Winter-Olympia 2030:Schnapsidee aus Schmalkalden

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Winter-Olympia 2030 in Thüringen, Sachsen und Bayern? Diese Idee hatte offenbar ein Geldinstitut in Schmalkalden.

(Foto: REUTERS)

Eine deutsche Olympia-Bewerbung für 2030, die allerlei vernachlässigte Landstriche mit Ausnahme der Südeifel und der Westpfalz umfassen soll? Diese Vision aus Ostdeutschland kann nur ein Scherz sein.

Kommentar von Thomas Kistner

Schon richtig, der Elfte im Elften war in der Vorwoche. Aber der olympische Karneval, der kommt erst jetzt in Fahrt. Am Montag gab das Internationale Olympische Karnevalskomitee (IOC) die Partnerschaft mit Airbnb bekannt, einem umstrittenen Vermietungsportal, das praktischerweise gerade mit der künftigen Olympiastadt Paris in einem wüsten Rechtsstreit liegt. Nun dürfen die Herrn der Ringe der erzürnten Bürgermeisterin Anne Hidalgo dartun, ob sie noch alle Tassen im Schrank haben.

Am Dienstag dann trat ein Geldinstitut im thüringischen Schmalkalden mit der Schnapsidee einer deutschen Winterspielbewerbung 2030 auf die Bühne, die allerlei vernachlässigte Landstriche mit Ausnahme vielleicht der Südeifel und der Westpfalz umfassen soll. Prompt bricht ein veritables Narrentheater los.

Eine Olympia-Vision spalte den Wintersport, vermeldeten atemlos die Agenturen. Die Kommunalchefs jubeln, die Elferratsvorsitz- ... pardon: Präsidenten von Olympischem Sportbund und Bob- und Schlittenverband reagierten irritiert auf die Überrumpelungsaktion zweier Privatleute. Die trommeln einfach mal für eine Kandidatur von Thüringen, Sachsen und Bayern und treffen damit offenbar den ewig wunden Punkt hierzulande. Ihr Begehr treiben sie mit den handelsüblichen Argumenten voran: Es brauche ein Signal Richtung Ostdeutschland, weil, klar: "Dort fühlen sich viele abgehängt." Das ist sicher richtig. Und weil man ja auch weiß, dass sich all die honorigen IOC-Mitglieder aus Guatemala und Fidschi, Pakistan und Gambia rund um die Uhr mit Fragen der mildtätigen Nachsorge zur deutschen Wiedervereinigung befassen, steht den Winterspielen 2030 zwischen Oberwiesenthal und Garmisch rein gar nichts mehr im Wege.

Das Ganze gehört jetzt nur noch konsequent zu Ende gedacht. Wenn all die geschätzten Gäste schon im Lande sind: Sollten sie sich nicht gleich über Olympiapartner Airbnb temporär bis zu den Sommerspielen 2032 einbuchen? Die finden in der Notstandsregion Rhein/Ruhr statt. Narhalla-Marsch. Ta-taa, ta-taa, ta-taa!

Ach, Olympia. Es hat dem Land so viel zu geben, zum Glück ist diese Woche noch lang. Bleiben Sie auch morgen dran, wenn es heißt: Berlin steigt in die Bütt - und Tanzmariechen werden olympisch!

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