, die ihr Viertelfinale am Mittwoch austragen. Verstecken brauchen sich Ehlers und Wickler aber nicht einmal vor dem Überteam aus dem hohen Norden. Ehlers ist aktuell der beste Blockspieler und der zweitbeste Scorer im olympischen Turnier. Und Wickler, der zugab, „extrem nervös“ gewesen zu sein, muss nur seine Routine beibehalten und vor dem Halbfinale, wie immer, mit seiner Familie Penne Bolognese essen. „Das gibt mir Sicherheit, entspannt mich, lässt mich locker sein.“ Auch auf dem Weg in ein mögliches olympisches Finale.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

DFB-Frauen verpassen Finale
:Eine Chance bleibt noch

Gegen die Olympia-Rekordsiegerinnen aus den USA verlieren die DFB-Frauen ohne Kapitänin Popp und Torjägerin Schüller 0:1 nach Verlängerung. Eine Bronzemedaille zum Abschied von Horst Hrubesch kann das Nationalteam aber noch holen.

Von Anna Dreher

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: